Geld der Könige
Erstmals seit 200 Jahren fließen Edelmetalle wieder von West nach Ost - Ausdruck des Verfalls Westens?
“Gold is the money of kings,
silver is the money of gentlemen,
barter is the money of peasants,
but debt is the money of slaves.”
Norm Franz
Liebe Abonnenten,
den Beginn des europäischen Zeitalters und ganz allgemein der Vorherrschaft “des Westens” kann um das Jahr 1800 ansetzen. Durch die Industrialisierung, militärische Innovationen und ruchlose Politik gelang es den Kolonialmächten, allen voran Großbritannien, ein Weltreich aufzubauen. Der wichtigste Baustein des Empire war Indien.
Das indische Mogul-Reich in Nordindien war zwischen 1500 und 1800 das Zentrum der Weltwirtschaft. Es herrschte über ein Viertel der Weltbevölkerung und war für ein Drittel des Welthandels verantwortlich. In Bengalen, dem heutigen Bangladesch, war eine vorindustrielles Produktionssystem entstanden, dessen Teile perfekt aufeinander abgestimmt waren. Die hier hergestellten Textilien wurden in die gesamte Welt exportiert. Bezahlt wurden die Waren mit Gold und Silber, weswegen die Herrscher in Delhi immer reicher wurden.
Bald lockte der sagenhafte Reichtum der Mogul-Herrscher europäische Kaufleute an. Der britischen East India Company gelang es innerhalb weniger Jahrzehnte, Konkurrenten wie Franzosen und Holländer auszustechen. Die interne Schwäche der Mogul-Kaiser nutzten die Kaufleute mit ihrer Privatarmee geschickt und brutal aus. Der frühkapitalistische Superkonzern schaffte, mit geringem Aufwand innerhalb weniger Jahrzehnte den gesamten Subkontinent zu unterjochen. 1858 war die Macht des Konzerns selbst der britischen Regierung unheimlich geworden: Die Ostindien-Kompanie wurde verstaatlicht, Indien britische Kronkolonie.
(Nachzulesen ist die Geschichte in “The Anarchy: The Relentless Rise of the East India Company” von William Dalrymple”)
Zu diesem Zeitpunkt hatte sich der Goldfluss bereits umgekehrt: Die Briten hatten den indischen Herrschern zunächst für damalige Verhältnisse kaum fassbare Beträge an Reparationen abgezwungen. Mit der einsetzenden Industrialisierung wurden Textilien nun in Großbritannien produziert und auf der ganzen Welt verkauft. Die indische Textilindustrie wurde zerstöre, der Subkontinent verarmte, während die Eliten Großbritanniens sagenhaft reich wurden.
Die globale Dominanz des Westens über die Welt spiegelte sich auch in den globalen Goldflüssen wider. Nach den beiden Weltkriegen lagerten die größten Gold-Reserven in den USA.
1971 beendete aber US-Präsident Richard Nixon die Goldbindung des US-Dollars, und eine Fiat-Party ungekannten Ausmaßes begann, und seit kurzem fließt immer mehr Gold Richtung Osten.
Was ist da los?
Silber und Gold sind in den vergangenen Tagen auf neue Hochs gestiegen, und es lohnt sich auch aus geopolitischer Sicht einmal genauer auf die Gründe zu schauen.
Die Nachfrage nach Gold kommt nicht von Privatanlegern, sondern von Zentralbanken - und zwar von fernöstlichen. Das deutet stark darauf hin, dass mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs 2022 sich eine grundlegende Mechanik verändert hat. Etwa von 1990 bis 2022 lautete das große Wirtschafts-Paradigma: Der Westen verlagert seine Produktion nach Asien. Weil dort die Löhne (und Umweltauflagen) geringer sind, sinken die Preise global. Darüber freuen sich Konsumenten in liberalen Demokratien.
Das ermöglichte es westlichen Zentralbanken außerdem, die Geldmenge zu erhöhen, ohne dass sich dies als Inflation stark bemerkbar machte. Der gestiegenen Geldmenge standen ja ungleich mehr Güter aus Ostasien gegenüber.
Die Produzenten, allen voran China, erhielten dafür US-Dollar und diese legten sie in US-Staatsanleihen an. Damit halfen sie mit, das amerikanische Defizit zu finanzieren. Die USA konnten sich immer weiter verschulden - die Chinesen (und Japaner) nahmen die amerikanischen Schuldscheine gerne an.
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Das System funktionierte, solange von der US-Hegemonie alle profitierten. Die US-Marine schützte den internationalen Handel, Lieferketten spannten sich immer feinmaschiger um den Globus, Produkte fielen immer weiter im Preis (oder wurden immer besser zum gleichen Preis – ein iPhone 16 kostet nur unwesentlich mehr als das erste iPhone aus dem Jahr 2008). Gold, als letzte Sicherheit, war in diesem System nicht notwendig. Er erschien eher als „barbarisches Relikt“, wie John Maynard Keynes es 1923 genannt hatte.
Schuldscheine eines anderen Landes nimmt aber nur, wer darauf vertraut, dass diese tatsächlich auch eingelöst werden können. Dieses Vertrauen ist in den vergangenen Jahren stark gefallen.
Mit der Konfiszierung des russischen Auslandsvermögens wurde ein weiteres Signal an viele Staaten ausgesendet, welches lautete: Anlagen in US-Dollar sind nicht mehr sicher. Die Staaten, die nicht unmittelbar Teil des amerikanischen Bündnissystems sind, sehen sich nun nach Alternativen um. Da Gold bis 1971 ein globaler anerkannter Wertspeicher war, schichten die Zentralbanken deshalb in das Edelmetall um. Der Preis steigt durch die asiatische Nachfrage.
Man könnte auch sagen: Nach rund 200 Jahren fließen Edelmetalle jetzt erstmals wieder von Westen in Richtung Osten. Auch das ist Ausdruck des (Wieder-)Aufstiegs von Indien und China. Sowohl der aktuelle Handelskrieg zwischen USA und China, die Spannungen um Taiwan, als auch der Krieg in der Ukraine, lassen sich in einer großen historischen Perspektive als Abstiegskampf des amerikanischen Imperiums deuten. Wie er ausgeht, ist noch offen. Aber dass die Pax Americana ohne einen stabilen Wertanker nochmals 50 Jahre andauert, scheint kaum möglich.
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