U-Turns
Warum Präsident Trump nicht nur seine Ukraine-, sondern auch seine China-Politik geändert hat.
“The American tech stack should be the global standard, just as the American dollar is the standard by which every country builds on,”
Jensen Huang, Nvidia-CEO
“Der Nahe Osten hat Öl, China hat Seltene Erden”
Deng Xiaoping
Im April 1971 nahm der 18-jährige US-Tischtennisspieler Glenn Cowan an der Weltmeisterschaft in Nagoya, Japan, teil. Nach einem Training verpasste er den Bus seines Teams und stieg versehentlich in den Bus der chinesischen Mannschaft – in einer Zeit, in der es so gut wie keinen Kontakt zwischen dem kommunistischen China und den USA gab. Der chinesische Spieler Zhuang Zedong, reichte ihm die Hand und schenkte ihm ein Seidenbild mit chinesischem Motiv – ein Akt der Freundlichkeit mit weltpolitischer Wirkung. Die Szene sorgte weltweit für Schlagzeilen. Kurz darauf lud China das US-Team überraschend zu einem Besuch ein – der erste Kontakt zwischen beiden Nationen seit über 20 Jahren.
Was der Teenager Cowan damals nicht wusste: Seine Begegnung wurde instrumentalisiert, um die amerikanische Öffentlichkeit auf eine radikale Kehrtwende in der Außenpolitik vorzubereiten. In den Monaten zuvor hatten Richard Nixon und sein Außenminister Henry Kissinger den Coup vorbereitet: Es ging darum, die Volksrepublik China aus dem kommunistischen Block herauszulösen und damit der Sowjetunion zu schaden.
Als Donald Trump 2016 zum ersten Mal Präsident der Vereinigten Staaten wurde, war viel von einem „Reverse Nixon“ die Rede. Die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China hatten sich zu Ungunsten Amerikas gewandelt: Die industrielle Basis war ausgehöhlt, die Arbeiterschicht verarmt. Trump versprach, mit Peking auf Konfrontationskurs zu gehen, und sich Moskau ein Stück weit anzunähern. Dieselbe Tendenz ließ sich in den ersten Monaten seiner zweiten Präsidentschaft ebenfalls ausmachen: Trump versprach, den Ukraine-Krieg zu beenden, und einen harten Kurs gegenüber Peking zu fahren.
Du wirst nichts wissen und glücklich sein
Donald Trump wird die Epstein-Liste nicht veröffentlichen. Über die Macht des Blobs und ein neues Bitcoin-ATH.
Seit dieser Woche zeigt sich eine 180-Grad-Wende des an Meinungsänderungen nicht gerade armen US-Präsidenten ab. Die USA wollen das Embargo für sogenannte H20-Chips aufheben. Für chinesische Tech-Konzerne wie Alibaba und andere sind das großartige Nachrichten, da diese ihr AI-Programm ausbauen können.
H20-Chips waren eigentlich von Nvidia genau für den chinesischen Markt entworfen worden. Sie gelten als abgespeckte Variante der leistungsfähigeren H100-Chips, kann aber dennoch für die Entwicklung künstlicher Intelligenz eingesetzt werden. Dementsprechend fanden sie reißenden Absatz bei den chinesischen Tech-Konzernen: Alibaba, Tencent und ByteDance bestellten den Halbleiter-Typ im vergangenen Jahr im Wert von 16 Milliarden US-Dollar - auch um das chinesische Large Language Modell Deepseek in ihre Anwendungen zu integrieren.
Im Mai hieß es im Text “Das AGI-Project” folgendes:
Technisch haben die USA aktuell einen Vorsprung von ein bis drei Jahren. Die dem Alltag zugänglichen Modelle wie ChatGPT, Gemini oder Grok verdeutlichen dies. Sie kontrollieren bisher auch den Zugang zu Highend-Hardware, die von Nvidia produziert wird. Genau diese Sanktionen aber schaffen Anreize für Peking, kreativere Lösungsansätze zu finden. DeepSeek zum Beispiel kommt mit weniger Rechenleistung aus, weil die US-Sanktionen Zugang zu modernsten Chips beschränkten.
In den vergangenen Wochen haben sowohl Nvidia-CEO Jensen Huang wie Crypto-Czar David Sacks wohl bei Trump darum geworben, die Sanktionen aufzuheben. Huang ist der Meinung, dass sich die USA auch im militärischen Bereich keine Sorgen machen müssten. Mit Sanktionen dagegen verschließe man sich vor einem Markt im Wert von 50 Milliarden US-Dollar, gefährde Arbeitsplätze und Steuereinnahmen. Langfristig führe das Embargo zu zwei Internet-Standards, sinnvoller sei dagegen ein globaler, amerikanischer Standard hinsichtlich künstlicher Intelligenz.
Hinter der Paywall: Weshalb die Entwicklungen nicht nur für chinesische Aktien sind extrem positiv:
Mit einem 7-tägigen kostenlosen Probeabonnement weiterlesen
Abonnieren Sie BlingBling, um diesen Post weiterzulesen und Sie erhalten 7 Tage kostenlosen Zugang zum gesamten Post-Archiv.