Number Go Big Beautiful
Elon Musk und Donald Trump streiten wieder. Was das Steuersenkungsprogramm Big Beautiful Bill wirklich bedeutet - und warum Bitcoin und Gold davon profitieren.
History tells us the preferred path for government policymakers trying to deal with too much debt is lowering interest rates and devaluing the currency the debt is denominated in.
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Bling-Report Juni 25
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Im Mai 1789 berief der französische König, Ludwig XVI., die Generalstände ein, um die drückende Finanzkrise zu lösen, in der sich das Land befand. Allein das war schon ein Eingeständnis der Schwäche des absolutistischen Königs. Der mächtigste Monarch Europas mit Kolonien in Amerika, Afrika und Indien war plötzlich auf Mithilfe der Arbeiter und Bürger angewiesen, um das Problem zu lösen. In den Jahren zuvor hatte sich der König immer weiter verschuldet, um Kriege zu führen. Hinzu kam die verschwenderische Hofführung in Versailles. Die Zinslast für diese Kredite machte mittlerweile 50 Prozent des Haushalts aus. Adel und Klerus lehnten Steuererhöhungen ab, was die Arbeiter, Kaufleute und Bürger noch wütender machte, da diese die größte Steuerlast trugen. Am 14. Juli 1789 explodierte die Lage: Ein Mob stürmte das Stadtgefängnis Bastille und befreite alle Insassen. Die Französische Revolution hatte begonnen.
Ganz so drastisch ist die Situation in den USA noch nicht. Washington muss aktuell 24 Prozent seiner Einnahmen für die Zinsen seiner Kredite aufwenden - beim aktuellen Zinssatz. Lägen die Zinsen höher, zum Beispiel bei sechs Prozent, läge der Anteil bei 41 Prozent und damit schon näher am vorrevolutionären Frankreich.
Es gibt noch ein paar andere wichtige Unterschiede. Anders als Paris 1789 sind die USA nicht an einen Münzstandard gebunden und können ihre Währung drucken. Dadurch ergeben sich verschiedene Möglichkeiten. Das ist der tiefere Grund des Streits zwischen Elon Musk und Donald Trump, der diese Tage wieder neu aufgeflammt ist. Die „Big Beautiful Bill“, ein großes Steuersenkungsprogramm, ging diese Woche durch den Senat, und das Repräsentantenhaus.
Das Sparprogramm DOGE ist somit endgültig gescheitert. Elon Musk versucht nochmals Stimmung dagegen zu machen. Mehr dazu im Essay „Netter Versuch, Elon!”
Beide wollen die Finanzen der Supermacht wieder auf solidere Füße stellen, nur die Wege unterscheiden sich.
Sparen. Elon Musk und Libertäre wie Senatoren Rand Paul stehen für den brachialen Weg. Der lautet simpel: Einnahmen erhöhen, Ausgaben kürzen. Das ist der eigentliche Sinn von DOGE. Wenn der Staat weniger ausgibt, kann er seine Schulden schneller zurückzahlen. Die Bilanz sieht besser aus, die Zinsen für neue Kredite werden günstiger. Der Staat wird wieder handlungsfähiger, zukünftige Generationen nicht mehr belastet. Sparen allerdings ist schmerzhaft, da dazu auch das Streichen von Arbeitsplätzen und sozialen Leistungen gehört. Diese Kur verordnete Brüssel auf deutschen Druck hin 2012 auch dem überschuldeten Griechenland.
Den Staatsbankrott erklären. Kurzfristig mag das verlockend klingen. Man sagt allen Gläubigern einfach: Pech gehabt, und jetzt fangen wir wieder von vorne an. Nur: Wer würde den USA nach so einer Erfahrung nochmals Geld leihen?
Die Schulden entwerten. Trump und Finanzminister Bessent sind dagegen zur Überzeugung gekommen, dass Sparen nicht helfen wird. Zu gering sind die Einsparpotenziale. Man setzt jetzt darauf, aus den Schulden herauszuwachsen. Jerome Powell und die FED sollen die Zinsen senken, um die Wirtschaft schneller wachsen zu lassen, wodurch die Geldmenge erhöht werden kann. Dadurch wiederum senkt den realen Wert der Schulden. Steuersenkungen und Deregulierung sollen zudem das Wachstum ankurbeln. Das Problem: Wächst die Wirtschaft nicht schneller als die Geldmenge, führt das zur Inflation. Das Volk wird unzufrieden.
Da in den allermeisten Fällen Regierungen den dritten Weg bevorzugen, da er bequemer ist, und sich alle Beteiligten kurzfristig als Gewinner fühlen können, ist dieser auch wahrscheinlicher. Bitcoiner und Gold-Bugs wissen das schon lange. Elon Musk hingegen dürfte seine alte Bitcoin-Begeisterung (Tesla akzeptierte 2021 für einige Monate Bitcoin als Zahlungsmittel) reaktivieren, nachdem er vom politischen Hickhack frustriert ist. Number Go Up.
Was geschah eigentlich mit den hohen Schulden Frankreichs nach der Revolution 1798? Eine Inflationierung war nicht so einfach möglich wie heute, da der Großteil des Zahlungsverkehrs mit Silbermünzen stattfand. Also verringerte man den Silbergehalt der Münzen stetig und ersetzte ihn mit billigerem Metall. Das fiel natürlich bald den Bürgern auf, weswegen die Preise stiegen. Die vorübergehende Einführung von Papiergeld machte die Situation nicht besser. Eine Inflation begann. Allein im Jahr 1794 verzehnfachten sich die Preise.
Eine Entschuldung gelang erst mit Napoleon und der Säkularisation. Man enteignete die Kirchen und Klöster ihrer Ländereien und bezahlte damit die ausstehenden Kredite. Die neue „Einnahmequelle“ war so verlockend, dass innerhalb weniger Jahre fast ganz Europa dem Beispiel folgte.
Auch den Krieg als letztes Mittel zum Entschuldungszweck darf man nicht vergessen. Generell ist es die furchtbarste Tragödie, welche sich daraus und aus einem „allmächtigen Staat“ entwickeln kann. Betrachtet man aber die Szenerie real, so sind die partiellen, derzeit aber örtlich begrenzten Kriege wohl bereits eine Art großer Krieg im Hintergrund. In diese sind ohne Zweifel bereits viele Staaten verwickelt.
Der vernünftige Mensch sucht m. E. Lösungen auf dem Wege der Diplomatie und lebt nach der Fabel: „Bewaffneter Friede“ von Wilhelm Busch.
Mir persönlich ist es ein hohes Anliegen, dass es den Menschen gut geht und friedliche Kooperation sowie Handel über Ländergrenzen erfolgt. Wie viel positiver sähe die gesamte Weltordnung aus. Man Frage doch einfach die Menschen, ob diese in Kriegen zugrunde gehen möchten oder das Leben und dessen Zeitablauf in Freude, Zufriedenheit und Selbstsouveränität.
Einen wunderschönen Sonntag.