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ich bin eigentlich in der Sommerpause, wie vergangene Woche erlebt man nicht so oft. Deshalb hier eine Erklärung, wie es dazu kommen konnte - und wie es weitergehen wird.
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Der Yen-Carry-Trade implodiert
Yen-Carry-Trade ist eine komplexe Sache, aber so simpel wie möglich dargestellt, bedeutet er folgendes: Japan hat die Zinsen seit Jahrzehnten künstlich niedrig gehalten. Anleger konnten so Geld in Japan (Yen, kurz JPY) ausleihen, gegen US-Dollar tauschen und dort höher verzinst anlegen. Das war eine Art Geld-Druckmaschine - so lange der Wechselkurs stabil blieb. Sprich: Die Zentralbank der dritt-(oder viert-)größten hat die Märkte mit zusätzlicher Liquidität versorgt. Vor Kurzem aber hat die BOJ die Zinsen angehoben, und der Carry-Trade wurde unattraktiver.
Hier ein guter Thread zum Thema:
Liquidität auf anderen Märkten fehlt
Wer auf Kredit spekuliert hatte, erhielt nun “Margin Calls” - riskante Positionen müssen geschlossen werden, oder es muss Geld “nachgeschossen werden.”
Risk Assets werden verkauft
Was verkauft man jetzt, wenn man schnell dringend Geld braucht? Am ehesten Aktien und Anlagen, die eh schon sehr stark gestiegen sind in letzter Zeit: Tech-Aktien und Bitcoin, sogenannte “Risk Assets”. Alle Aktien von Chip-Herstellern wie Nvidia waren ohnehin heiß gelaufen.
Schlechte Wirtschaftsnachrichten
Kurse machen Nachrichten, lautet ein Börsenspruch. Tatsächlich traf der Kursrutsch auch auf eine sich verschlechterte Nachrichtenlage. Von Intel bis Infineon - viele sprechen gerade von Entlassungen und getrübten Aussichten. Das alleine muss Aktien nicht fallen lassen, aber für viele Anleger ist das eine Erklärung für den Crash. Obendrauf kommen noch geopolitische Spannungen zwischen dem Iran und Israel. Und schließlich hieß es noch, dass Warren Buffett einen Großteil seiner Aktien verkauft habe.
Liquidity oder Solvency Event?
Es gibt allerdings zwei Arten von Börsencrashs. Sogenannte “Liquidity Events” treten ein, wenn kurzfristig an einer Stelle Geld fehlt, und gehebelte Positionen aufgelöst werden müssen (“Deleveraging”). Diese sind meist kurzfristig. “Solvency Events” treten ein, wenn systemrelevante Unternehmen pleitegehen, und eine Kaskade droht. Die Lehman-Pleite 2008 war so ein Fall oder der Enron-Skandal. Ich würde stark dazu tendieren, dass es sich aktuell um ein Liquidity Event handelt.
Zinssenkungen?
Zinssenkungen werden eventuell noch früher kommen als erwartet. Niemand in den USA braucht einen Aktiencrash kurz vor der Wahl. Das heißt, dass die FED früher oder später Extra-Liquidität bereitstellen wird.
Wie es weitergeht:
Zunächst mal ist die Bank of Japan eingeknickt. Sie gab Mitte der Woche bekannt, auf weitere Zinssenkungen zu verzichten. Das heißt nichts anderes, als dass der Yen-Carry-Trade weiter geht - für’s Erste.
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