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The Revolution will not be centralized
Warum staatliche Digitalwährungen Bitcoin erst notwendig machen
Willkommen zur elften Ausgabe von BlingBling!
Bitcoin: 45808$
Einige BlingBling-Leser dürften am Montag mit kleinem Schock aufgewacht sein: Quasi über Nacht stürzte Bitcoin um 15 Prozent ab. Kleinere Altcoins verloren teilweise noch mehr. Auch heute fiel der Kurs über Nacht um zehn Prozent.
Es gibt keinen wirklichen Grund. Im Gegenteil: Anfang dieser Woche klärten sich die Gerüchte um Tether (mehr dazu in Ausgabe 6 “Bitcoin FUD”), Michael Saylor kündigte an, noch mehr Bitcoins zu kaufen.


Warum fiel der Kurs dann trotzdem? Antwort: Ist halt so. Bitcoin ist volatil (obwohl die Volatilität insgesamt über die Jahre abnimmt). Nach steilen Anstiegen wie in den vergangenen Wochen kommt es eben zu Gewinnmitnahmen. Manchmal hilft dann ein Blick auf den Rainbow-Chart:


In dieser Ausgabe aber geht es um etwas anderes: Nämlich um staatliche Digitalwährungen. Nachrichten darüber tauchen immer wieder mal auf.
Am Mittwoch war da zum Beispiel die Meldung, dass Peking nun mit den Zentralbanken von Thailand, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Hongkong zusammenarbeitet: Das Projekt soll den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr mit digitalen Währungen ausloten.
Tatsache ist, dass nahezu alle Zentralbanken der Welt derzeit an eigenen Digitalwährungen arbeiten, so genannten Central Bank Digital Currencies, kurz CBDCs.
Aus Regierungssicht hat eine staatliche Digital-Währung mehrere Vorteile. Derzeit können Regierungen und Zentralbanken das Wirtschaftsgeschehen nur indirekt beeinflussen. Senkt eine Zentralbank beispielsweise die Zinsen, dann in der Hoffnung, dass Unternehmen mehr Kredite abrufen und damit die Konjunktur in Schwung gerät. In der aktuellen wirtschaftlichen Lage funktioniert das aber immer weniger: Die Zinsen sind nahe null und zum Teil schon im negativen Bereich. Trotzdem kommt die Wirtschaft nicht in Schwung. Eine Großteil des Geldes fließt einfach auf die Finanzmärkte, anstatt Produktivkräfte zu entfalten.
Mit einem digitalen Yuan oder Euro könnte die Politik viel gezielter in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen. Denkbar ist zum Beispiel eine Einmalzahlung an bestimme Gruppen, um den Konsum zu stimulieren. Damit das tatsächlich funktioniert, sprich die Empfänger das Geld ausgeben und nicht einfach nur sparen, könnte nicht für Konsum verwendetes Geld zum Beispiel nach von drei Monaten wieder vom Konto gelöscht werden.
Eine weitere, wohl bisher nicht ganz durchdachte, Folge einer digitalen Währung wäre allerdings auch: Traditionelle Banken würden weitgehend überflüssig werden. Zwischen Konsument und Zentralbank würden Vermittler keine Rolle mehr spielen.
Kein Land ist dabei so weit fortgeschritten wie China. Schon in den vergangenen Monaten hatte Peking Pilotprojekte gestartet. So wurden zum Beispiel in den Städten Chengdu und Shenzhen Lottospielern ihr Gewinn in Form des neuen digitalen Yuan ausgezahlt. Die Gewinner konnten den digitalen Yuan via einer App downloaden und dann bei rund 3000 Händlern ausgeben. Der Handel mit Bitcoin ist in China dagegen schon seit Jahren verboten (allerdings nicht das Mining).
Warum besonders Peking an einer staatlichen Digitalwährung so interessiert ist, hat zwei Gründe:
Seit Jahren versucht die kommunistische Partei, die Vormachtstellung des US-Dollars als Leitwährung anzugreifen. Kauft China beispielsweise Öl von Saudi-Arabien, muss es das mit Dollar bezahlen. Rund 80 Prozent aller Devisentransaktionen werden derzeit in US-Dollar abgewickelt, während die amerikanische Volkswirtschaft nur für rund ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung verantwortlich ist. Das verschafft der USA Vorteile: Die Nachfrage nach US-Dollars weltweit bleibt deswegen stets hoch, während das Land sich im Ausland verschulden kann. Sollten solche Geschäfte zukünftig mit digitalen Währungen abgewickelt werden, verlören die USA dieses Privileg. Der Umweg über US-Dollar wäre dann nicht mehr notwendig.
Der zweite Grund: Keine Regierung ist derart autoritär und paranoid, wenn es um die Überwachung der eigenen Bürger geht, und gleichzeitig technisch so weit fortgeschritten. Ein digitaler Yuan bedeutet, dass jede Transaktion zwischen zwei Bürgern überwacht werden kann. Als illegale eingestufte Zahlungen können unmittelbar gestoppt werden. Die Schwelle dafür ist in China gering. Schon jetzt ist Bargeld aus dem chinesischen Alltag weitgehend verschwunden. Ob im Restaurant, im Supermarkt oder im Taxi - gezahlt wird mit der App Alipay oder WeChatPay. Es sollen schon Bettler gesehen worden sein, die per QR-Code um Almosen bitten.
Manche, aber nicht alle, CBDCs setzen dabei auf Blockchain-Technologie. Auch Facebooks Digital-Währung Libra war ein solcher Hybrid: Eine blockchain-basierte Währung, die von einem Gremium aus verschiedenen Unternehmen überwacht wird.
Blockchain-Technologie macht aber nur Sinn, wenn sie wirklich dezentral organisiert ist. Man kann sich das vorstellen wie das Internet, ein dezentrales Netz, das nicht von einer Stelle zerstört werden kann. Ein zentral organisiertes Intranet dagegen kann jederzeit abgeschaltet werden.
If you misunderstand or ignore that blockchains are distributed systems:
You wind up with centralized systems that use cryptography to secure their political and economic interests. This is exactly the situation that nation states and the global banking systems have been in for decades. Distributing those same tools to the masses allows people to build political and economic services for themselves without centralized intermediaries.
Dhruv Bansal: “Why It’s Hard to “Get” Bitcoin: The Blockchain Spectrum”
Denn während eine Central Bank Digital Currency die totale Überwachung ermöglicht, verhindert genau dies die dezentrale Natur des Bitcoin-Netzwerks. Zudem begrenzt ein Algorithmus die absolute Menge an Bitcoin auf 21 Millionen, während CBDCs unbegrenzt vermehrt werden können.
Viele Bitcoiner gehen davon aus, dass es in den nächsten Jahren zu einer Art Showdown zwischen den staatlichen Banksystemen und dem dezentralen Bitcoin-Netzwerk kommen wird.
In the coming years there will be a great struggle between entrepreneurs and innovators in Silicon Valley, who will attempt to keep Bitcoin free of state control, and the banking industry and central banks who will do everything in their power to regulate Bitcoin to prevent their industry and money-issuing powers from being disrupted.
Leider scheint gerade die EU zunehmend mit dem chinesischen Modell zentralistischer Kontrolle zu flirten.


Staatliche Digitalwährungen sind so gesehen ein Versuch, dem Erfolg von Bitcoin etwas entgegenzusetzen. Dabei erreichen sie genau das Gegenteil: Sie machen eine dezentrale, grenzüberschreitende, anonyme, stabile Währung umso notwendiger.
Schönes Wochenende!
PS: Das Original, auf das der Titel anspielt, heißt “The Revolution will not be televised” von Gil Scott Heron 1971:
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