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Von China lernen? Teil 2
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Von China lernen? Teil 2

Der digitale Euro kommt - was bedeutet das eigentlich? Und lassen sich digitale Zentralbank-Währungen überhaupt noch aufhalten?

BlingBling
May 13, 2022
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Von China lernen? Teil 2
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Bitcoin: 30315$

Gold: 1820$

Willkommen zur 71. Ausgabe von BlingBling!

Zunächst ein Hinweis in eigener Sache und eine Korrektur. Auf den zugehörigen Tweet zur vergangenen Aussage „Von China lernen“ meldete sich ein Mitarbeiter des Think Tanks Merics. Das ist das wichtigste Institut zur China-Forschung in Europa mit Sitz in Berlin. Er wies mich auf folgenden Fehler hin: Das Punkte-System habe es zwar in verschiedenen Städten in China als Pilotprojekt gegeben, mittlerweile aber sei man davon abgekommen. Es sei ungenau und wenig hilfreich, Kreditwürdigkeit mit Mülltrennung in einem Score zu kombinieren. Zwar spricht auch Merics weiterhin vom Social Credit System, meint aber, diese führe zu einem negativen Framing, was nicht hilfreich sei. BlingBling erwiderte, dass der Hinweis zum Punktesystem freundlich angenommen sei, und ansonsten: You name it. Und tatsächlich sind die Entwicklungen in China hinsichtlich des Systems dynamisch. Wer in die Details eintauchen möchte, dem sei der Report von Merics empfohlen:

Most importantly, the SoCS is only a small fraction of China’s monitoring and surveillance capacities. Public security driven surveillance initiatives, in particular, carry much broader rights implications.

China’s Social Credit System in 2021

BlingBling
Von China lernen?
Willkommen zur 70. Ausgabe von BlingBling! Im November 2019 kehrte ich nach vier Jahren (ich hatte zwischen 2011 und 2015 dort gelebt) wieder nach Shanghai zurück. Ich wusste aus Erzählungen, dass sich in dieser Zeit viel verändert hatte: Propaganda und Zensur hatten zu genommen, Patriotismus und Nationalismus ebenso. Gleichzeitig, erzählten mir Freunde…
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9 months ago · 3 likes · 3 comments · BlingBling

Was das “Framing” betrifft, würde BlingBling das den Lesern gerne selbst überlassen. In dieser Ausgabe geht es um einen Aspekt der Digitalisierung, der eng damit verbunden ist.

Tatsache ist: Der digitale Yuan kommt, ebenso wie der digitale Euro.

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Christine Lagarde @Lagarde
We’ve started exploring the possibility of launching a digital euro. As Europeans are increasingly turning to digital in the ways they spend, save and invest, we should be prepared to issue a digital euro, if needed. I’m also keen to hear your views on it epsilon.escb.eu/limesurvey3/43…
11:15 AM ∙ Nov 1, 2020
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Derzeit forschen nahezu alle Staaten an staatlichen Digitalwährungen, in zahlreichen Ländern laufen Pilotprojekte. CBDCs, also Central Bank Digital Currencies, was der Oberbegriff für digitale Währungen sind, sind die Antwort der Regierungen auf Bitcoin. Bitcoin basiert auf einer dezentralen Blockchain und Pseudoanonymität. Damit das System dezentral und somit unbeeinflussbar bleibt, braucht Bitcoin Energie. Das ist das Proof-of-Work-Mechanismus. 

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Gigi ⚡🧡 @dergigi
A failure to understand proof of work is a failure to understand #Bitcoin. A thread. 🧵👇
12:57 PM ∙ May 13, 2021
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Eine digitale Währung ohne diesen Mechanismus ist zensierbar, manipulierbar und inflationär. Es gibt eine zentrale Stelle, die Zentralbank eines Landes, die darüber wacht. 

Ein digitaler Euro ist nicht das, was wir jetzt schon sehen, wenn wir unser Online-Konto öffnen. Ein digitaler Euro wird direkt von der Zentralbanken an den Bürger gegeben. Er ermöglicht Regierungen die Feinsteuerung wirtschaftlicher Prozesse.

  1. Schutz vor Inflation wird schwieriger

Regierungen mögen eine leichte Inflation, weil sich damit Schulden wegmachen lassen (sie werden weniger wert), und weil sich damit Wirtschaftswachstum und Arbeitsplätze schaffen lassen. Wenn aber die Inflation zu hoch wird, suchen Menschen nach Möglichkeiten, sich davor zu schützen. Sie stecken ihr Erspartes in „hard assets“: Gold, Land, Bitcoin, In geringerem Maße auch teure Uhren. Dieser Prozess unterläuft das Vorhaben sich unbemerkt zu entschulden und führt im Extremfall zu einem Kollaps der Währung. Man kann davon ausgehen, dass parallel zur Einführung von CBCDs diese Schlupflöcher geschlossen oder zumindest verengt werden. Das nennt man “finanzielle Repression”.

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Lyn Alden @LynAldenContact
This is known as financial repression. When debt is very high, then even when inflation runs hot, central banks are extremely slow to raise rates. The real value of the debt gets eroded away; currency devaluation.
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Holger Zschaepitz @Schuldensuehner
Just to put things into perspective: The last time #inflation was 7.3% in Germany – in Nov 1981 – the Bundesbank key interest rate was 11.4%. Today, #ECB's main rate remains pegged at 0%. https://t.co/s1zQMxtmov
2:44 PM ∙ Mar 30, 2022
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2. Negativ-Zinsen

Seit der großen Finanzkrise haben Regierungen weltweit versucht, das Wirtschaftswachstum mit Niedrigzinsen anzukurbeln. Das hat aber nicht besonders gut funktioniert. Erst jetzt in diesem Jahr ist die Inflation angesprungen, die Wirtschaft aber eher nicht so. Für Zentralbanker wären noch vor drei Jahren Negativ-Zinsen sehr interessant gewesen. Das hätte aber nicht geklappt, weil in diesem Fall, jeder sein Geld abgehoben hätte. Wird Bargeld abgeschafft und werden Schlupflöcher (Punkt1 ) geschlossen, sind mit dem digitalen Euro auch Negativzinsen möglich. Das Geld bekäme ein Verfallsdatum und muss dann eben in den Konsum. 

Im Ex­tremfall könnte einer Person verboten werden, etwas ­anderes als das Nötigste zu kaufen. Eine CBDC würde die Umsetzung totalitärer Massnahmen wesentlich erleichtern; sowohl die Verfolgung von Einzelpersonen als auch Social Engineering im grossen Stil werden durch die scheinbar unschuldige technische Formulierung des «programmier­baren Geldes» ermöglicht.

Kristoffer Mousten Hansen: So geht die Freiheit zugrunde. Aus dem Dossier des Schweizer Monat “Zentralbanken unter Strom”

3. CBDCs sind programmierbares Geld.

Auch „Smart Contracts“ sind zunächst im freien Crypto-Space entstanden und werden jetzt von Regierungen adaptiert. Geld wird damit programmierbar. So kann zum Beispiel eine Sparobergrenze festgelegt werden. Mehr als 100000 Euro auf einem Konto zu halten, wäre dann nicht mehr möglich. Das Geld muss dann in den Konsum fließen. Das hat nicht nur negative Facetten: Hunderttausende Studenten in den USA sind wegen Studienkrediten überschuldet. Würde man die Kredite streichen, löste man eine Unternehmenspleite-Welle aus. Mit programmierbaren Geld aber könnte man Leute gezielt entschulden. Und natürlich eignet sich programmierbares Geld auch super für Transferleistungen. Hartz-IV-Geld oder ein Universal Basic Income kann dann nur für Lebensmittel, nicht aber für Alkohol ausgegeben werden.


Mehr dazu:

Ausgabe 11: The Revolution will not be Centralized

Ausgabe 35: Gold, analog

Ausgabe 44: Die Inflation von 1923


4. Überwachung

Die Bitcoin-Blockchain ist pseudoanonym. Alle Transaktionen sind zwar einsehbar, aber nur sehr schwer zuordbar. Mit dem digitalen Euro wird das anders. Sobald digitale Identität mit digitaler Wallet (und Health-ID) gekoppelt werden, sind alle Transaktionen öffentlich für die Regierung nachvollziehbar.

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Christine Lagarde @Lagarde
Our work on a possible #digitaleuro continues. I told @Reuters that the feature citizens say they would value most is privacy, but they don’t want such a digital currency to be anonymous. Read more about what we heard in our public consultation ecb.europa.eu/paym/digital_e…
9:35 AM ∙ Apr 16, 2021
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Ein Traum für alle Kriminellen-Jäger. 

Dazu das Interview mit Markus Büch in Ausgabe 67: “Die Verordnung hat repressiven Charakter”

All diese Entwicklungen sind also nicht getrennt voneinander zu sehen. Es werden parallel wahrscheinlich in den kommenden Jahren: 

  • der digitale Euro eingeführt

  • der Besitz von Gold und Bitcoin erschwert

  • eine digitale ID und Health-ID aufgebaut

  • Bargeld abgeschafft

  • und ein Vermögensregister in Kraft gesetzt

Momentan heißt es auf der Website zwar “A digital euro would not replace cash, but rather complement it.” Das ist allerdings aus den oben genannten Gründen schwer vorstellbar. Ob dann am Ende noch ein Punkte-System darüber gebaut wird, sei dahin gestellt. 

All diese Entwicklungen sind nicht in Stein gemeißelt. Problematisch aber ist, dass sie ohne eine breite gesellschaftliche Debatte stattfinden und die Bürger vor vollendete Tatsachen gestellt werden.

Und man kann all dies auch als Wettrennen sehen: Gelingt es dem Bitcoin-Netzwerk sich in den kommenden Jahren so zu verzahnen und unentbehrlich zu machen, bevor CBDCs kommen, wird der digitale Euro auch im Sand verlaufen.

=> Stack sats und hodl!

Ein schönes Wochenende!


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In der aktuellen Paid-Ausgabe geht es um den jüngsten Kurssturz, Stablecoins und wann es wieder Zeit wird zu kaufen.

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Terras Mondfahrt (und Rückkehr)
In dieser Ausgabe geht es um die Hintergründe des aktuellen Kurs-Crashs bei Bitcoin, es geht um Stablecoins und Pegs, und wann es wieder Zeit wird einzusteigen. Der Tag, an dem George Soros reich und berühmt (oder berüchtigt) wurde, war der 16. September 1992. Der Tag hat einen eigenen…
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9 months ago · 1 like · 3 comments · BlingBling

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