Petrodollars, Israel, Öl und Gold
Kommende Woche beginnt der BRICS-Gipfel in Kazan. Anlass für einen geopolitischen Rundumschlag
Liebe Abonnenten,
am kommenden Dienstag findet im russischen Kazan der Gipfel der BRICS+-Staaten statt. Die BRICS sind ein loses Staatenbündnis, dominiert von Russland und China, welches in den vergangenen Jahren zu einer Art Anti-Nato hochgejazzed wurde. Tatsächlich bedeutet eine BRICS-Mitgliedschaft de facto nicht viel mehr, als das Interesse, seine Wirtschaftspolitik mit der Chinas zu koordinieren. Moskau nutzt das Bündnis derzeit aber recht geschickt, dem Westen zu zeigen: Wir sind nicht alleine.
Wieder einmal kursieren im Vorfeld des Treffens Gerüchte über eine neue goldgedeckte Währung. Zeit, einmal einen Blick auf die geopolitische Gemengelage kurz vor den US-Wahlen zu werfen.
Die Kriege
Medial hat der Konflikt im Nahen Osten den Krieg in der Ukraine verdrängt. De facto aber sind beides Stellvertreter-Konflikte. Sowohl im Nahen Osten als auch in Osteuropa stehen sich die Blöcke “USA, EU, Japan, Israel” und “Russland, China, Iran und Nordkorea” gegenüber. Während der Kriegsschauplatz Ukraine auf ein Patt und damit ein Einfrieren des Konflikts zusteuert, steht der im Nahen Osten kurz vor der Eskalation. Israel droht mit Luftschlägen gegen den Iran.
Eine Unterbrechung der Ölexporte aus dem Iran würden mittlerweile China am härtesten treffen. Dort ist man gerade dabei, der heimischen Wirtschaft etwas mehr Luft zu verschaffen. Ein steigender Ölpreis würde den Plan erstmal aufschieben. Die geschätzten Kollegen von Multipolarity haben ein komplexeres Szenario hierzu - hörenswert:
Peking hatte sich den westlichen Sanktionen gegen das Regime in Teheran nie angeschlossen. Im Gegenteil: Die Abwesenheit westlicher Unternehmen nutzten chinesische Staatskonzerne geschickt aus. Zwar investiert das Land so viel wie kaum ein anderer Staat in regenerative Energien und Atomkraft. Der Bedarf an Erdöl und -gas wächst aber weiter.
Mit den zunehmenden geopolitischen Spannungen steigt das Interesse Chinas, den Handel in der landeseigenen Währung abzuwickeln, anstatt das begehrte Erdöl in US-Dollar zu bezahlen. Die direkte Abwicklung in chinesischen Yuan macht für viele Staaten der Region ebenfalls Sinn, da China längst die USA als größten Handelspartner abgelöst hat. Schließlich hat China seinen Einfluss auch seit 2013 über das Großprojekt „Neue Seidenstraße“ ausgeweitet, indem es zahlreiche Infrastrukturprojekte finanziert hat. Mitte Juli wurde ein neuer Zug-Korridor eingeweiht, der die iranische Hauptstadt mit der chinesischen Provinz Shaanxi im Nordwesten des Landes verbindet. Die Strecke soll in den kommenden Jahren weiter ausgebaut werden. Hinzu kommen Pipeline- und Infrastrukturprojekte. Für den Iran ist China längst die dominante Supermacht geworden.
Hier übrigens die neueste Folge unseres Weltanschauungs-Podcasts über die BRICS und anlässlich des Aufnahmeantrags der Türkei
Gold
Beim BRICS+-Treffen in Kazan wird es deswegen auch wieder um eine Konkurrenz-Währung zum US-Dollar gehen - und es wird wieder einmal die Frage auftauchen, ob diese mit Gold gedeckt sein wird.
Gold hat diese Woche wieder einmal ein Allzeit-Hoch erreicht. Privatanleger sind nicht die Käufer, da die Zuflüsse in Gold-ETFs zuletzt eher negativ waren. Ergo: Es sind Zentralbanken, die ihre Goldreserven erhöhen, und sich auf den Tag X vorbereiten.
Warum Tag X? Diese Woche gab der Internationale Währungsfonds (IMF) eine Warnung heraus. Bis zum Ende des Jahrzehnts würde die globale Schuldenmenge erstmals 100 Prozent der Wirtschaftsleistung übersteigen.
Debt was set to approach 100 per cent of global GDP by the end of the decade, the fund added, warning that major economies’ plans to stabilise borrowing “fall far short of what is needed”,
zitiert die Financial Times den Bericht. Weder Trump noch Harris haben die Absicht oder irgendeinen konkreten Plan, diese Schuldenquote zu senken. Im Gegenteil - es wird noch weitergehen:
It added that government spending to fund the transition to greener energy together with ageing populations and security concerns were likely to add to fiscal pressures over the coming years.
Für die BRICS+ kann das eine einmalige Gelegenheit sein, eine gold- oder rohstoffgedeckte Währung zu etablieren. Ob das wirklich so funktionieren wird, ist eine andere Frage. Aber alleine die Möglichkeit veranlasst viele Zentralbanken, Gold zu kaufen.
Die US-Wahlen und Bitcoin
Trump liegt mittlerweile in den Wettmärkten weit vorne. Diese habe sich in den vergangenen Monaten zum beliebteren Prognose-Instrument entwickelt, da der “Silent Trump Effect” gewöhnliche Umfragen zu Ungunsten Trumps verfälschte (viele Leute trauen sich nicht öffentlich zu sagen, dass sie Trump bevorzugen, wählen ihn dann aber.)
Das ist ein Grund, weshalb Bitcoin in den vergangenen Tagen so gut lief. Die Welt hat sich um 180 Grad gedreht - denn mittlerweile sind die Republikaner Friedenspartei und die Demokraten Kriegspartei geworden. Die globalen Konflikte im Nahen Osten und in der Ukraine würden mit einem Wahlsieg Trumps massiv entschärft würden.
Im zweiten Teil: Was bringen die kommenden Wochen? Und wie positioniere ich mich?
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