Bis etwas bricht
Die Inflation steigt weiter, die Kurse fallen - ein kleiner Wegweiser für die kommenden kalten Monate.
Stimmung:
Zwei kleinere Beobachtungen haben mich diese Woche hinsichtlich Inflation und der aktuellen Energie-Problematik beschäftigt.
Zum einen hatte ich durch persönliche Gespräche den Eindruck, dass das Thema steigende Energie- und Heizkosten zwar irgendwie den Menschen bewusst ist, die Problematik man aber gerne vor sich her schiebt. Also habe ich mir die Mühe gemacht, bei meiner Hausverwaltung eine einfache Anfrage zu stellen, auf welche Mehrkosten man sich in etwas einzustellen habe. Folgende Antwort erhielt ich:
genaue Angaben hierzu können wir Ihnen leider nicht machen. Wir wissen derzeit nur, dass sich Gas und Fernwärmekosten derzeit schon um mind. 68 % zum Vorjahr erhöht haben und Strom um circa 70 %. Nach derzeitigen Schätzungen geht man selbst nach Rücksprache mit der XXX von viel höheren Proznetsätzen aus.
Was genau hier auf den Einzelnen ukommt, werden wir erst mit Abrechnung der Kosten in 2023 sehen.
Mit freundlichen Grüßen
Das andere war ein Artikel in der Wochenend-Ausgabe der Financial Times, das zunächst nach einer leicht skurillen Wirtschaftsmeldung passend zum Oktoberfest klang. Bei genauerem Lesen aber ist der Hilferuf der Industrie doch schockierend.
Beide Nachrichten spannen das Spektrum der aktuellen Probleme auf: Höhere Kosten für den Verbraucher bis hin zu einer Verarmung einiger Schichten und Insolvenz-Wellen zahlreicher Unternehmen. Die Meldungen bestärken zudem den Eindruck: Die allermeisten Menschen haben noch nicht begriffen, was auf uns zukommt. Und das bestätigt auch, dass die „Flucht in Sachwerte“ und „seltene Anlagen“ erst noch bevorsteht. Darüber drehte sich das Interview vom Freitag mit Frank Stocker, der ein Buch über die Inflation von 1923 geschrieben hat.
Was also kann man konkret tun, um sich auf die kommenden Monate vorzubereiten?
Etwas Makro-Theorie dazu:
Es gibt drei Gründe, weshalb wir in den vergangenen Jahren trotz einer massiven Geldschwemme keine nennenswerte Inflation gesehen haben.
Billige Produkte: China exportierte Deflation. Inflation entsteht, wenn mehr Geld auf eine gleichbleibende oder schrumpfende Gütermenge trifft. Nun wuchs die Gütermenge aufgrund des wirtschaftlichen Aufstiegs Chinas stetig an. Aufgrund der engeren Verflechtung globaler Lieferketten konnten Güter wie iPhones immer günstiger produziert werden.
Billige Energie: Die Fracking-Revolution in den USA und billiges Gas aus Russland hielten die Input-Preise in alle Güter niedrig.
Billige Arbeitskräfte: Immigration in Form von billigen Arbeitskräften übte einen Lohndruck auf Arbeitnehmer aus und schwächte die Verhandlungsposition von Gewerkschaften. Reale Lohngewinne blieben gering oder waren sogar negativ.
Mindestens zwei Faktoren brechen nun weg. Die Lockdowns in China stören den Warenfluss. Je länger sie anhalten, desto wahrscheinlicher wird die Deutung, dass weniger die Angst vor dem Corona-Virus steckt, sondern ökonomische Kriegsführung Pekings. Auslöser (aber nicht alleiniger Grund) für die hohe Inflation ist der Krieg in der Ukraine. Punkt 3 hinsichtlich Demographie und Zuwanderung ist komplexer und wirkt längerfristig.
Daraus ergeben sich zwei drei Punkte für die Inflation im allgemeinen und die Märkte im Genauen.
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