Tutorial: Altcoins verstehen
Eine kurze Einführung für alle, die endlich Altcoins verstehen und handeln möchten
Liebe Abonnenten,
das ist der zweite Teil einer neuen Tutorial-Serie, die vor allem für Einsteiger gedacht ist. Hier geht es um Altcoins. Harcore-Bitcoiner schauen oft nicht zu Unrecht auf diese mehr als 10000 Kryptowährungen hinab, da viele der Projekte zwielichtig oder zumindest blödsinnig sind. Trotzdem boomt der Sektor nicht zuletzt, seitdem die Trump-Söhne mit ihrem Funds World Liberty Finance eigestiegen sind. Deren Trades kann man übrigens hier mitverfolgen.
Ein Wegweiser ist deswegen mehr als nützlich. Für dieses Tutorial brauchst Du etwa zehn Minuten, und wirst danach die Basics des Altcoin-Trading verstehen! Los geht’s:
1) Altcoins verstehen
Was sind Altcoins?
Der Name leitet sich von „Alternative Coins“ ab. Im Prinzip sind das alle Kryptowährungen außer Bitcoin. Anfangs ging es tatsächlich um Nachahmer-Projekte. Da der Bitcoin-Code öffentlich zugänglich ist, kann jeder ihn kopieren, abändern und eine eigene Kryptowährung starten. In den ersten Jahren nach der Gründung von Bitcoin waren das meistens so 15 bis 20 Projekte, die leicht andere Akzente setzen. (Monero zum Beispiel legt mehr Wert auf Anonymisierung von Transaktionen). Mittlerweile gibt es mehr als 10000 solcher Coins. Der bekannteste und größte Altcoin ist Ethereum (ETH).
Was ist ein Altcoin-Cycle?
Bisher folgte auf jedes Bitcoin-Halving eine gewaltige Spekulationsblase rund um Altcoins. 2017 stiegen Coins wie Iota oder Verge innerhalb weniger Wochen um tausend Prozent und mehr. 2021 waren Binance Coin (BNB) oder Solana (SOL) der heiße Shit. Die meisten dieser Coins fielen kurz darauf wieder um 95 Prozent. Hier der Kursverlauf von Iota von 2017 bis heute:
Der Grund für diese Zyklen ist psychologischer Natur: Nach den Bitcoin-Halvings fließt viel Kapital in den Sektor. Investoren und Trader, die die großen Gewinne verpasst haben, werden gierig und investieren in immer riskantere Projekte. Da viele der Projekte recht klein sind, braucht es oft nicht viel Kapital, um extreme Kurssteigerungen zu verursachen. Das Ganze geht aber dann auch schnell wieder in die andere Richtung. Auch hier hat bisher Bitcoin die Richtung vorgegeben: Sobald Kapital aus Bitcoin abfließt, wirkt sich das noch drastischer auf Altcoins aus. Dem Sog können sich auch große Coins wie Ethereum meist nicht entziehen. Bisher fand ein solcher Zyklus alle vier Jahre statt.
Warum sprechen viele Bitcoiner von „Shitcoins“?
Zunächst mal ist es ziemlich einfach, einen Altcoin zu starten, weshalb der Sektor auch viele Betrüger und Scammer anzieht. Den Zorn vieler Bitcoiner zieht sich der „Crypto Space“ aber vor allem deshalb zu, weil die Projekte nicht oder nur zum Teil dezentral sind. Meist halten Entwickler oder Stiftungen einen Großteil der Coins. So genannte „Proof of Stake“-Mechanismen nützen vor allem denjenigen, die die meisten Coins haben. Diese Kritik ist berechtigt.
Betrachtet man Altcoins aber weniger als Konkurrenz zu Bitcoin, sondern als Startups, ergibt sich ein anderes Bild. Privatanleger können in der „alten Welt“ nicht in Startups investieren, das ist Venture Capitalists vorbehalten. Im Altcoin-Space aber ist das möglich - und es gibt einige Projekte, die revolutionäres Potenzial haben.
Welche Untergruppen gibt es?
Majors / Layer-1
Wenn Du auf coinmarketcap gehst, wirst Du hinter Bitcoin zunächst Namen wie Ethereum und Solana lesen. Das sind sogenannte „Layer-1-Coins“. Das heißt, es handelt sich um eigenen Blockchains, auf denen Transaktionen getätigt werden. Die meisten dieser Projekte sind ein paar Jahre alt und haben ein dementsprechend großes Netzwerk aufgebaut. Deswegen spricht man ganz simpel auch von „Majors“. Oft sind diese Chains, die Basis, auf denen wiederum andere Coins oder Blockchains operieren. „Meme Coins“ zum Beispiel werden meistens auf der Solana-Chain erschaffen. Polygon, die Währung für die Wett-Plattform Polymarket, zum Beispiel basiert auf der Ethereum-Chain.
Defi
Decentralized Finance Coins waren der große Renner im 2021-Zyklus. Sie basieren auf sogenannten „Smart Contracts“. Damit werden Kredite, Zinszahlungen oder auch Wettereignisse automatisiert, das heißt, ein Vermittler wird überflüssig. Mit der neuen US-Administration könnten der DeFi-Sektor ein Revival erleben - zumindest investiert der Crypto-Funds der Trump-Sprössling stark in DeFi-Coins. Dazu zählen zum Beispiel Aave (AAVE), Uniswap (UNI) oder Compound (COMP).
RWA
„Real World Assets Coins“ repräsentieren reale Vermögenswerte wie Immobilien oder Kunstwerke auf der Blockchain. Dadurch schaffen sie Liquidität, und zum Beispiel die Möglichkeit, nur einen Teil eines Picasso-Kunstwerks zu erwerben. Paxos (PAXG) zum Beispiel tokenisiert Gold. Chintai (CHEX) wollen auch Carbon Credits auf der Blockchain handelbar machen.
AI-Agents
AI-Agents beziehungsweise deren Coins sind aktuell der Hype. Dahinter stecken LLMs (Large Language Models), die sowohl auf X kommunizieren, als auch über Smart Contracts mit Coins handeln. Manche dieser Bots handeln recht erfolgreich. In erster Linie aber geht es aktuell um die Faszination des Machbaren: Beherrschen bald Bots das Finanzsystem, die sich gegenseitig mit Coins via Smart Contracts bezahlten? Derzeit sind „aixbt“ und Virtuals Protocol (VIRTUAL), die Plattform, auf der viele der AI-Coins erstellt worden angesagt.
Meme Coins
Memecoins haben keinen Sinn, sie sind Memes. Der erste dieser Art war Doge mit dem Symbol eines Hundes. Das fand Elon Musk 2021 so absurd und lustig, dass er darüber zu tweeten begann. Es folgten Nachahmer-Projekte wie PEPE oder Dogwifhat (WIF). Mittlerweile werden jeden Tag hunderte Memecoins auf Seiten wie pump.fun neu geschaffen. Man kann Meme-Coins zurecht völlig blödsinnig finden. Andererseits sind sie eine Art tokenisierter Massenpsychologie. Nur, was irgendwie „in“ ist, steigt im Kurs. Das ist nichts anderes als Pop-Kultur, weswegen offizielle Meme-Coins von Stars wie Taylor Swift vielleicht eine größere Rolle spielen werden.
NFTs
Non-Fungible-Tokens stammen ebenfalls aus dem letzten Zyklus. Die Blockchain-Technologie schafft Einzigartigkeit in der Kopiermaschine namens Internet. Auch NFTs kann man einfach dumm finden. Andererseits ist doch jeder der Meinung, dass ein handsigniertes Foto eine berühmten Fotografen mehr wert ist, als einfach die zehntausendste Kopie des Bildes. NFTs könnten zudem eine realwirtschaftliche Bedeutung zum Beispiel beim Konzertticket-Kauf bekommen.
Stablecoins
Streng genommen keine Altcoins spielen Stablecoins eine wichtige Rolle beim Handeln von Altcoins. Sie schwanken nicht im Wert (stable = stabil), sondern sind meistens an den US-Dollar gebunden. Viele Crypto-Börsen haben keine Banklizenz, weswegen sie eigentlich keine Dollar oder Euro halten dürfen. Also tauscht man seine Fiatwährung auf großen Börsen wie Coinbase in Stablecoins und transferiert diese dann zu den kleineren Exchanges. Die wichtigsten Stablecoins sind USDT (Tether), USDC (Circle) und BUSD (Binance)
Sollte ich Altcoins handeln?
Nein. Nicht, wenn Du ein verantwortungsvoller Investor bist, der sein Erspartes schützen und langsam mehren will. Altcoin-Zyklen, sprich die Spanne, in denen sich Geld verdienen lässt, sind meist sehr kurz, und sie scheinen sogar kürzer zu werden. Die psychologischen Mechanismen (Gier und Angst), die auf einen wirken, sind kaum zu beherrschen. Altcoins sind etwas für Degens („Degenerated Traders“) und Zocker, die nicht in der Lage sind, sich ihren Adrenalin-Kick über Sport oder beruflichen Erfolg zu holen.
Was wenn ich trotzdem will?
Ok. Mach es. Aber lies den Teil hinter der Paywall und sei Dir des Risikos bewusst: Langfristig tendieren fast alle Altcoins gegen Null. Altcoins zu hodln, macht also keinen Sinn. Eine gute Daumenregel für den einzusetzenden Betrags: Nimm zehn Prozent Deines Bitcoin-Investments und stecke es in Altcoins. Von diesen zehn Prozent wiederum sollte ein Großteil in Majors stecken: Also Coins, die in den Top Ten bei Coinmarketcap unter dem Punkt Marktkapitalisierung gelistet sind. Versuche zu verstehen, was Du kaufst.
Auf was kann und sollte ich achten, wenn ich Altcoins kaufe?
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