Zensur findet (nicht) statt
Während in der Alten Welt die Meinungsfreiheit immer weiter beschnitten wird, explodieren in der Neuen Welt Medien, Perspektiven und Narrative. Das ist ein Grund zu feiern.
Willkommen zur 56. Ausgabe von BlingBling!
Am 31. Dezember 2021 hatte der amerikanische Podcaster Joe Rogan einen Arzt zu Gast. Dr. Robert Malone gilt als einer der größten Kritiker der Corona-Politik und Pandemie-Maßnahmen. Doppelt brisant ist dieses Interview, weil Malone nebenbei auch der Erfinder von mRNA-Impfstoffen ist. (Kritiker wenden ein, er überhöhe seine Rolle und sei ein Scharlatan.)
Es dauerte nur wenige Tage, bis der Podcast mit Robert Malone von den großen Plattformen, in diesem Fall vor allem von Youtube und Twitter, verschwand. Auch die Suchmaschine Google ließ das Interview in den Weiten des Netz verschwinden. Die Begründung: Darin würden Falschinformationen verbreitet werden. Spotify dagegen löschte das Interview nicht, und wer möchte, kann sich das Interview mit Dr. Malone hier anhören oder durchlesen, und sich selbst eine Meinung bilden.
Zensur vs. Falschinformationen - die Leser dieses Newsletters wissen, dass BlingBling eher auf der kritischen Seite steht, was die Berichterstattung über Lockdowns und Impfpflicht, so wie die Frage nach dem Ursprung des Virus angeht. Doch darum soll es an dieser Stelle nicht gehen. Tatsache ist, dass mit Beginn der Pandemie die Menge an Falschinformationen zugenommen hat, und damit eben auch die Versuche, diese einzudämmen.
Regierungen wähnen sich im Krieg gegen das Virus. Und wer sich im Krieg befindet, der glaubt, auf besondere Maßnahmen zurückgreifen zu müssen. Um eine kollektive Herausforderung zu überwinden, müssen alle an einem Strang ziehen. Damit alle am selben Strang ziehen, muss das Narrativ geschliffen und gestärkt werden. Im Krieg wird nicht diskutiert, sondern gehandelt. Wer nicht mitmacht, gefährdet den Sieg. Falschinformationen zersetzen die Wehrkraft. Individualismus ist fehl am Platz.
Ende Dezember verkündete Twitter-Chef Jack Dorsey, er werde als CEO der Plattform zurücktreten und sich künftig Bitcoin-Projekten widmen. Dorsey gilt als ein glühender Verfechter von Free Speech, und damals wurden Befürchtungen laut, die Zensur auf Twitter würde nun zunehmen. Sie haben sich als wahr herausgestellt.
Wer übrigens glaubt, Zensur finde nicht statt, das sei nur eine Erfindung rechter Aluhüte, kann auch selbst die Begriffe “Joe Rogan Robert Malone” googlen und die Ergebnisse mit denen der freien Suchmaschine “DuckGoGo” vergleichen. Einen Überblick über die neuesten Sperrungen auf Twitter findet man hier auf Censortrack.

Hinzu kommt: Die meisten klassischen Medien leiden unter Spardruck. Angst, ihren Job zu verlieren, verleitet Menschen dazu, konformer zu denken. Zensur findet in den seltensten Fällen mit dem Rotstift statt. Sie geschieht meist freiwillig und unbewusst. Die “Schere im Kopf” verhindert in vorauseilendem Gehorsam manche Gedanken zu denken. Wer will sich schon mit einer abseitigen Meinung aus dem Fenster lehnen, wenn die nächste Sparrunde ansteht? Das Overton-Fenster wird kleiner. Traditionelle Medien und Big Tech sitzen also im selben Boot.
Nun kann man freilich den Standpunkt einnehmen, dass es gar nicht so schlecht sei, wenn Hass und Lügen im Netz weniger werden, und die großen Tech-Plattformen ihren Beitrag dazu leisten, indem sie allzu Krudes entfernen, und vieles anderes mit “Warnhinweisen” versehen. Steht man derzeit auf Seiten der Regierung erscheint das durchaus sinnvoll. Nur: Wer garantiert, dass diese Macht nicht missbraucht wird? Wer entscheidet, was Lüge und Hetze ist, und was Wahrheit und notwendige Kriegsvorbereitungen? Werden in den kommenden Jahren Informationen über den Genozid in Xinjiang nicht genauso zensiert werden (was in China freilich ohnehin schon “meisterhaft” geschieht)? Was passiert, wenn rechtsradikale Parteien an der Macht sind und die Zensurmaschine kontrollieren? Welches Monster ziehen wir uns hier gerade - mit guten Absichten - heran?
So viel zur “Alten Welt”. Jetzt zur Neuen.
Neu nämlich ist die Tatsache, dass immer mehr Menschen aussteigen. Vor kurzem erschien eine Statistik, die besagte, dass mehr Leute Joe Rogans Podcast hören, als CNN, MSBNC und Fox News zusammen.
Seit etwa zwei oder drei Jahren erleben wir eine kambrische Explosion an neuen Medien in Form von Podcasts und Newslettern und damit auch Vervielfältigung von neuen Narrativen und Perspektiven. Substack, auf dessen Plattform auch BlingBling erscheint, hat einzelnen Journalisten die Möglichkeit gegeben, ohne einen Verlag zu publizieren.
Spotify ist eine der freiesten Medien der Welt, auf der täglich neue, kostenlose oder sponsorenfinanzierte Podcasts veröffentlicht werden. Selbst auf Twitter, wo in jüngster Zeit stärker zensiert wird, erscheinen großartige journalistische Arbeiten, die in den traditionellen Medien vorschnell als Verschwörungstheorien abgetan wurden, weil sie die Gruppendynamik in Redaktionen verbat. Bestes Beispiel: Die Arbeiten von The Seeker, Alina Chan und Matt Ridley zur Lab-Leak-These.


Und während man auf der einen Seite bedauern kann, dass die Leitmedien eintöniger werden und die großen Social-Media-Plattformen mehr und mehr Inhalte zensieren, kann man andererseits auch die neue Zeit feiern. Während in der Alten Welt die Meinungsfreiheit immer weiter beschnitten wird, explodiert sie gerade in der Neuen Welt. Denn nur wer dem Rezipienten die Fähigkeit abspricht, sich im Narrativ-Dickicht eine eigene Meinung zu bilden, beklagt den Aufstieg der neuen Medien.
Einen interessanten Bogen zum Aufstieg von Bitcoin schlägt an dieser Stelle Quoth The Raven - ebenfalls auf Substack:
“In the same way that bitcoin unintentionally became a global phenomenon as a result of the negative consequences of central banking, Joe Rogan has become a global phenomenon at the hands of the negative consequences of how the mainstream media and “big tech” does business”
Und wenn wir am Ende des Newsletter schließlich doch Bitcoin landen, dann liegt das daran, dass viele Bitcoiner den Prozess, der sich gerade abspielt, schon ein paar Jahre zuvor durchlaufen haben. Noch immer ist Berichterstattung in den traditionellen Medien über Bitcoin oberflächlich und klischeehaft. In der Zwischenzeit aber sind längste hunderte von großartigen Podcasts, Newsletter und Medium-Artikel entstanden.
Zensur ist immer der verzweifelte Versuch, Entwicklungen aufzuhalten. Am Ende hilft nur eines: Selber denken, nicht alles glauben.
Ein schönes Wochenende!
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