Was geschah in Wuhan?
Die Ereignisse in Wuhan im Dezember 2019 und der darauffolgende Wirtschaftskrieg. Ein Auszug meines neuen Buches über Chinas Aufstieg und seine geopolitischen Herausforderungen.
Liebe Abonnenten,
am 20. November ist mein neues Buch erschienen: “Der chinesische (Alb-Traum - wie China zur größten geopolitischen Herausforderung wurde”.
Folgender Text ist ein leicht veränderter Auszug daraus. Ich habe das Wuhan-Kapitel und die Entstehung des Corona-Virus ausgewählt, da Christian Drosten derzeit wieder auf X und anderen Plattformen aktiv ist mit teils absurden und kruden Behauptungen.
Anfang Januar 2020 tauchten erste Meldungen einer mysteriösen Lungenerkrankung auf, die in Zentralchina grassierte. In zahlreichen ostasiatischen Ländern rief dies sofort Erinnerungen an die SARS-Epidemie aus dem Jahr 2003 wach. Das »Schwere Akute Atemwegssyndrom« war Ende 2002 erstmals in der Provinz Guandong aufgetreten. Erst im Februar 2003 informierte Peking die Weltgesundheitsorganisation (WHO) darüber. Damit war wertvolle Zeit verloren gegangen, um das Virus einzudämmen, es breitete sich nun schnell nach Taiwan, Hongkong und Singapur aus. Ein halbes Jahr später waren bereits 700 Menschen daran gestorben. Die Erfahrungen von damals waren in mehrfacher Hinsicht prägend. Zum einen nahmen die Menschen in Ostasien die neue Krankheit von Anfang an sehr ernst. Erklärungen über die exponentielle Verbreitung des Erregers wie im deutschen Fernsehen waren nicht nötig. Atemschutzmasken waren in vielen ostasiatischen Großstädten auch schon vor 2020 verbreitet. Als sich die ersten Nachrichten über das Corona-Virus verbreiteten, begannen die meisten Menschen, freiwillig Masken zu tragen und große Menschenansammlungen zu vermeiden. Die SARS-Epidemie von 2003 war in vielerlei Hinsicht eine Blaupause für das, was 17 Jahre später geschah. Auch Temperaturscanner und Abstandsmaßnahmen wurden relativ schnell umgesetzt und von der Breite der Bevölkerung mitgetragen. Es gab weder in China noch im ostasiatischen Raum »Querdenker«, die die Verhaltensregeln infrage stellten. Das war auch der Grund, weshalb in den Anfangsmonaten der Pandemie zahlreiche Berichte im Westen ausgestrahlt wurden, die einen bewundernden Unterton hatten. »Von China lernen« oder »Lehren aus China« lauteten die Überschriften zahlreicher Artikel in Spiegel, Zeit und Süddeutscher Zeitung. Die Autoren bewunderten Umsicht und Erfahrung der Menschen in Ostasien im Umgang mit ansteckenden Erregern. Auch die tendenziell kollektivistischeren Gesellschaftsmodelle in China, Japan und Korea schienen auf einmal dem individualistischen und aufmüpfigen Westen überlegen, der ohnehin gerade durch den US-Präsidenten Donald Trump mit immer neuen Skandalen gebeutelt wurde.
Als die Regierung in Peking am 23. Januar die Stadt Wuhan von der Außenwelt abriegelte, wurde dies in Europa und den USA zwar als rabiate, »typisch chinesische« Maßnahme wahrgenommen, gleichzeitig lag darin allerdings wie so oft auch eine Form der Bewunderung. Die Faszination für dieses »Nicht lange fackeln und einfach machen« hatte ohnehin schon immer diejenigen ergriffen, die wenig Sinn für die teils enervierenden Kompromisse demokratischer Prozesse haben. Viele Expats, die längere Zeit in China verbracht hatten, besaßen wenig Verständnis für den »Schlendrian zu Hause«.
Der chinesische Umgang mit dem neuartigen Virus erschien vielen im Westen zwar als hart, aber doch logisch und rational. Dem gegenüber stand das Irrlichtern des amerikanischen Präsidenten, der sichtlich überfordert von der Situation wirkte.
Darüber, dass ein »Lockdown« zuvor nie Bestandteil einer Pandemiebekämpfung gewesen war, wunderte sich bald niemand mehr. Schließlich lobte auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bald Pekings »beherztes« Vorgehen. Eine Untersuchungskommission im Februar 2020 kam zu dem Schluss, dass durch den Lockdown »wertvolle Zeit gewonnen werden konnte«, die die globale Gemeinschaft vor Schlimmerem bewahrt und zahlreiche Menschenleben gerettet habe. Pekings Strategie habe bewiesen, dass »eine Eindämmung angewendet und erfolgreich in zahlreichen Kontexten umgesetzt werden kann«. WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus lobte: »China setzt derzeit neue Maßstäbe bei der Reaktion auf einen Ausbruch.«
Anfangs wurde er dafür kritisiert. Denn der Mann, der die chinesischen Freiheitseinschränkungen so in den Himmel lobte, war zuvor Außenminister Äthiopiens gewesen und hatte in dieser Zeit zahlreiche Projekte von Chinas Neuer Seidenstraße in seiner Heimat beaufsichtigt und gefördert. Das Land schuldet Peking aktuell rund 14 Milliarden US-Dollar. Könnte Thedros deswegen im Sinne der KP gehandelt haben?
Außerdem möchte ich noch auf zwei Podcasts hinweisen:
In unserem Weltanschanauungs-Podcast spreche ich mit Sven Gerst über Chinas Rolle in der Geopolitk
Und außerdem war ich beim Sound Money Podcast zu Gast:
Kurz zuvor waren zudem die USA aus der WHO ausgestiegen. Präsident Trump weigerte sich, die Organisation weiter mit amerikanischen Steuergeldern zu unterstützen. Doch kurz nachdem die WHO das chinesische Vorgehen in Wuhan gebilligt hatte und dieses nach Angaben chinesischer Behörden erfolgreich war, ging der Exportschlager namens »Lockdown« um die Welt. Es gab kaum einen Staat, der sich der vermeintlichen Seuchenbekämpfungsmethode entziehen konnte. Selbst in den Slums von Nairobi und in Kleinstädten auf dem indonesischen Inselarchipel durften Menschen mehrere Wochen oder sogar Monate lang ihre Wohnungen nicht mehr verlassen, geschweige denn ihrer Arbeit nachgehen. Was in den reichen Städten des Westens noch relativ gut gelöst wurde, wo das Homeoffice Schule machte und Lieferdienste die Menschen mit Essen versorgten, war in Schwellenländern eine absurde Katastrophe: Familien, die sich zu acht ein Zimmer teilten, mussten nun bei 30 Grad Außentemperatur zu Hause bleiben.
Die Tourismusbranche war das erste Opfer. Innerhalb weniger Wochen ab Februar 2020 kam der Reiseverkehr nahezu komplett zum Erliegen. Hotels, Pensionen und Herbergen schlossen, Flüge wurden gestrichen. Damit versiegte auch der stetige Fluss von Milliarden Dollars, die der Tourismus von den reichen in die ärmeren Staaten des globalen Südens spülte. Es gab noch weitere wirtschaftliche Folgeschäden, die sich erst gegen Ende der Pandemie bemerkbar machten. Dazu später mehr. Zunächst zu einer der umstrittensten Fragen der vergangenen Jahre: Woher kam das Corona-Virus?
Es ist Spätherbst in Wuhan 2020. Der Ort, der vermeintlich die ganze Welt dazu brachte, den Atem anzuhalten, ist verriegelt, seine Fenster sind mit Holzplatten vernagelt. Der Huanan-Fischmarkt im Zentrum der Stadt ist seit rund zehn Monaten verschlossen. Nur ein Krabbenverkäufer hat noch geöffnet: In Styropor-Kästen liegen ein paar verschnürte Krustentiere, halb tot, halb lebendig. Mit Ausländern möchte er nicht sprechen, grummelnd winkt er ab. Und wenig später erscheinen auch schon zwei Polizisten in Zivil und fordern den Fotografen Dave Tacon und mich auf zu verschwinden. Nur ein paar Gehminuten vom Markt entfernt befindet sich das Wuhan Centre for Infectious Disease Control. Vor dem Gebäude parken Taxis, deren Fahrer noch schnell ein paar Nudeln schlürfen. Gegenüber sitzen Studenten und rauchen. Kurz nach Ausbruch der Pandemie waren Theorien aufgetaucht: Mitarbeiter des Labors hätten infizierte Versuchstiere, darunter auch Fledermäuse und Gürteltiere, auf dem Markt verkauft. Nirgendwo war der »Lockdown«, die Ausgangssperre, so umfassend, so rigoros und nirgendwo sonst auf der Welt wussten die Menschen so wenig darüber, was mit ihnen passieren würde, wie in Wuhan. Die Provinzhauptstadt, von der die meisten Menschen außerhalb Chinas nie gehört hatten, wurde zum Synonym für eine Katastrophe.
Die meisten Metropolen Europas und den USA befinden sich zu dieser Zeit im Lockdown. Die Wirtschaft steckt in einer Rezession, die die große Finanzkrise von 2008 wie eine Delle aussehen ließ. Nur weil die amerikanische Zentralbank die Geldschleusen geöffnet hat, kann ein kompletter Meltdown verhindert werden. Genau dies aber soll sich später noch bitter rächen.
Bis heute ist die Frage, was wirklich in den Laboren in Wuhan geschah, stark politisiert, was es umso schwerer macht, Antworten zu finden. Dass kein nüchterner Blick auf die Ereignisse möglich ist, liegt zum einen an einem Brief, den die Crème de la Crème der internationalen Virologie um Anthony Fauci und Christian Drosten im März 2020 veröffentlichte. Darin diskreditierten die Forscher auf ungewöhnlich harsche Weise jede Hypothese, wonach das Virus aus dem Hochsicherheitslabor in Wuhan stammen könnte, als »Verschwörungstheorie«. Dies geschah in einem aufgeheizten politischen Kontext, in denen der US-Präsident das Virus noch als »Wu Flu« betitelte, um damit Stimmung gegen China zu machen. Der weitaus wichtigere Grund aber dürfte darin begründet sein, dass die Virenforschung in Wuhan kein rein chinesisches, sondern ein chinesisch-amerikanisches Gemeinschaftsprojekt war.
Seit 2012 forschte die chinesische Virologin Shi Zhengli in Wuhan an Corona-Viren. Sie und ihr Team waren dafür ständig auf der Suche nach unbekannten Erregern, zum Beispiel in Fledermaushöhlen in der Provinz Yunnan, etwa 1500 Kilometer südwestlich von Wuhan. Dort wurde 2012 der genetisch am engsten verwandte Erreger des Sars-Cov2-Virus gefunden, mit Namen RATG13. Der einzige Unterschied zum Corona-Virus ist die Abwesenheit der sogenannten Furin-Spaltstelle. Die macht das SarsCov2-Virus so ansteckend. Diese in ein Corona-Virus einzubauen und so ein wirklich gefährliches Virus zu bauen – genau dafür beantragte 2018 ein amerikanischer Virologe namens Peter Daszak Forschungsgelder. Ziel sei es gewesen, eine Art Pandemievorhersage zu schaffen, ähnlich einem Wetterbericht, indem man Hotspots identifizierte. Dafür wurde in Wuhan die größte Datenbank an Corona-Viren weltweit angelegt. Nicht nur das; die Idee war: ein Virus im Labor pathogener, also ansteckender, zu machen, um im Falle einer Pandemie schneller reagieren zu können, der Natur quasi einen Schritt voraus zu sein. Das versteht man unter sogenannter Gain of Function Research. Diese Art der Forschung wurde unter Barack Obama in den USA verboten, aber nach China ausgelagert. Daszak erhielt die Forschungsgelder und arbeitete seitdem eng mit Shi Zhengli in Wuhan zusammen. Auch das chinesische Militär war an diesen Forschungen beteiligt – was darauf hindeutet, dass in Wuhan nicht nur zu zivilen Zwecken geforscht wurde. Die sogenannten Twitter Files, welche im Sommer 2023 veröffentlicht wurden, belegen, dass die großen Social-Media-Plattformen 2020 wie Twitter (heute »X«) und Facebook vom amerikanischen Geheimdienst dazu angehalten wurden, die Reichweite von Beiträgen zu diesem Themen-Komplex systematisch zu verringern.
SarsCov2 wurde also höchstwahrscheinlich von amerikanischen und chinesischen Wissenschaftlern gemeinsam in Wuhan zusammengebastelt und entwich vermutlich durch einen Unfall im Dezember 2019. Die ersten Opfer fanden sich dementsprechend auf dem nahe gelegenen Huanan-Markt. Diese Tatsache wiederum machte es den Gegnern der Laborthese leicht, zu behaupten, das Virus sei durch natürliche Mutation dort entstanden. Demnach hätte RATG13 zunächst vom 1500 Kilometer entfernten Yunnan nach Wuhan gelangen müssen, wo dann zufällig eine Mutation mit Furin-Spaltstelle entstanden wäre. Wahrscheinlich gaben sich die internationalen Top-Virologen um Anthony Fauci alle Mühe, die Wahrheit zu vertuschen, da man sie ansonsten für die Pandemie mitverantwortlich hätte machen können.
Restzweifel aber bleiben, es fehlen Beweise und Geständnisse. Zudem belegt ein Ursprung aus dem Labor nicht, dass das Virus absichtlich freigesetzt wurde. Vieles deutet auf einen Unfall hin. Dazu gehört auch die erratische Reaktion der chinesischen Behörden in den ersten Wochen. Zunächst wurde vertuscht, um anschließend mit voller Härte zu reagieren. Das wochenlange Zögern und Herunterspielen der Infektionszahlen spricht eher dafür, dass sowohl die Stadtregierung als auch die Parteiführung in Peking von den Ereignissen überrascht, wenn nicht überfordert waren. Das änderte sich aber in den folgenden Monaten, als eine beispiellose Demonstration chinesischer Wirtschaftsmacht begann.
“Der chinesische (Alb-Traum - wie China zur größten geopolitischen Herausforderung wurde”.
Trugen nicht die Japaner seit den 60gern in allen Erkältungswellen schon mal aus Höflichkeit chirurgische Masken?