Krieg und Inflation
Investoren-Legende Marc Faber über Gold, Öl, Rohstoffe - und darüber wie der Ukraine-Krieg enden wird
Marc Faber ist eine Investoren-Legende. Nachdem er in den 60er und 70er Jahren in Hongkong als Börsenhändler gearbeitet hatte, machte er sich später mit einem Fonds selbstständig. Er wurde als “Dr. Doom” bekannt, weil er mehrere große Crashs vorhergesagt hatte. Seitdem ist er im Dauer-Crash-Modus, und liegt nicht zuletzt deswegen gerade wieder mal richtig. Marc Faber ist außerdem Herausgeber des Reports “Gloom Boom & Doom”, sowie häufiger Markt-Kommentator und Sprecher.
Marc Faber lebt im Norden Thailands, in einer selbst entworfenen Fantasie-Villa, die vor allem durch einen eklektizistischen Stil und zahlreiche Mao-Memorabilien geprägt ist. Faber ist bekennender Libertärer, sowie leidenschaftlicher Alkohol-Trinker und Raucher. Mit BlingBling spricht er regelmäßig über Weltpolitik und Märkte.
Marc Faber, seit knapp über einem Jahr gelten Sanktionen gegenüber einem der größten Rohstoff-Produzenten der Welt. Trotzdem sehen wir bisher keinen starken Preisanstieg - weder bei Gold noch bei Öl. Wirken die Sanktionen doch?
Normalerweise wirkt sich ein Krieg preistreibend auf Rohstoffe aus. Weil mehr an Waffen und Geräte produziert wird, und weil es aufgrund von geopolitischen Spannungen Angebots-Engpässe gibt, steigen die Preise. Aber es kommt auch darauf an, unter welchen Bedingungen dieser Krieg stattfindet. Denkbar ist, dass zeitgleich zum Krieg auch eine Rezession kommt. Während des Zweiten Weltkriegs zum Beispiel stieg der Öl-Preis nicht. Das lag zum Beispiel auch an Rationierungen. Man verbot das Autofahren, also sank die Nachfrage, und die Preise blieben niedrig. Oder nehmen Sie Covid: Auch das war eine gewaltige Nachfrage-Einschränkungen. Wenn am Ende noch die Bevölkerung schrumpft, hat man das Problem auch erledigt.
Derzeit ist viel die Rede davon, dass Gold bald über 2000 US-Dollar steigen wird. Sind das gerade Kaufpreise?
Viele glauben, dass Gold sehr billig ist. Das ist in der Tat so, wenn man den Goldpreis in Relation zur Geldmenge setzt. Das Bild ändert sich aber etwas, wenn man Gold in Bezug zu anderen Rohstoffen setzt. Platin und Silber sind so gesehen noch billiger. Ich halte Gold nicht, weil ich auf einen Kapitalgewinn spekuliere. Für mich ist Gold eine Versicherung. Deswegen habe ich einen großen Teil meines Vermögens in Gold - rund 25 Prozent. Nun muss man sich Gedanken darüber machen, wo man das lagert. Im Haus? Im Garten vergraben? Bei einer Bank oder anderen Verwahrungsanstalten? Ich habe das bei Banken in Thailand, Singapur, Hongkong und in der Schweiz - aber nicht in den USA. Die Gefahr, dass Ausländer enteignet werden, halte ich unter der aktuellen Regierung hoch.
Die Minen-Aktien eignen sich besser zur Spekulation. Die allerdings laufen eher schlecht. Liegt das an den gestiegenen Energiekosten?
Auch, aber nicht nur. Das hat auch politische Gründe. BHP, Rio Tinto, Barrick, Newmont, oder Ivanhoe - das sind alles solide Werte. Aber den Großteil meiner Gold-Investitionen halte ich physisch. Auch Öl ist und bleibt eine interessante Investition. Die Chance, dass die Nachfrage nach Öl steigen wird, ist hoch. Das liegt an der dummen Politik mancher Grünen. Viele von ihnen haben einfach keine Ahnung, wie viele Rohstoffe und Energie man benötigt, um einen Elektromotor herzustellen. Die Umweltbilanz eines elektrischen Fahrzeuges ist viel höher, als uns die Politiker uns weismachen.
Viele Experten sind der Meinung, die Energiewende spreche für steigende Rohstoffpreise. Ich nehme an, das siehst Du auch so?
Natürlich! Wenn die ganze Welt so dumm wäre wie die deutschen Politiker, wären die Preise viel höher!
Anderes Lieblings-Thema von Dir sind chinesische Aktien, insbesondere Casino-Betreiber in Macao, die von der Wiederöffnung des Landes profitieren.
Ja, aber das braucht Zeit. Casino-Betreiber aus Macao sind auch längst nicht mehr so billig. Da findet man in Hongkong wahrscheinlich bessere Werte wie Hanglong oder Newworld, letzteres wird für 0,3 Prozent des Buchwerts gehandelt. Ich kenne diese Leute und weiß, dass die Firma recht gut geführt ist.
Aber natürlich hat China auch mit einer ganzen Reihe von Problemen zu kämpfen. Die Bevölkerung schrumpft - ebenso wie in Japan. 80 Prozent der Bevölkerung hat schon eine Wohnung. Da ist nicht mehr viel Luft nach oben. Aber ich gehe davon aus, dass noch mehr Chinesen und Ausländer aus dem asiatischen Raum Wohnungen in Hongkong oder Singapur kaufen wollen.
Der Zero-Covid-Industrie-Komplex und Chinas Öffnung
“Die Inflation wird weiter steigen” - Interview mit Marc Faber vom Juni 2022
“Bier und Zigaretten sind noch nie billiger geworden!” Interview mit Marc Faber vom Oktober 2021
Apropos Asien - gerade südostasiatische Märkte dürften doch von der geopolitischen Wende und den sich zuspitzenden Spannungen zwischen China und den USA profitieren.
Indien würde ich nicht unbedingt kaufen, da es immer noch teuer. Indonesien, Malaysia und Thailand sind definitiv nicht überbewertet. Auch Vietnam ist gerade interessant. Sollte es zu einem Weltkrieg kommen, wird Südamerika wohl sicher sein. Insofern kann ich Anlegern auch raten, einen Teil ihres Vermögens in Brasilien, Argentinien oder Chile zu investieren.
Und darüber hinaus halte ich Irak und Usbekistan für interessant. Ach ja, und russische Aktien sind gerade extrem günstig - man müsste halt Wege finden, diese kaufen zu können.
Zurück zum Ukraine-Konflikt - wie wird dieser Krieg enden?
Ein Wort der Warnung: Marc Faber ist Libertärer bis ins Mark. Nicht alles, was er sagt ist “political correct”. Seine Meinung entspricht nicht der von BlingBling. Hinter der Paywall geht es weiter.
Mit einem 7-tägigen kostenlosen Probeabonnement weiterlesen
Abonnieren Sie BlingBling, um diesen Post weiterzulesen und Sie erhalten 7 Tage kostenlosen Zugang zum gesamten Post-Archiv.