BlingBling Macro 3/23: Krieg und Frieden
Was geht mit Bitcoin, Inflation, Aktien und Gold? BlingBling mit dem vierteljährlichen Rundumschlag - und zwei diametral entgegengesetzten Thesen darüber, wie es bis Ende des Jahres weitergeht.
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alle drei Monate gibt BlingBling einen Überblick und Ausblick auf verschiedene Anlage-Klassen, wo wir gerade stehen und wie es vielleicht weitergehen könnte. Die letzte Ausgabe vom April dieses Jahres gibt es hier nachzulesen.
Die Großwetter-Lage
Rallys entstehen immer dann, wenn keiner sie erwartet. Das ist zwar so etwas wie eine Börsen-Binse, hat sich aber in den vergangenen drei Monaten wieder einmal als wahr erwiesen. Nahezu alle großen Indizes stehen heute um zehn bis 20 Prozent höher als vor drei Monaten. Warum passiert so etwas? Man kann es zum Teil aus der Psychologie heraus erklären. Wenn die Stimmung eher negativ und pessimistisch ist, sind nur wenige Investoren im Markt. Geringe Ausschläge nach oben reichen dann aus, um beim Rest FOMO - Fear of Missing Out - zu erzeugen. Immer mehr springen dann auf den Zug auf, um noch etwas von der Rally mitnehmen zu können. Die große Frage ist nun: War das ein Strohfeuer, oder erst der Auftakt zu einem größeren Bullmarkt. Am Ende der Ausgabe möchte ich zwei diametral entgegen gesetzte Theorien vorstellen, die ich beide für faszinierend und schlüssig halte. Auf jeden Fall hob die amerikanische Zentralbank diese Woche die Zinsen nochmals an - das war vom Markt erwartet worden. Insofern gab es keine Überraschung. Allerdings ist das Ausmaß schon historisch: Die Zinsen waren mit aktuell 5,5 Prozent seit 2001 nicht mehr so hoch, zudem stiegen sie noch nie so schnell an.
Bitcoin
Wie kaum ein anderes Asset reagiert Bitcoin mittlerweile unglaublich feinfühlig auf Änderungen in Stimmung und Liquidität. Was sich auf den übrigen Märkten erst im Frühjahr zeigte, nahm Bitcoin schon in den ersten drei Monaten dieses Jahres hinweg. Seitdem steckt der Kurs auf einem stabilen Level um die 30000 $. Hinzu kamen Nachrichten, wonach Blackrock, der größte Vermögensverwalter der Welt, einen Antrag auf einen Bitcoin-ETF gestellt hat. Damit wäre Bitcoin ultimativ im Establishment angekommen. Noch immer ist es vielen institutionellen Investoren zu unsicher und kompliziert, Bitcoins zu verwahren. Andere müssen gewissen Regeln folgen, die es verbieten, in etwas anderes als Aktien, ETFs, oder Anleihen zu investieren. Würde der Bitcoin-ETF genehmigt werden, käme also endlich frisches Kapital in den Markt. Schnell kamen auch Gerüchte auf, Blackrock würde sich schon heimlich eindecken, und sei für den jüngsten Anstieg auf 31000 $ verantwortlich. War aber der alte Bekannte Michael Saylor, der mal wieder nachgekauft hatte und mittlerweile 0,726 Prozent des gesamten Bitcoin-Angebots kontrolliert.
Zur Jahreswende dürfte der Halving-Effekt sich langsam bemerkbar machen. Dieses findet im Mai 2024 statt, aber immer mehr Investoren dürften die Angebots-Verknappung vorwegnehmen und eine Rally auslösen. Ob die Halvings in den vergangenen Jahren nicht einfach mit den Zinszyklen zusammenfielen, und so Bitcoin in ungeahnte Höhen katapultierten, darum geht es unter anderem im Paid-Bereich. Trotzdem kurze Erinnerung: Wenn Bitcoin fällt, verkünden viele den Tod des Assets (hier eine Liste von Nachrufen - es sind über 400). Steigt Bitcoin, überschlagen sich die Kursziele. Hier sieht man den “Rainbow-Chart”. Holger vom Blockchain-Center hat einmal aufgeschrieben, wie es zu diesem Chart kam, und es ist ein gutes Lehrstück darüber, wie sich solche “Memes” in der Szene festsetzen.
III. Aktien
Wirft man einen genaueren Blick auf die Aktien-Rally, stellt man fest, dass es vor allem die üblichen Verdächtigen waren, die stark gestiegen waren. Die Aktie von Tesla hat sich seit Jahresbeginn mehr als verdoppelt. In den vergangenen drei Monaten ging es nochmals um rund 40 Prozent nach oben. Ähnlich sieht es bei den üblichen FAANG-Aktien aus (Facebook/Meta, Amazon, Apple, Netflix und Google - wobei sich Netflix seit diesem Quartal auch mit Halbleiter-Hersteller Nvidia ersetzen lässt). Wenn man im eigenen Depot nicht so viel von der Rally mitbekommen hat, dann liegt es daran, dass es eben nur wenige Werte waren, die die Indizes nach oben getrieben haben. Hinzu kam der AI-Boom mit dem Hype um ChatGTP. Der bildete sich unter anderem bei Chip-Hersteller Nvidia ab: Die Aktie hat sich seit der letzten Ausgabe von BlingBling-Macro verdoppelt.
Wer übrigens glaubt, jetzt noch schnell auf den AI-Zug aufspringen zu müssen - don’t. Langfristig mag eine Investition in einen ETF, momentan sind die hohen Bewertungen kaum mehr zu rechtfertigen. Der gesamte Tech-Sektor ist aktuell überkauft, und eine Korrektur wahrscheinlich.
IV. Gold
Gold hat die vergangenen Wochen eine Pause eingelegt. Angesichts der zunehmenden geopolitischen Spannungen aber dürfte es sich tatsächlich um eine Korrektur handeln. Auch wenn der US-Dollar noch lange seinen Status als globale Reserve-Währung behalten kann - die Zeichen der Zeit sind auf Multipolarität ausgerichtet. Eine BRICS-Währung kann auf Dauer nur erfolgreich sein, wenn sie mit „hard assets“ gedeckt ist. Vielleicht spielt Bitcoin in diesem Zusammenhang eine Rolle, noch aber ist es Gold, worauf die Zentralbanken setzen.
In den vergangenen Wochen mehrten sich die Gerüchte, wonach die BRICS-Staaten im August eine gold-/rohstoffgedeckte Währung präsentieren wollen. Ob da tatsächlich eine Konkurrenz zum US-Dollar entsteht, oder die Meldung von russischen Propaganda-Medien wie Russia Today lanciert wurde, ist noch offen. Immerhin scheint es so ernst zu sein, dass sich der indische Präsident Modi genötigt sah, zu betonen, Indien werde da nicht mitmachen
Zum Hintergrund:
V. Inflation und Öl
Die Inflation hat zumindest in den USA etwas nachgelassen. Zumindest geht das Tempo der Preissteigerungen zurück. Noch aber haben die Zentralbanken keine Entwarnung gegeben. Seitens der FED heißt es eher: Man müsse sich auf eine länger anhaltende Inflation, und damit auf einen längeren Kampf gegen Inflation einstellen. Das gilt vor allem für Europa, wo man stärker unter höheren Energiepreisen leidet als in den USA.
All das hat nun eben auch mit den geopolitischen Entwicklungen und dem Krieg in der Ukraine zu tun - der vom Markt im vergangenen Quartal ausgeklammert zu sein schien. Unterdessen haben Russland und Saudi-Arabien nochmals bekannt gegeben, die Öl-Fördermenge zu verknappen. Die strategische Erdöl-Reserve der USA, die im vergangenen Jahr auf den Markt geworfen wurde, um die Preise während des Ukraine-Krieges niedrig zu halten, wird immer noch nicht aufgefüllt - irgendwann aber muss das geschehen. Das spricht für steigende Öl-Preise und eine zweite Welle von Inflation in den kommenden Monaten. Hinzu kommt, dass der Energie-Bedarf der Menschheit schneller steigt als der Ausbau regenerative Energien vorankommt, und gleichzeitig aktuell kaum etwas in die Erschließung neuer Quellen investiert wird - ein potenziell explosiver Mix für steigende Öl- und Kohlepreise.
Für zahlende Abonnenten geht es hier weiter mit zwei ziemlich überraschenden Thesen, was in den kommenden Monaten hinsichtlich des Krieges in der Ukraine zu erwarten ist, und wie BlingBling aufgestellt ist.
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