Gute Nacht, Deutschland
Die deutsche Wirtschaft geht den Bach runter. Warum es erst schlimmer werden wird, bevor es besser werden kann.
Liebe Abonnenten,
ich war vergangene Woche bei meinem derzeitigen Lieblings-Podcast zu Gast. Multipolarity beschäftigt sich mit den geopolitischen Veränderungen unserer Zeit - dem Übergang von einer unipolaren, von der USA dominierten Welt zu einer multipolaren. Ich dürfte über die Gründe des Niedergangs der deutschen Wirtschaft sprechen. Man kann das hier nachhören.
Gleichzeitig ist das ein guter Anlass, die Gedanken nochmals auf Papier zu bringen. Für diejenigen, die noch nicht ganz mitbekommen haben, was aktuell gerade passiert, ein paar Meldungen der vergangenen Tage:
Volkswagen, der zweitgrößter Autobauer der Welt, will Werke schließen und bis zu 30000 Mitarbeiter entlassen - zum ersten Mal in seiner Geschichte.
BMW und Mercedes geben Gewinnwarnungen heraus
Autozulieferer wie ZF entlassen über 10000 Mitarbeiter
Obwohl die meisten Volkswirtschaften wachsen, schrumpft die deutsche Wirtschaft 2024
Die Gründe für diese beispiellose Krise sind komplex, in der Summe führen sie zu einem „perfekten Sturm“. Das Absurde ist, dass jeder Faktor zu einem großen Teil selbstverschuldet ist. Vieles von dieser „Selbst-Sabotage“ ist Dummheit und Kurzsichtigkeit, sie schafft aber auch Raum für Theorien, wonach eine Intention dahinter steckt. Werfen wir einen Blick auf die einzelnen Faktoren:
Das Verbrenner-Verbot
Die deutsche Automobilindustrie gehört(e) zu den wettbewerbsfähigsten weltweit. Nicht nur, dass die Produkte gleich mehrerer Hersteller überall auf der Welt für höchste Qualität stehen. Daran hängt ein ganz Netz an oft unbekannten Zulieferer-Betrieben, die von Spezialschrauben bis Fensterhebern alles Erdenkliche herstellen. Vermutlich werden in 10 oder 20 Jahren wesentlich weniger Verbrenner-Autos auf dem Planeten fahren und mehr Elektrofahrzeuge. Das ist das Muster von Innovationen: Gute Produkte verdrängen nicht so gute, und setzen sich durch. Deutschland aber scheint sich mutwillig, von seiner wettbewerbsfähigsten Industrie zu trennen. China zum Beispiel hatte vor einigen Jahren seine „China2025“-Strategie angekündigt, führend in der Elektromobilität werden zu wollen. Mit einer langfristigen Strategie sicherte man sich so, nahezu alle Teile der Wertschöpfungskette - von den Rohstoffen in Afrika bis zur Batterie-Herstellung. Das hätte man wissen können, als man in der EU beschloss, Verbrenner-Motoren bis 2035 zu verbieten.
Der chinesische Markt bricht weg
China steckt aktuell in einer der größten Wirtschaftskrisen seit seiner Öffnung. In den vergangenen 20 Jahren brachten es Millionen von Chinesen zu teils sagenhaften Reichtum, indem sie Immobilien kauften. Der private Immobilienbesitz war erst in den 1990er Jahren freigegeben worden und in der Folge entwickelte sich ein rasanter Bauboom, der die Preise in die Höhe trieb. Deutsche Autobauer genossen in China einen exzellenten Ruf und somit fanden Premium-Fahrzeuge reißenden Absatz. Durch die Immobilienkrise lahmt diese Nachfrage. (Das aktuelle Stimulus-Paket Pekings wird nur vorübergehend Abhilfe schaffen.)
Gleichzeitig aber schädigt man aktiv die Beziehungen zu Peking. Kürzlich bestand eine deutsche Fregatte darauf, die Straße von Taiwan zu durchfahren. Das ist zwar gemäß internationalen Recht legitim, verärgerte aber Peking.
3) Die Energiewende
Wind- und Solar-Energie mögen die Energiequellen der Zukunft sein. Da der Wind aber nicht immer weht und die Sonne gerade in Deutschland oft nicht scheint, benötigt man eine Grundlast. Während der Dunkelflaute muss eine Energiequelle für Strom sorgen. Am schönsten wäre Wasserkraft - hat Deutschland aber nicht. Es bleiben Kohle, Gas und Atomkraft. Die Atomkraftwerke schaltete man ab. Nordstream2 ließ man sich vor der Nase wegsprengen und tut so, als interessiere eh niemanden, wie es dazu kam. Gas aus Russland möchte man nicht mehr. Bleibt nur Kohle. Trotz Zahlenakrobatik steigen die Energiepreise für die Industrie. Konzerne wie BASF ziehen die Konsequenz und wandern ab. Mittelständler, die diese Möglichkeit nicht haben, gehen pleite.
4) Degrowth-Ideologie
Wenn man nach den Gründen für diese Selbst-Sabotage sucht, landet man schnell bei Figuren wie Ulrike Hermann, aber eben auch Wirtschaftsminister Robert Habeck. Hermann ist Autorin des Bestsellers „Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind“. Sie plädiert darin offen für ein Schrumpfen der Wirtschaft und preist die britische Kriegswirtschaft im Zweiten Weltkrieg als Beispiel. Bizarr. Robert Habeck ist kein Degrowther, weist aber zunehmend ideologische Züge auf. Vermutlich hofften er und seine Thinktanker von der Agora Energiewende tatsächlich auf ein grünes Wirtschaftswunder. Mittlerweile aber sind die Signale aus der Realwirtschaft recht deutlich, dass diese nicht kommen werden. Habecks Reaktion? Er fordert ein „Weiter So“ und lehnt jegliche Diskussion ab.
5) Die versteckten Kosten des Ukraine-Kriegs
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