Mo' Money
Alle drei großen Wirtschaftsblöcke warten darauf, die Wirtschaft mit Geld zu fluten. How to get ready.
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in China fallen die Preise. Nein, das ist nicht korrekt, aber sie steigen wesentlich langsamer, als sie sollten. Die Kerninflation lag im August bei 0,3 Prozent. Der Konsumentenpreisindex stieg lediglich um 0,6 Prozent. Auch wenn sich chinesische Verbraucher prinzipiell darüber freuen könnten, gesamtwirtschaftlich stellt das die zweitgrößte Volkswirtschaft vor wachsende Probleme.
Ein mäßig steigende Inflation ist zumindest unter Mainstream-Ökonomen ein Indikator für eine gesund wachsende Wirtschaft. Befindet sich das Preiswachstum nahe null oder ist sogar negativ, erlahmt die wirtschaftliche Aktivität. Konsumenten schieben Kaufentscheidungen lieber in die Zukunft. Eine Spirale kommt in Gang: Weil weniger konsumiert wird, machen Unternehmen weniger Gewinne, entlassen Leute, was wiederum zu geringerem Konsum führt. Auch am Aktienmarkt macht sich die Deflation bemerkbar. Der chinesische Hang-Seng-Index beispielsweise notiert auf dem niedrigsten Stand seit 15 Jahren.
Normalerweise steuert die Zentralbank in solchen Phasen mit niedrigen Zinsen, sprich günstigen Krediten, dem Prozess entgegen. Das geschah beispielsweise nach der großen Finanzkrise 2008. Durch die Pleite des Bankhauses Lehman Brothers war eine globale Kettenreaktion in Gang gesetzt worden, die zu einer globalen Rezession führte. Peking machte damals ein Paket von knapp 600 Milliarden US-Dollar locker, das in Infrastrukturprojekte investiert wurde. Das genügte, um die globale Wirtschaft wieder in Gang zu bringen.
Ähnliches fordert auch jetzt der ehemalige Vorsitzende der chinesischen Zentralbank Yi Gang. „Wir sollten uns jetzt auf den deflationären Druck konzentrieren“, sagte er am vergangenen Freitag auf einer Veranstaltung in Shanghai. Die Inlandsnachfrage sei schwach, und eine proaktive Fiskal- und Geldpolitik seien erforderlich.
Nur steckt China anders als 2008 in einem Dilemma. Die Verschuldung ist hoch, was sich insbesondere auf dem Immobilienmarkt bemerkbar macht. Die Pleite des zweitgrößten Wohnungsbaukonzerns Evergrande ist noch immer nicht verdaut. China befindet sich in einem Prozess des „Deleveraging“, des Schuldenabbaus. Auch das ist eine Folge der „Kredit-Bazooka“ vor 15 Jahren. Sollte sich Peking jetzt für eine lockere Geldpolitik entscheiden, wird der Sektor abermals aufgebläht, anstatt dass kontrolliert Luft aus der Blase gelassen wird.
Das wirkt sich auf die Wachstumszahlen aus: 2008 wuchs das chinesische Bruttoinlandsprodukt um durchschnittlich zehn Prozent im Jahr. Heute fragen sich viele Analysten, ob das von der kommunistischen Partei anvisierte Ziel von fünf Prozent noch erreicht werden kann.
All das wirkt sich auch global aus. Derzeit trifft es zum Beispiel die deutschen Autokonzerne, von denen manche mehr als ein Drittel ihres Umsatzes (und Gewinn) in China erzielen. Volkswagen schloss vergangene Woche Werksschließungen zum ersten Mal in der Geschichte nicht mehr aus. Der Münchener Autokonzern BMW passte gestern seine Jahresprognose nach unten an. In beiden Fällen trägt der schwache chinesische Markt zwar nicht die Alleinschuld, aber drückt weiter auf ein ohnehin schwieriges Marktumfeld.
Nicht nur das: die schwache Konjunktur innerhalb Chinas wirkt sich auch auf die Exporte aus. Da die mit Subventionen gefütterten Elektroautos zu wenig Abnehmer in der zweitgrößten Volkswirtschaft finden, versucht man sie eben ins Ausland zu verkaufen - der Westen wehrt sich dagegen mit Schutzzöllen.
Was muss passieren, dass Peking gegensteuert? Analysten der Investmentbank Morgan Stanley gehen davon aus, dass ein Geldpaket in Höhe von 10 Billionen Renminbi, rund 1,4 Billionen US-Dollar nötig wären, um die zweitgrößte Volkswirtschaft wieder auf Kurs zu bringen. Das wäre in etwas das Dreifache der Summe von 2008.
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