"Wir erleben den Übergang zu einer multipolaren Finanzordnung"
Ein Gespräch mit dem Trader InspoCrypto über FTX, Tether, Jeffrey Epstein, Korruption und geopolitischen Verwerfungen
InspoCrypto ist ein Trader, der hauptsächlich basierend auf der Blockchain-Analyse handelt. Er berät zudem einen Hedgefonds aus Luxemburg hinsichtlich Marktanalysen mit Blockchain-Metriken und gründet derzeit sein eigenes Crypto-Projekt „Fenicia“. Außerdem kann man seinen Substack-Newsletter hier abonnieren.
Wie hast Du die gesamte FTX-Geschichte erlebt?
Auf jeden Fall ist all dies größer, als das, was wir das bisher wissen. Es geht immer um dieselben Akteure. Und irgendwie ist Tether immer direkt oder indirekt involviert. Zum Beispiel: SBF hatte circa elf Millionen USD in eine kleine Bank investiert – Farmington State Bank in Washington – heute firmiert sie unter den Namen Moonstone Bank. Die ist winzig, hat nur drei Mitarbeiter - wurde aber im Oktober 2020 an die FED angeschlossen. Das bedeutet, dass diese Bank direkt Zugriff auf billiges Geld der Zentralbank hat. Einer der Direktoren dieser Bank ist gleichzeitig Chairman der Deltec Bank auf den Bahamas - das ist die einzige Bank, die noch mit Tether arbeitet. Unglaublich, wenn man bedenkt, dass dieser Mann, Jean Chalopin, bekannt ist für seine Spezialisierung auf Offshore-Aktivitäten. Er wurde seit 2000 in verschiedenen Offshore Leaks von der Center for Public Integrity (CPI) erwähnt. Es sieht also danach aus, als hätten sie so ein Ponzi-Schema weiter am Leben erhalten. Das ist ein gigantischer Skandal, der die FED, die Regulatoren und viele Politiker umfassen könnte, wenn man das Thema wirklich professionell angeht.
Und der Skandal reicht offensichtlich in höchste Kreise hinein.
Mittlerweile ist nachgewiesen, dass Stuart Hoegner von Tether in derselben Stiftung (Lifeboat Foundation) saß mit Jeffrey Epstein. Es ist bekannt, dass Epstein leidenschaftlicher Arbitrage-Trader war. Dafür braucht man nunmal Stablecoins.
SBF war bestens mit den Demokraten wie Bill Clinton vernetzt. Seine Mutter Barbara Fried ist die Mitgründerin der Mind-The-Gap Organisation die sich zum Ziel gemacht hat, Spenden für demokratische Kandidaten zu sammeln. Am Leben gerufen wurde diese Organisation durch diverse Stanford Professoren, mit unter die Mutter von SBF, aber auch durch namhafte Mitglieder wie Graham Gottlieb, ehemaliger politischer Beauftragter der Barack Obama Administration und der USAID. Es sieht daher etwas eigenartig aus, dass FTX gegründet wurde, kurz nachdem Joe Biden seine Präsidentschaftskandidatur am 25. April 2019 bekannt gab. Kurz darauf wurde FTX einer der größten Geldspender von Joe Biden.
Es ist absolut unglaublich. Der Zerfall von FTX ist ein extremer Stresstest für den Markt. Es zeigt sich immer mehr, wie stark vernetzt die Unternehmen innerhalb des Crypto-Marktes sind: Da leiht einer dem anderen Geld, damit er damit im DeFi Yields erwirtschaftet, die dann ein dritter als Sicherheit für weitere Geschäfte nutzt. Und wenn ein Dominostein fällt, bricht alles zusammen.
Derzeit geht es um Genesis, Grayscale, Silvergate, Michael Saylor…
Und am Ende vielleicht sogar Binance. Darüber weiß man derzeit sehr wenig. Jetzt wollen sie einen Milliarden-Funds aufsetzen, um Projekte retten zu können. Ein Grund, weshalb FTX in die Luft flog, war ja, dass die eigenen Coins “FTT” als Sicherheit verwendet wurden, von denen Binance dann einige auf den Markt warf und den Kurs drückte. Binance hält sich derzeit sehr bedeckt. Was genau Binance mit ihren BNB-Reserven machen ist nicht wirklich bekannt. Der letzte Proof of Reserve zeigte, dass knapp 20 Prozent der Gesamtreserven aus BNB bestehen. Über die Qualität der Proof of Reserve könnte man auch diskutieren. Ein Audit von einem namhaften Wirtschaftsprüfer liegt natürlich nicht vor. Tether argumentierte einst vor einigen Monaten, namhafte Wirtschaftsprüfer wären an Crypto-Unternehmen nicht interessiert. Ich weiß das Deloitte Audits für Fidelitys-Cryptogeschäft erstellt. Im Übrigen hat Fidelity ihre Börse jetzt auch für Retailers geöffnet. Daher kann diese Aussage von Tether nicht stimmen.
Also dasselbe nochmals in Grün
Für mich wirkt es so, als hätten sie sich vor ein paar Jahren dieses System ausgedacht und dabei Tether zum Vorbild genommen: Also einen eigenen Coin schaffen, FOMO kreieren, sich gegenseitig pushen und dann alles an Retail-Investoren zu verkaufen. Aus dem Nichts Geld schaffen - ein klassisches Ponzi-Schema, das nur so lange funktioniert, wie Kapital von außen dazu kommt.
Politik ist immer ein schmutziges Geschäft. Die Leute, die etwas bewirken, wollen mit Geld und Gefallen gefüttert werden. Wie manche Berichte jetzt zeigen, dass gerade die Demokraten sich ein gigantisches Geldwäschesystem aufgebaut haben - SBF, Tether all das. Anders kann ich mir nicht erklären, warum man da nicht stärker dagegen vorgegangen ist, obwohl jetzt herauskam, dass die SEC bereits vor Monaten Untersuchungen gegen FTX eingeleitet hatte. Der erste, der nach der FTX-Pleite auf die Bahamas geflogen war, war Paolo Ardoio von Tether. Und danach flog er weiter nach El Salvador, die dann sagten: Wir kaufen ab jetzt jeden Tag einen Bitcoin.
Ich weiß nicht, worum es da genau geht - Geldwäsche oder Finanzierung von geheimen Operationen. Es gab und gibt das - Nimm zum Beispiel die Finanzierung der Contra-Rebellen in Nicaragua aus Ölgeschäften mit dem Iran.
Alameda war einer der größten Kunden von Tether. Das bedeutet ja, dass - wenn alles mit Rechten Dingen zugegangen ist - SBF Milliarden von USD an Tether überwiesen hat und dafür USDT bekommen hat. Jetzt wissen wir, wie groß das Loch bei Alameda ist - mehrere Milliarden. Das macht es doch nur wahrscheinlicher, dass Tether nie Dollar erhalten hat, sondern aus dem Nichts gedruckt hat, oder?
Ich glaube nicht, dass jemals ein USDT auch mit einem Dollar gedeckt war. Laut ihren „Attestations“ hatten sie 30 Milliarden in so genannten Commercial Papers, die sie jetzt angeblich verkauft haben - ohne einen Cent Verlust gemacht zu haben. Das ist völlig unmöglich. Welche Bank sollte Tether das abkaufen? Wir müssen uns nur die Charts anschauen. Die Nachfrage nach Commercial Papers ist zurückgegangen. Ich arbeite selbst im Bankenbereich - so etwas gibt es nicht. Und wieso gibt es keinen Trader, der davon irgendwas gesehen hat? Wer hat das Geschäft abgewickelt? Ich bin sehr gut vernetzt, ich kenne niemand der je davon gehört hat. 30 Milliarden in Commercial Papers lösen sich nicht einfach auf.
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