Bitcoin: 30601$
Willkommen zur sechsten Ausgabe von BlingBling!
Nach dem explosiven Anstieg der vergangenen Woche konsolidierte der Kurs erst um 35000$, um dann am Donnerstag nochmals über zehn Prozent abzusacken. Im Vergleich zu Freitag vor einer Woche ein Minus von 20 Prozent. Das tut weh und “weak hands” haben verkauft.
Heute geht es um FUD - Fear, Uncertainty and Doubt. FUD ist, was Dich ängstlich werden und Deine Bitcoin verkaufen lässt, das Gegenteil von FOMO (Fear of Missing Out). Es gab viel FUD diese Woche - das Interessante daran ist, dass die meisten Punkte davon alt sind und immer wieder auftauchten.
Fangen wir mit dem kompliziertesten FUD-Punkt an:
1. Tether
Tether gehört zur Gruppe der Stablecoins. Das heißt, der Wert eines solchen Coins ist immer derselbe: In diesem Fall also 1 USD. (Übrigens war auch die von Facebook entwickelte Krypto-Währung Libra ein solcher Stablecoin.)
Hä? Warum braucht irgendjemand einen Coin, der immer einen Dollar wert ist? Kann man doch gleich den Dollar behalten. Und warum sollte ich erst meine Euro in Tether tauschen, wenn ich doch gleich damit Bitcoin oder Ethereum kaufen kann?
Für uns Privatinvestoren und Mini-Coiner stellt sich die Frage nicht. Aber angenommen, man ist ein „Whale“, jemand, der 1000 Bitcoins und mehr nicht nur investiert, sondern damit aktiv handelt. 1000 Bitcoins sind derzeit 30 Millionen US-Dollar - Beträge, die an den meisten Kryptobörsen Liquiditäts-Probleme oder zumindest Kurssprünge verursachen. Man findet auf die Schnelle einfach keinen, der einem die 1000 Bitcoins abkaufen will. Aber: Man kann sie in Tether tauschen. Und: Man kann Tether von einer Kryptobörse auf die andere verschieben. Kryptobörsen wiederum sparen sich so ihre Banklizenz. Der Tether-Token ist also so etwas wie ein Mittelsmann, jemand, der immer da ist, wenn man kaufen oder verkaufen will.
Wer aber entscheidet, wie viele Tether-Tokens es gibt? Hier beginnt das Problem und der mögliche Betrug. Denn das Unternehmen Tether behauptet, es gebe nur so viele Coins aus, wie es US-Dollar von Investoren bekommt (1 Tether ist deswegen immer 1 USD wert). Kritiker behaupten: Das stimmt nicht. Tether druckt Coins, wie es will, kauft damit Bitcoin und treibt den Kurs künstlich in die Höhe. Sollte der Betrug auffliegen, reißt das den Bitcoin-Kurs mit in den Abgrund.
Wer sich etwas tiefer in die komplexe Materie um Tether und möglichen Betrug hineinfuchsen will, dem sei dieser Thread hier empfohlen:


Die Vorwürfe gibt es wie gesagt schon länger.

Und schließlich deuten einige Kennzahlen daraufhin, dass die Tether-Gerüchte eher kleine Privatinvestoren zum Verkauf animiert haben. Groß-Investoren scheinen die Gelegenheit zum Kaufen zu nutzen.


2. Regulierung und Verbote
Auch nicht neu, aber diese Woche wieder Schlagzeilen wert: Eine mögliche Regulierung, oder gar Verbot von Bitcoin. In China und einigen anderen (autoritär regierten) Staaten ist der Handel mit Bitcoin schon seit einiger Zeit untersagt. Und auch in westlichen Staaten mehren sich die Stimmen, wonach Bitcoin zwar nicht verboten, aber immerhin besser reguliert werden müsse.
“I think many [cryptocurrencies] are used, at least in transactions sense, mainly for illicit financing and I think we really need to examine ways in which we can curtail their use and make sure that anti-money laundering doesn’t occur through those channels,”
Das sagte Janet Yellen, die neue Treasury Secretary am vergangenen Dienstag. Auch IWF-Chefin Christine Lagarde äußerte sich kürzlich ähnlich.
Zwar hat nur ein Bruchteil aller Bitcoin-Transaktionen mit Drogen oder Terrorismus zu tun. Bitcoin ist ein Netzwerk und lässt sich genauso wie das Internet nicht einfach ausknipsen. Was aber würde passieren, wenn alle Regierungen der Welt über Nacht Bitcoin verbieten würden? Es müssten sich wirklich alle Staaten darauf einigen, was praktisch so gut wie unmöglich ist. Sonst nämlich wäre ein Bitcoin-Verbot in den USA ein Riesengeschenk für Putin, Kim Jong-Un und ihre Homies.
Hinzu kommt: Relativ schnell würde Bitcoin-Schwarzmarkt entstehen, und die Kurse wie bei nahezu allen illegalen Gütern künstlich verteuert werden. Beispiel China: Einmal davon abgesehen, dass noch immer riesige Mining-Farmen dort stehen, handeln auch Chinesen weiter mit Bitcoin. Die Geschäfte laufen OTC (Over the Counter) ab, also nicht über eine Börse, sondern über Mittelsmänner.
Fazit:
Ein generelles Bitcoin-Verbot ist also extrem unwahrscheinlich, und vor allem unrealistisch. Was dagegen ziemlich sicher kommen wird, sind Regulierungen und höhere Besteuerungen von Bitcoin. Regulierungen auf der anderen Seite könnten den Zufluss von Kapital erst noch beschleunigen.


3. Der Stromverbrauch
Vergangene Woche schrieb ein Bitcoin-Hater einen Artikel in der ZEIT. Darin forderte er, man solle Bitcoin endlich abschalten, denn das System brauche zu viel Strom.
Der Kommentar ist lesenswert, aber nur weil er in seiner Einfältigkeit und Konservativismus ziemlich exemplarisch für die Medien-Berichterstattung über Bitcoin steht.
Mittlerweile stammt der Großteil der Energie, die für Bitcoin aufgewendet wird, aus regenerierbaren Quellen.
„But the 3rd Global Cryptoasset Benchmarking Study by the University of Cambridge shows that 76% of cryptocurrency miners use electricity from renewable energy sources as part of their energy mix.“
Das soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass das gesamte System extrem viel Energie frisst. Mit einem möglichen „Green New Deal“ unter Joe Biden könnte der politische Druck wachsen. Nur ist die Forderung, Bitcoin deswegen „abzuschalten“, ungefähr so plakativ, das Bankensystem, Flugzeuge oder einfach Autos zu verbieten, weil sie zu viel Energie verbrauchen.
Fazit:
Vorstellbar in den kommenden Jahren allerdings ist eine Politik, die in vielen Ländern die Strom- und damit die Produktionskosten der Miner erhöht. Aber auch hier reguliert sich das System selbst: Die Miner wandern in das Land ab, das ihnen die günstigsten Bedingungen bietet.
4. Das Double-Spending-Problem
This is for the nerds: Bitcoin ist unter anderem deswegen eine brillante und revolutionäre Erfindung, weil Gründer Satoshi Nakamoto das “Double Spending Problem” gelöst hat. Ein Foto vom letzten Thailand-Urlaub kann man unendliche viele Menschen per Email verschicken, die Datei ist danach immer noch auf dem Rechner. Digitales Geld kann so nicht funktionieren. Wer fünf digitale Euros auf seinem Rechner hat, muss sie genau einmal ausgeben, sprich an eine andere Person verschicken können. Wären die fünf Digi-Euros, nachdem man mit ihnen etwas bezahlt hat, immer noch auf dem eigenen Rechner, funzt das als Geld nicht. Das ist kurz gesagt das Double-Spending-Problem, das vor Bitcoin niemand lösen konnte. Wer mehr darüber erfahren, und wissen möchte, wie Satoshi Nakamoto das Problem gelöst hat, sollte unbedingt diesen Artikel hier lesen: Explain Bitcoin like I’m Five
Nun tauchten am Donnerstag Gerüchte auf, wonach ein Double Spend im Bitcoin-Protokoll aufgetaucht sein. Kurz gesagt, jemand 0,00062 Bitcoin doppelt ausgegeben.


Ein Software-Fehler - aber ein großer, weil damit das gesamte Bitcoin-System obsolet werden würde.
Ist aber gar nicht passiert.

Und wer jetzt Lust auf mehr Nerds bekommen hat, sollte sich unbedingt dieses Video, oder irgendein Video von Andreas Antonopoulos anschauen. Der Mann ist einer der faszinierendsten und sympathischsten Gestalten der Bitcoin-Welt. Die letzten Jahre verbrachte er ausschließlich damit, um die Welt zu reisen und Menschen über Bitcoin aufzuklären.
5. Nervensägen
Und dann tauchte noch ein nerviger Bekannter auf, den wir in der Ausgabe von vergangener Woche (Ein Herrenloses Netzwerk: Wer war Satoshi Nakamoto? Über den mysteriösen Gründer von Bitcoin?) kurz kennengelernt haben: Craig Wright. Der Typ, der behauptet, Satoshi Nakamoto zu sein, es aber nicht beweisen kann, und stattdessen jeden verklagt, der ihm widerspricht. Wright fordert nun von allen Websites, die das Bitcoin-Whitepaper auf ihrer Seite veröffentlicht haben, es zu löschen. Weil es ja seins ist.
Fazit: Wright nervt und wird damit nicht aufhören. Mag sein, dass er irgendwann seine angeblich Millionen von Bitcoins auf den Markt wirft, um den Kurs zu crashen. Soll er halt, ich kaufe dann günstig.
Es gibt noch ein paar mehr mögliche Gefahren für Bitcoin - die findest Du auf der ausgezeichneten Website Casebitcoin.
Fazit: Viel FUD diese Woche und ein schmerzhaftes Minus. Wer nicht verkauft hat, kann sich auf baldiges FOMO freuen. Denn FEAR OF MISSING OUT kommt auch wieder.
Ein schönes Wochenende!
PS: Kein Mensch braucht Tether.
Und noch ein Hinweis in eigener Sache:
BlingBling soll Dir helfen, vielleicht reicher, auf jeden Fall aber schlauer zu werden. Falls Dir dieser Newsletter aber tatsächlich beim Reich- und Schlauwerden geholfen hat, kannst Du mir etwas Bitcoin als Dankeschön geben und es auf diese Wallet schicken:
187PK5qk1DAU8xRRqSX2bv78AhWxCwVAyR
Noch mehr aber freue ich mich, wenn Du BlingBling weiterempfiehlst!