Niemand hat die Absicht, Bitcoin zu verbieten
Eine Studie der Europäischen Zentralbank fordert von der Politik, härter gegen Bitcoin vorzugehen. Was das für den Privatbesitz bedeutet.
Liebe Abonnenten,
vor der Zulassung der ETFs Anfang dieses Jahres war ein Bitcoin-Verbot kein unrealistisches Szenario. Wann immer der Kurs stark anzog, kamen solche Forderungen auf - freilich meist von den hinteren Rängen linker Parteien. Nachdem die ETFs in den USA zugelassen wurden, hat sich Bitcoin so stark mit dem traditionellen Finanzsystem verzahnt, dass ein Verbot faktisch unmöglich geworden ist. Innerhalb der EU aber bleiben den Regulatoren noch einige Möglichkeiten, den Besitz stark einzuschränken oder zu erschweren: höhere Steuern (oder Steuern auf unrealisierte Gewinne), Schließung von Börsen, Verbot von privaten Wallets etc.
Vor Kurzem sind zwei Bitcoin-Studien erschienen: Die erstere ist ein Machwerk der Europäischen Zentralbank, und sie ist ziemlich erschreckend. Darin wird relativ offen für ein politisches Vorgehen gegen Bitcoin plädiert. Sie trägt den Namen “The Distributional Consequences of Bitcoin”.
Die Argumente dafür sind auf bizarre Weise banal. Die Autoren, Ulrich Bindseil und Jürgen Schaaf, stellen zunächst fest, dass Early Adopter von Bitcoin reicher sind als Late Comer. Sprich wer früher gekauft hat, ist nun reicher als Späteinsteiger. Wow.
In this respect, those who got in at relatively low prices and / or sold at high prices have made high profits and those who bought and held bitcoins at low prices and did not sell them have high imputed profits.
Wer ausgecasht hat, der habe allerdings keinen wertvollen Beitrag zur Gesellschaft geleistet, sondern sein Geld eigentlich nur verprasst:
The new Lamborghini, Rolex, villa, and equity portfolios by early Bitcoin investors do not stem from an increase in the economy’s production potential; rather, they are financed by diminishing consumption and wealth of those who initially do not hold Bitcoin.
Die beiden Autoren empfehlen deswegen der Politik, demnächst gegen Bitcoin vorzugehen. Ansonsten würde dies zu einer stärkeren Umverteilung führen, die Early Adopters bevorzugt.
In any case current nonholders should realise that they have compelling reasons to oppose Bitcoin and advocate for legislation against it, aiming to prevent Bitcoin prices from rising or to see Bitcoin disappear altogether. Latecomers and non-holders and their political representatives should emphasize that the idea of Bitcoin as an investment relies on redistribution at their expense. Failing to do so could skew election results in favour of politicians who advocate pro-Bitcoin policies, implying wealth redistribution and fuelling the division of society.
Dass Studien mit solchen Forderungen überhaupt von der EZB finanziert werden, lässt auf nichts Gutes hoffen. Mit den exakt selben Argumenten lässt sich gegen Aktien, Gold oder Immobilien wettern. Wenn Vermögenswerte steigen - aufgrund lockerer Geldpolitik - soll diese verboten werden.
Wie absurd das ist, zeigt die zweite Studie:
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Die zweite Studie, um die es hier gehen soll, stammt von Lyn Alden und Sam Callahan. Die beiden untersuchen in “Bitcoin - a Global Liquditity Barometer” die Auswirkungen der globalen Geldmengenausweitung auf Bitcoin. Sie stellen dabei fest, was “Early Adopters” schon lange wissen: Der Kurs von Bitcoin ist eng mit der globalen Liquidität korreliert. Diese Geldmenge wird “M2” genannt und steht vereinfacht für alles, was es global an Geld so gibt. Und - Leser dieses Newsletters wissen es schon lange - sie wächst. Ständig.
Wie kommt es zu diesem Effekt? Kommt neues Geld ins System (durch Kredite, QE oder Defizite) ist dieses zuerst in den Händen der Finanzmärkte. Da Bitcoin wie Gold keine Gewinne abwirft, und “selten” ist, entsteht über kurz oder lang eine Korrelation mit der Geldmenge. Bitcoin wird zum “Wasserstandsmelder” der Zentralbanken:
Im Fazit heißt es:
Bitcoin’s strong correlation with global liquidity makes it a valuable macroeconomic barometer for investors and traders. Its correlation is not only strong but also has the highest degree of directional consistency with global liquidity conditions relative to other asset classes. One can think of Bitcoin as a mirror reflecting the rate of global money creation and the relative strength of the dollar.
Fassen wir die beiden Studien also zusammen: Zentralbanken wie FED und die EZB erhöhen also konstant die Geldmenge. Bitcoin bildet diese Entwicklung ab wie kein anderer Vermögenswert. Anders gesagt: Das digitale Gold ist für Privatanleger aktuell das beste Instrument, um seine Ersparnisse gegen Inflation zu schützen. Deswegen fordern die EZB-Autoren in einer Studie von der Politik, dagegen vorzugehen.
Lol.
Mehr Content wie immer hinter der Paywall: Was plant die EZB langfristig mit Bitcoin in der EU? Und wie könnte ein Bitcoin-Verbot konkret aussehen?
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