Silber (wird cool)
Wie Silber einst die Opium-Kriege auslöste, und warum das Metall wahrscheinlich eine der besten Investitionen der kommenden Jahre ist.
In order to stop this, the East India Company and other British merchants began to smuggle Indian opium into China illegally, for which they demanded payment in silver. This was then used to buy tea and other goods. By 1839, opium sales to China paid for the entire tea trade.
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Tee aus China war für die feine Gesellschaft in England im frühen 19. Jahrhundert so etwas wie Avocados für Hipster in New York Anfang des 21. Jahrhunderts. Die Leute wollten es haben, jeden Tag - egal, ob es vom anderen Ende der Welt kommt. In dem Fall war es tatsächlich so, da Tee hauptsächlich in China angebaut wurde. Schiffe der britischen Ostindien-Kompanie brachten es aus dem südchinesischen Kanton, dem heutigen Guangzhou, nach London. Die Ware bezahlten sie mit der damaligen chinesischen Landeswährung Silber. Da die Nachfrage der Engländer nach Tee wuchs und wuchs, und deswegen immer mehr Silber Großbritannien das Land verließ, überlegte man sich in London, was man den Chinesen anstatt von Silber geben könne: Man kam darauf, dass das in den indischen Kolonien angebaute Opium sich doch hervorragend als Tauschmittel eigne: Weil es süchtig macht, sei die Nachfrage danach ja geradezu unendlich.
Das funktionierte ganz gut: Um 1830 herum stieg die Anzahl der Opium abhängigen Chinesen rasant an. Die einschläfernde Wirkung (Opium ist der Grundstoff, aus dem später Heroin gewonnen wurde) zersetzte nach und nach Wirtschaft und Gesellschaft des Kaiserreichs. Sich von der Außenwelt völlig abzukapseln, hat eine lange Tradition in China (wie man auch heute wiedersieht): Am Hofe in Peking entschloss man sich deswegen zu einem Verbot, und sperrte das Kaiserreich für den Außenhandel mit Europäern.
Das wiederum ließen sich die Briten nicht gefallen. In der Folge kam es zu zwei “Opium-Kriegen”, die noch heute im kollektiven Gedächtnis der Chinesen eine Rolle spielen und das Bild westlicher Mächte prägen. Das Kaiserreich verlor beide Kriege haushoch, in der Folge durften die Briten sich Hongkong als Kronkolonie sichern, und das Festland mit noch mehr Opium überschwemmen. Die Versorgung der britischen Gesellschaft mit Tee war gesichert - und vor allem die Zahlungsschwierigkeiten mit Silber beendet. In der Folge begann für China ein Abstieg, der mehr als hundert Jahre andauern sollte. Im Welthandel sank Chinas Anteil von über 30 Prozent Anfang des 19. Jahrhundert auf unter 5 Prozent 1945.
Silber war Jahrhunderte lang Zahlungsmittel in der ganzen Welt - vor allem weil es weniger wertvoll ist als Gold. Wer mit einem Gramm Gold beim Bäcker Brot bezahlen will, kann damit vielleicht das gesamte Sortiment kaufen, aber keinen einzelnen Laib. Silber hat eine geringere Dichte als Gold, kommt wesentlich häufiger vor und eignet sich deswegen als Zahlungsmittel wesentlich besser.
Wenn vom Goldstandard die Rede ist, war deswegen oft ein Gold-Silber-Standard gemeint: Gold als Deckung in Tresoren und Schatzkammern, Silber als Zahlungsmittel im alltäglichen Gebrauch. Dafür aber mussten Gold und Silber in einem festen Verhältnis stehen. Wie genau dieses Verhältnis zu bestimmen ist, damit plagten sich jahrhundertelang die schlausten Köpfe herum. Zum Beispiel Isaac Newton.
Even after Sir Isaac Newton, master of the Mint, effected a new currency reform in 1717, which reduced the value of the gold guinea to 21 silver shillings, the implied mint ratio of silver to gold of 15.21 to 1 still slightly overvalued gold.
Ende des 19. Jahrhundert aber entschied man sich für einen reinen Goldstandard. Silber wurde “demonetarisiert” und durch Banknoten ersetzt.
In 1867, at the International Monetary Conference in Paris, Western governments adopted the twenty-five-franc gold coin unit as the basis for an eventually global gold standard.
This was easier said than done. Both France and Germany still relied heavily on silver in their bimetallic systems, and it was no easy matter to “retire” silver and replace it with gold. The silver would need to be converted into gold at something approximating the fixed 15.5-to-1 ratio, and that required a lot of gold. The French regime had enough gold to seriously contemplate this plan, but Germany was far more reliant on silver. It was unclear where the German state and banking system would get enough gold to demonetize silver.
Eine folgenreiche Entwicklung, denn wer Silber demonetarisiert, kann das auch mit Gold. Das geschah 1971 und seitdem wird die Welt mit ungedecktem Geld überschwemmt.
If a government could demonetize silver, it could demonetize gold as well. This is exactly what happened, of course, and it’s not a coincidence that the era of the state-imposed monometallic gold standard was followed by the era of Bretton Woods and fiat currencies.
Ryan McMaken: Why Did the World Choose a Gold Standard Instead of a Silver Standard?
Silber verlor also noch vor Gold seine Rolle als Geld. Trotzdem erlebte es eine Renaissance. Den Preis von Silber bestimmt heute einzig und allein die industrielle Nachfrage. Und die nimmt massiv zu: Ein Viertel der gesamten Silber-Bestände wurde nach 2000 geschürft. Und in der Zukunft wird Silber vom Boom regenerativer Energien profitieren.
Silber steckt heute in jedem Elektroauto, Computer, Smartphone. Man braucht es für die Herstellung von Katalysatoren und Solarzellen. Und aufgrund seiner antibakteriellen Wirkung kommt es in der Medizin zum Einsatz. Geiles Zeug! Gleichzeitig hat es Relikte der alten Rolle als Zahlungsmittel noch nicht völlig aufgegeben. Silber gilt nach wie vor als “Edelmetall” und die Möglichkeit, dass es in bestimmten Ausnahmesituationen wieder als Geld Verwendung finden könnte, besteht weiter.
Und ein weiterer Faktor kommt hinzu: Die meisten dürften inzwischen mitbekommen haben, dass wir ein kleines Problem mit Energie-Preisen haben. Der Übergang von fossilen zu regenerativen Energiequellen funzt nicht ganz so reibungslos, wie sich das manche vorgestellt haben. Probleme mit Putin gibt es auch. In der Folge steigen die Energie-Preise. Da Energie aber für so ziemlich alles benötigt wird, wird auch alles teurer werden.
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Silber physisch zu kaufen, macht anders als bei Gold, wenig Sinn: Wer für 10000 Euro Silberbarren kaufen möchte, braucht schon eine Ecke im Keller, die er frei räumen kann. Außerdem muss man - ebenfalls anders als bei Gold - beim Kauf von Silberbarren Mehrwertsteuer zahlen. Es gibt aber noch andere, einfache Möglichkeiten. (Darüber geht es im zweiten Teil für zahlende Abonnenten).
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