Krah-Wall in China
Was wirklich hinter dem Spionage-Skandal um den AfD-Abgeordneten Maximilian Krah steckt - und wie China sich rächen wird.
Liebe Abonnenten,
in China-Korrespondentenkreisen wird gerne die Geschichte eines mittlerweile verstorbenen Kollegen erzählt, der in Peking einen kleinen Palast samt eigenen Koch bewohnte, und gewöhnlich die Tür im seidenen Bademantel und goldener Rolex am Handgelenk öffnete. Freilich, in den 1980er und 1990er Jahren waren die Journalistengehälter um einiges üppiger als heute. Trotzdem galt unter Korrespondenten-Kollegen als ausgemacht, dass besagter Schreiber noch ein Zweitgehalt beziehen müsse - von welcher Seite auch immer.
Spione, Geheimagenten, Doppelrollen - all das war und ist um einiges realer, als man es sich in Deutschland so vorstellt. Istanbul, ein geopolitischer Hotspot, wimmelt nach wie vor von Geheimagenten - und Geheimdiensten, die dies Journalisten unterstellen wie 2017 im Fall Deniz Yücel. Und wer in China lebt und arbeitet, bekommt das früher oder später mit, indem Mitarbeiter oder Übersetzer - halb im Scherz, halb im Ernst - rückversichernd die Frage stellen: „Aber Du bist kein ausländischer Agent, oder?“
Weniger lustig ist dagegen schon das 2023 erlassene „Anti-Spionage-Gesetz“. Demnach ist nun alles strafbar, was sich gegen „nationale Interessen“ Chinas richtet. Das Gesetz ist bewusst vage gehalten, dass alles und nichts darunter fallen kann. Seitdem haben auch harmlose Unternehmensberatungen Sorge, mit Marktstudien gegen das Gesetz zu verstoßen.
Drastisch war der Fall der „beiden Michaels“. Im Dezember 2018 wurden die Kanadier Michael Spavor und Michael Kovrig verhaftet. Ihnen wurde Spionage vorgeworfen. Als offenes diplomatisches Geheimnis gilt, dass dies eine Retourkutsche auf die Festnahme von Meng Wanzhou war, Finanzchefin bei Huawei und Tochter des Gründers. Trotz intensiver diplomatischer Bemühungen kamen die beiden erst 2021 frei - nach der Freilassung von Meng.
Was hat all dies mit dem Afd-Politiker Maximilian Krah und dessen Mitarbeiter zu tun? Anfang der Woche wurde einer seiner Mitarbeiter wegen Spionage-Verdacht festgenommen. Man gab sich wenig Mühe, den Namen zu verschleiern. Aus „J. Guo“ wurde „Jian G.“ Kein guter Zeitpunkt für den Spitzenkandidaten der AfD sieben Wochen vor der Europa-Wahl. Zeitgleich wurde ein weiteres deutsches Paar, sowie mutmaßliche Spione in Großbritannien inhaftiert.
Dass chinesische Spione in Deutschland unterwegs sind, ist allerdings nichts Neues, und gut bekannt. In diesem Fall ist interessanter, in welchem Kontext ein solcher Fall enttarnt wird. Spione fliegen gewöhnlich nicht einfach so auf, dahinter steckt fast immer ein kalkuliertes, diplomatisches Spiel, von dem die Öffentlichkeit wenig mitbekommt. Was kann das sein?
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