"Ohne Bargeld werden CBDCs zu einer digitalen Dystopie
Der digitale Euro soll spätestens 2026 kommen. Ökonom Kristoffer Mousten Hansen warnt ausdrücklich vor Central Bank Digital Currencies und deren Folgen für die Gesellschaft
Kristoffer Mousten Hansen ist Ökonom und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Institut für Wirtschaftspolitik Universität Leipzig und publiziert am Mises-Institut.
Ist es denn wirklich sicher, dass wir demnächst die flächendeckende Einführung von CBDCs erleben?
Das ist eine politische Frage und keine Notwendigkeit, denn das entscheiden die Zentralbanken. Die meisten von ihnen forschen derzeit daran. Wahrscheinlich wird es sie deshalb bald in den meisten Ländern geben. Wann, ist eine andere Frage. Die EZB möchte mit der Implementierungsfrage in zwei Jahren beginnen. Die FED sagt derzeit nicht so viel darüber. Andere Länder allen voran China haben bereits Pilotprojekte. Den digitalen Yuan gibt es dort bereits.
Ende des Jahrzehnts also sind sie Realität?
Ja, auf jeden Fall. Die Technologie ist ja bereits da. Derzeit denken Zentralbanken darüber nach, wie man einen digitalen Euro konstruieren kann, ohne dass er das ganze Geld aus dem Geschäftsbanken-Sektor saugt. Eine zweite Herausforderung ist es, ihn so zu konstruieren, dass er sicher ist und für eine zentrale Stelle einsehbar ist.
Oft heißt es, ja, der digitale Euro kommt, aber das hat nichts mit einer digitalen Dystopie zu tun. CBDCs ergänzen das existierende Geld einfach. Was denken Sie?
Ich tue mir schwer, den Nutzen von CBDCs zu sehen, so lange es noch Bargeld gibt. Die Schweizer Nationalbank arbeitet an einer Digitalwährung, die aber für Unternehmen und Banken zugänglich ist. Das wäre ein unproblematisches Back-Office des Finanzsystems. Was aber diskutiert und in China auch ausprobiert wird, ist eine Digitalwährung für Bürger. In diesem Fall kann ich den Nutzen nicht erkennen, wenn alles so bleiben soll, wie es ist. Wenn das Problem, das ein digitaler Euro lösen soll, ist, sichere und günstige Bezahlvorgänge zu gewährleisten - nun, das haben wir ja schon längst. Wenn man aber zum Beispiel mit einem digitalen Euro Negativzinsen einführen möchte, dann geht das nur, wenn man gleichzeitig Bargeld abschafft. Ein anderer Fall ist die Strafverfolgung. Sie sagen, man möchte alle Transaktionen eines Delinquenten einsehen - das geht nur, wenn man auch Bargeld abschafft.
Es ebnet Ihrer Meinung nach den Weg in ein komplettes Überwachungssystem?
Ja. Zentralbanken waren in den vergangenen 20 Jahren sehr besorgt darüber, dass sie am unteren Ende der Leitzinsen angekommen waren. Digitale Währungen erlauben die komplette Überwachung von Kriminellen und gleichzeitig die Einführung von Negativzinsen.
CBDCs werden großen Einfluss auf unser Leben haben. Warum ist die gesellschaftliche Debatte darüber nicht größer?
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