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Der brasilianische Präsident fragt sich jede Nacht, warum Staaten in US-Dollar und nicht in ihren eigenen Währungen miteinander handeln. Ja, warum eigentlich nicht?

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17.04.2023
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während in Europa Woche vor allem der Peking-Besuch der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock die Medien dominierte, achtete man in China selbst mehr auf einen anderen hochrangigen Staatsbesuch: Der brasilianische Präsident Lula traf in Peking auf seinen Amtskollegen Xi Jinping und hielt dort eine Rede, die anders als Baerbocks Mahnungen zur Menschenrechtslage, Wasser auf den Mühlen der chinesischen Propaganda-Maschinerie war. Lula nämlich erzählte recht emotional davon, dass er sich „jede Nacht selbst fragt, warum alle Länder ihren Handel in Dollar abwickeln“. „Warum“, fragte er bei seiner Rede bei der „New Development Bank“ in Shanghai, „Warum können wir nicht in unseren eigenen Währungen handeln?“.

Gemäß des Mottos „Es gibt keine dummen Fragen, nur dumme Antworten“ lohnt es sich tatsächlich dem Phänomen der Leitwährung einmal nachzugehen. Denn den Status des US-Dollars, der dieses „exorbitante Privileg“, wie es der französische Präsident Valéry Giscard d'Estaing einmal nannte, innehat, zu beenden, ist erklärtes Ziel Chinas. Zwischen 80 und 90 Prozent aller Devisen-Transaktionen sind in Dollar nominiert, und über 60 Prozent aller Devisen-Reserven weltweit sind US-Dollar. Dabei werden nur knapp 18 Prozent der globalen Güter in den USA produziert. Woher also dieses Missverhältnis? Und warum profitieren davon am allermeisten die USA?

Quelle: www.federalreserve.gov

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Als US-Präsident Richard Nixon 1971 die Goldbindung des US-Dollars aufhob, drohte der nun an nichts mehr gekoppelte Wert der amerikanischen Währung drastisch einzubrechen. 1973 aber trat an die Stelle des Goldstandards der sogenannte Petro-Dollar, der den Aufstieg des US-Dollars zur internationalen Leitwährung begründete. Die USA schlossen einen Deal mit dem damaligen größten Öl-Produzenten Saudi-Arabien. Gegen Waffenhilfe verpflichtete sich das Königreich Erdöl von nun nur noch gegen US-Dollar zu verkaufen (die die Scheichs dann wieder in amerikanische Staatsanleihen reinvestierten). Bald übernahmen andere Erdöl-exportierende Länder das System und rechneten ihr Öl ebenfalls in US-Dollar ab. Wenn also Japan Kuwait Öl kaufte, brauchte es US-Dollars, um dieses zu bezahlen. Aus der Gewohnheit wurde bald auch Zweckmäßigkeit: Wenn Deutschland Autos nach Mexiko verkaufte, wurde diese ebenfalls mit US-Dollar bezahlt. 


Mehr zum Thema von BlingBling:

Block-Party - über die neue Macht der BRICS-Staaten

Das exorbitante Privileg - Wie China seinem Ziel näher kommt, den US-Dollar als Leitwährung vom Thron zu stoßen.

Der Wert von allem - Eine kurze Geschichte des Geldes


Für die USA hat dieses gewachsene Konstrukt enorme Vorteile: Da alle Staaten US-Dollar benötigen, um Handel zu treiben, herrscht eine konstant hohe Nachfrage nach US-Dollar. Selbst bei einer hohen Staatsverschuldung bleibt der US-Dollar relativ stabil. In Zeiten geopolitischer Unsicherheit steigt er im Wert sogar an, da viele Investoren und Staaten darin einen sicheren Hafen sehen. Zudem sind die USA das einzige Land der Welt, die ihre Schulden bei internationalen Anlegern einfach „wegdrucken“ können. Nicht zuletzt können die USA Länder, die ihnen politisch unliebsam sind, vom US-Dollar abschneiden. 

Es ist dies allerdings ein Schwert, das bei zu häufigen Gebrauch stumpf wird. Als Washington nach der russischen Invasion der Ukraine das Land vom internationalen Zahlungsverkehr abschnitt, begannen auch andere Staaten sich nach Alternativen umzusehen. Die BRICS-Staaten allen voran China, wollen den US-Dollar durch ein „multipolares Währungssystem“ ersetzen. Darüber wird viel spekuliert, konkrete Formen aber hat dies bisher nicht. 

Nach wie vor bleibt der US-Dollar das „bequemste“ Zahlungsmittel. Und der brasilianische Präsident Lula könnte sich vielleicht auch nachts beim Einschlafen die Frage stellen, wie die Welt wohl aussähe, wenn das „exorbitante Privileg“ nicht in Washington, sondern in Peking läge.

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George
Apr 18

Ganz im Ernst, kein Staat der Welt sollte über das Monopol des Geldes verfügen. Bitcoin würde sich als weltwährung anbieten. Dauert wohl noch eine Weile , mit dem Studium des Bitcoin beschäftigt man sich mit dem Geldsystem und ist geschockt und gleichzeitig erleichtert, dass es eine Lösung gibt.

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CryptoDragon
Apr 17

Moral der Geschichte? Bitcoin fixes this ;)

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