Tutorial: ETFs verstehen
ETFs sind das Rückgrat jeder Geldanlage. Eine Anleitung für Anfänger und Fortgeschrittene
Liebe Abonnenten,
auch wenn dies hier keine Anlageberatung ist, sollte jeder, der jünger als 50 Jahre alt ist, einen ETF-Sparplan haben. Das heißt, monatlich sollte ein bestimmter Betrag - das können 1000, 500 oder auch nur 100 Euro sein, automatisch in einen ETF investiert werden. Je jünger man ist, desto besser - wer früh anfängt, kann mit einem solchen Sparplan vielleicht reich, auf jeden Fall aber wohlhabend werden. Dieses Tutorial ist also für jeden, der schon immer mal wissen wollte, wie genau ETFs funktionieren, und warum ein Sparplan so wichtig ist.
ETFs verstehen
Was sind ETFs?
Das Kürzel steht für „Exchange Traded Funds”, also „an der Börse gehandelte Fonds”. ETFs bilden einen Aktienindex wie zum Beispiel den DAX ab. Dort sind die Aktien der wichtigsten 30 deutschen Unternehmen zusammengefasst. Diese einzeln zu kaufen, ist für Privatanleger umständlich. Mit einem ETF auf den DAX kauft man einfach den kompletten Index.
Warum ETFs und nicht einzelne Aktien?
Die etwas älteren Leser können sich wahrscheinlich noch an das Unternehmen Kodak erinnern. Der 1880 gegründete amerikanische Hersteller von Fotomaterialien erfand unter anderem den Farbfilm. In den 1970er Jahren hatte die Firma über 90 Prozent Weltmarktanteil. Die Aktie galt als „Blue Chip“, und war somit im Leitindex S&P500 gelistet. Mit dem Aufkommen der Digitalfotografie (die Kodak selbst verschlief) verlor das Unternehmen an Relevanz. Der Aktienkurs fiel von ca. 80 Dollar 1997 auf unter 20 Dollar 2004. In diesem Jahr wurde sie aus dem Index S&P500 geschmissen. Heute gibt es das Unternehmen noch als Namen. Die Aktie ist knapp 5 Dollar wert.
Mit Aktien ist immer auch ein Totalverlust möglich. Unternehmen, die sich schlecht entwickeln, werden aber früher oder später aus dem Index geschmissen und durch erfolgreiche ersetzt.
Von den ursprünglich 30 im DAX gelisteten Unternehmen 1990 sind heute nur noch 13 dabei.
Kauft man also einen Index von Aktien, reduziert man das Risiko eines Totalverlustes enorm. Das ist insbesondere für Privatanleger interessant, die nicht die Zeit und Lust haben, sich intensiv mit einzelnen Unternehmen zu beschäftigen.
Steigt ein Index immer?
Fast immer. Statistisch gesehen kommt es etwa alle 10 bis 20 Jahre zu einem Börsencrash (ein Rückgang von 20 Prozent innerhalb weniger Tage), wobei manche Studien darauf hindeuten, dass sich die Frequenz erhöht. Je länger man aber dabei ist, desto weniger fallen diese Crashs ins Gewicht. Langfristig nämlich steigen Aktienindizes immer. Der S&P500, also der Index der 500 wichtigsten amerikanischen Unternehmen, ist seit 1999 durchschnittlich jedes Jahr um acht Prozent gewachsen.
Warum ist das eigentlich so?
Die Beantwortung dieser Frage rührt ziemlich tief an die Grundfesten unseres Wirtschaftssystems. Die einfache Antwort zuerst: Ein Index steigt, weil Aktien steigen. Aktien steigen, weil Unternehmen mehr Gewinne machen - das heißt, sie wirtschaften immer effizienter und werden produktiver. Das ist die einfache Antwort. Die komplizierte lautet: Weil die Geldmenge wächst. Wenn alles teurer wird, steigen auch die Aktienkurse. Um den wahren Zuwachs zu ermitteln, muss man also die Inflation abziehen. Das nennt man Kaufkraftbereinigung. Kaufkraftbereinigt ist der S&P500 jedes Jahr um fünf Prozent gestiegen.
Fünf oder acht Prozent - das klingt jetzt nicht so viel. Lohnt sich das überhaupt?
Während die meisten Menschen ein intuitives Gefühl für kleine Zahlen haben, fehlt es völlig bei exponentiellen Funktionen wie dem Zinseszinseffekt.
Angenommen, jemand investiert jeden Monat 100 Euro in den S&P500, der jedes Jahr um fünf Prozent steigt. Zehn Jahre später sind daraus 15.489 Euro geworden. Bei acht Prozent Verzinsung sind es 18.295 Euro.
Legt man monatlich etwas mehr Geld zurück, zum Beispiel 300 Euro, hat man nach zehn Jahren 54.884 Euro. Nach 20 Jahren sind es 176.726 Euro. Und würde man 500 Euro monatlich in ETFs investieren, hätte man bei einer Verzinsung von acht Prozent 294.544 Euro!
Warum ETFs und nicht andere Arten von Investmentfonds?
ETFs sind passiv gemanagte Fonds. Das bedeutet, sie bilden einen Index eins zu eins ab. Dafür braucht man keinen hoch bezahlten Manager - ein Computer kann das erledigen. Deswegen sind ETFs sehr günstig. Sie liegen meist zwischen 0,05–0,15 Prozent pro Jahr.
Bei anderen Investmentfonds versuchen Menschen besser zu sein als der Leitindex und lassen sich das mit Gebühren bezahlen - und zwar mit 1,5 bis vier Prozent pro Jahr. Klingt wenig - aber übertrage das einmal auf das Beispiel oben. Bei einer monatlichen Sparrate von 100 Euro macht die Differenz von drei Prozent am Ende 3000 Euro aus. Der Zinseszinseffekt wird also massiv verringert.
Welche ETFs gibt es?
Die Ursprünge von ETFs reichen bis in die 1970er Jahre zurück. Erst in den Neunzigern aber wurde das Produkt wirklich massentauglich vermarktet. Dafür war vor allem das Unternehmen Blackrock verantwortlich. Die ersten ETFs bildeten große Leitindizes ab wie den S&P500 oder den EuroStoxx50. Mittlerweile gibt es ETFs auf alle möglichen Indizes: Emerging Markets, Goldminen oder Robotik-Unternehmen. Insgesamt sind es mehr als 10000 verschiedene Produkte, in denen rund 13 Billionen Dollar gebunden sind.
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