Accept certain inalienable truths: Prices will rise. Politicians will philander. You, too, will get old.
Baz Luhrman “Everybody’s Free to Wear Sunscreen”
Liebe Abonnenten,
in den meisten Restaurants in München kostet ein Glas 0,1 Wein um die fünf Euro. 0,2-Gläser kriegt man nur noch in Wirtshäusern oder Studentenkneipen. Die Reduzierung des Inhalts um die Hälfte ging natürlich damit einher, dass es irgendwie nicht mehr so angesagt gilt, 0,2-Gläser Wein zu bestellen. Ich muss mich also manchmal bewusst darauf konzentrieren, dass es nicht so ewig lang her ist, dass ein 0,2 Glas Wein vier Euro kostete. Und dass dies umgerechnet auf die die heutige Standard-Glasgröße bedeutet, dass ein Glas 0,2 Wein zehn Euro kosten würde.
Alles wird teurer. Wir wissen das seit langem.
Baz Luhrman singt in seinem oben zitierten Sunscreen-Song davon. Unsere Großeltern offenbarten uns diese tiefere Wahrheit schon, als wir Kinder waren. Und im nächsten Satz erzählten sie uns, dass die Winter früher kälter und die Sommer heißer waren. Wenn Du BlingBling-Leser bist, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Du mittlerweile anderer Meinung bist.
Es ist eben keine „inalienable truth“, keine „unbedingte Wahrheit“, und kein Naturgesetz, dass Preise immer steigen. Preissteigerungen, sprich Inflation, ist die Folge expansiver Geldpolitik der Zentralbanken (und kurzfristig schlechter Energiepolitik). Eigentlich nämlich müsste alles billiger werden - denn Erfindungsgeist und besserer Zugang zu Energiequellen senken Kosten.
Wenn Du BlingBling seit mehr als zwei Jahren liest, weißt Du, dass in der Bitcoin-Szene immer wieder vor Inflation gewarnt wurde, die Warner aber jahrelang verlacht wurden. Niedrig- und sogar Negativ-Zinsen, Quantitative-Easing und Balance-Sheet-Expansion, erzählten Zentralbanker und Finanzpolitiker würden gar nicht zu Inflation führen. Dass Aktien, Gold und Bitcoin in den Jahren vor 2020 explodierten, bekamen die meisten Menschen ja auch nicht mit. Erst als sich der Geld-Tsunami 2021 auch bei den Preisen von Gläsern Wein, Gurken und Mieten bemerkbar machte, wurde es schwierig, den Zusammenhang zu bestreiten. Die Inflation sei „transitory“, nur vorübergehend, hieß es von Christine Lagarde und Jerome Powell. Der starke Anstieg der Preissteigerungen ist tatsächlich vorübergehend. Die Inflationsrate in der Euro-Zone lag im Januar bei 2,4 Prozent. 2022 waren es 8,4 Prozent. Nur: Billiger wird eben auch (fast) nichts. Es ist im System nicht vorgesehen. Jede Steigerung der Warenmenge durch Produktivität und Technologie wird durch eine noch größere Steigerung der Geldmenge gekontert.
Dieses Spiel wiederholt sich ungefähr alle vier Jahre (und deckt sich auf wundersame Weise mit den Bitcoin-Halving-Zyklen). Alle vier Jahre muss die Inflation für den Endkonsumenten wieder kurz eingefangen werden, anschließend kehrt man zurück zu diesem funny game called Geldmengen-Ausweitungen. Wer seine Kaufkraft erhalten oder sogar vermehren will, muss damit irgendwie mithalten.
Um sich das einmal klar zu machen: In zehn Jahren wird ein Glas Wein dann eben 15 Euro kosten. Vielleicht ist es auch etwas günstiger. Allerdings dürfte es dann mega angesagt sein, 0,05l-Gläser zu bestellen.
Deswegen viel Spaß mit dem BlingBling-Investment-Report Februar 24!
Ich verfolge ganz allgemein einen Investment-Ansatz, der sowohl auf High-Risk-Assets wie Bitcoin (und hin und wieder sogar ShitAltcoins) berücksichtigt, andererseits einen großen Anteil in physischen Gold und Dividenden-Aktien setzt. Die genaue Aufteilung findest Du hinter der Paywall. Ich trade nicht, und spekuliere höchstens einmal auf Monatssicht mit kleinen Beträgen. Der allergrößte Teil des Portfolios ist auf mehrere Jahre angelegt.
Falls Du Dich für ein Paid-Abo entscheidest, freue mich natürlich riesig. BlingBling ist als kleines Liebhaber-Projekt gestartet und zu einer soliden Teilzeit-Beschäftigung geworden. Aber ohne finanzielle Unterstützung geht es auch nicht ganz. Übrigens bekommen Bitcoiner, die ihr Abo mit Sats bezahlen, 20 Prozent Rabatt. Dafür bitte kurze Mail an mich, und ihr kriegt eine Lightning-Invoice.
Das große Bild
Die Stimmung war Ende 2023 und Anfang 2024 sehr positiv. Der Grund lag darin, dass die Märkte eine Zinswende der amerikanischen Zentralbank im Frühjahr schon einpreisten. Die überwiegende Mehrheit ging davon aus, dass die Zinssenkungen im März beginnen würden. Warnende Stimmen gab es, und die haben nun Recht bekommen. Börsen-Hoheprieser und FED-Chef Powell hat angekündigt, dass es im März wohl keine Zinssenkungen geben wird. Das ist super traurig für alle Hyper-Bullen.
Andererseits hat sich am großen Bild, dem Ausblick 2024, nichts geändert: Zinssenkungen kommen vielleicht etwas später, aber sie werden kommen. Prinzipiell ist das also für nahezu alle Anlageklassen positiv.
Die Iden des März könnten geldpolitisch nochmals spannend werden. Am 11. März nämlich läuft das Bank Term Funding Program aus (kurz BTFP - nicht zu verwechseln mit BTFD, “buy the fucking dip”). Dieses hatte die FED nach den drei Bankenpleiten im März 2023 geschaffen, um kleinere und mittlere Banken mit Geld zu versorgen. Läuft es aus, könnte die Krise in den amerikanischen Bankensektor zurückkehren. Ein Sell-Off aber wären eher Kaufkurse. Eine Antwort der FED könnten dann überraschend starke Zinssenkungen sein. Und über allen hängt leider nach wie vor eine Eskalation des Krieges in der Ukraine.
Bitcoin
Beim Verfassen dieses Textes hat Bitcoin gerade die Marke von 60000-Dollar überwunden. Wie von BlingBling bereits vor einigen Monaten prognostiziert wirken jetzt mehrere Kräfte positiv auf das digitale Gold. Durch die ETFs kommen neue Käuferschichten hinzu. Das am 30. April stattfindende Halving wird die Angebotsausweitung nochmals reduzieren. All das trifft auf eine steigende Nachfrage. Die Zuflüsse in die ETFs sind enorm. Gerüchten zufolge soll sich bereits ein Staat/Zentralbank mit Bitcoin eindecken. Vermutlich dürfte im Falle einer Eskalation des Krieges über die Grenzen der Ukraine hinaus vielen Menschen auch schockartig bewusst werden, wie wertvoll ein Vehikel ist, mit dem sich Vermögen über Ländergrenzen transportieren lässt.
An kurzfristigen Prognosen beteilige ich mich nicht. Aber folgende Grafik halte ich für plausibel. Mit den kommenden Zinserhöhungen, dem Halving und einer tendenziell steigenden Nachfrage, steht der “Bitcoin-Sommer” noch bevor. Einbrüche von 20 bis 30 Prozent sind auch in Rally-Phasen nicht selten - die würde ich im aktuellen Umfeld aber eher zum Nachkaufen nutzen.
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Aktien
Unter den “Magnificent Seven” versteht man die Aktien von Nvidia, Amazon, Apple, Meta, Google, Microsoft und Tesla. Zumindest Nvidia steigt immer weiter, und konnte vor Kurzem auch noch sehr gute Zahlen hinlegen. Während ich Nvidia nicht für überbewertet halte, habe ich auch keine Lust, solchen Trends hinterherzujagen. Tatsache ist aber auch, dass die allermeisten Aktien des S&P500, die Rally der Magnificent Seven nicht mitgemacht haben. Man kann das so interpretieren, dass die “Luft dünner” wird. Eine Korrektur in den kommenden Wochen ist wahrscheinlich.
Gold
Bei Gold gab es in den letzten Wochen relativ wenig Bewegung. Das Metall notiert weiter knapp unter seinem Allzeithoch. Da die Zinssenkungsfantasien zurückgegangen sind, hat sich Gold relativ gut gehalten. Grund dürfte sein, dass vor allem asiatische Zentralbanken weiterhin viel Gold kaufen. Sollten die (Real-)Zinsen tatsächlich fallen, dürfte Gold in Richtung neues Allzeithoch gehen. Hinzu kommt, dass Gold von geopolitischen Spannungen profitiert.
Weil ich immer wieder gefragt werde, wie man Gold kauft: Gold ist Geld außerhalb des Systems. Es macht deshalb relativ wenig Sinn, mit Zertifikaten oder irgendwelchen Schuldverschreibungen, Gold zu kaufen. Gold sollte man physisch besitzen: als Münzen, Barren, Schmuck oder wer will auch als Zahn. Goldmünzen oder Barren bestellt man einfach bei seiner Bank. Noch geht das ohne Probleme.
Fazit
In den kommenden Wochen
sind Korrekturen an den Aktien- (und Bitcoin-) gut möglich. Externe Katalysatoren wie eine Eskalation in der Ukraine können zur vorübergehenden Sell-Offs führen.
Das Auslaufen des Bank Term Funding Programs kann zu Turbulenzen führen, und den Zinssenkungszyklus starten
Bitcoin scheint in diesem Zyklus seine Kursrally etwas früher als sonst zu beginnen. Der große Preisanstieg könnte somit noch dieses Jahr erfolgen.
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