Ist Bitcoin klimaschädlich?
Das Netzwerk verbraucht derzeit so viel Energie wie Argentinien. Die Diskussion darüber aber wird falsch geführt.
Willkommen zur 15. Ausgabe von BlingBling!
Bitcoin: 53768$
Kursmäßig ging es wie vermutet nochmals nach unten. Take it easy, it’s (probably) seasonal…


Dafür hat Elon Musk mal wieder für Aufregung gesorgt. Man kann nun offiziell einen Tesla mit Bitcoin bezahlen.


Der Effekt auf den Kurs war einen Tag später schon wieder verpufft. Interessanter war ohnehin eine andere Äußerung Musks in diesem Zusammenhang.

Musk hodlt und stärkt nun aktiv das Bitcoin-Netwerk, indem er Nodes betreibt. Und das zeigt auch, dass der Tesla-Gründer das Konzept von Bitcoin wirklich durchdrungen hat.
Während Elektroautos aber als klimafreundliche Innovation gefeiert werden, wird Bitcoin als Klimasau beschimpft. Warum eigentlich?
2021 ist in Deutschland ein Superwahljahr, und ich gehe davon aus, dass sich die Parteien in den kommenden Monaten auch zu Bitcoin positionieren werden - das wird vor allem über das Umweltthema passieren. Die Grünen haben das bereits jetzt getan. Die Kritik lautet pauschal: Bitcoin verbraucht viel Energie, und deswegen ist es umweltschädlich.
Es lohnt sich aber, sich etwas genauer mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Das Bitcoin-Netzwerk braucht viel Energie. Laut des Bitcoin Electricity Consumption Index der University of Cambridge sind das derzeit 140 Terrawatt-Stunden im Jahr, und damit ungefähr doppelt so viel wie Österreich. Das haben neue Technologien allerdings nahezu alle so an sich. Auch eine Google-Anfrage benötigt 0,3 Wattstunden und ein Tesla S60 18 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Wenn man nun Bitcoin für nichts als eine Spekulationsblase hält, ist jede Kilowatt-Stunde eine zu viel. Wer sich aber etwas damit auseinandersetzt und begreift, dass Bitcoin dabei ist, das Finanzsystem zu revolutionieren, der erkennt:
Nicht der Strom-Verbrauch ist das Problem, sondern der CO2-Ausstoß. Kohleenergie ist dreckig und für Mensch und Natur gefährlich.
Es geht also um die Frage, wie die Energie für das Netzwerk gewonnen wird. Hier gehen die Studien noch etwas auseinander.


Andere gehen davon aus, der Anteil von dreckiger Stromgewinnung (Kohle etc) weitaus höher liegt. So kommen 65 Prozent des Minings aus China, wo wiederum ein Großteil aus fossilen Quellen stammt. Deswegen schließt man, dass ein Großteil der Energie des Bitcoin-Netzwerks CO2 verbrennt.
So einfach ist das aber nicht. Die Miner sind relativ mobil und richten sich nach den Standorten, wo Energie am günstigsten ist. Da Strom in China noch immer stark subventioniert wird, sind dort derzeit auch die meisten Miner ansässig. Aber auch China ist wie die EU dabei, sich vom dreckigen Kohlestrom zu verabschieden. Kein Land investiert (in absoluten Zahlen) so viel in erneuerbare Energien wie China. Aufgrund der globalen Energiewende wird sich der CO2-Abdruck in den kommenden Jahren immer mehr verringern. Letztlich ist das Argument „Bitcoin bringt die Ozeane zum Kochen“ ziemlich undurchdacht. Nochmal: Das Problem ist - wie bei allen technischen Innovationen - nicht der Energieverbrauch, sondern die Art der Stromgewinnung.
Übrigens schreibt auch das Projekt der University of Cambridge:
„There is currently little evidence suggesting that Bitcoin directly contributes to climate change. Even when assuming that Bitcoin mining was exclusively powered by coal - a very unrealistic scenario given that a non-trivial number of facilities run exclusively on renewables - total carbon dioxide emissions would not exceed 58 million tons of CO2 1, which would roughly correspond to 0.17% of the world’s total emissions.“
Es gibt sogar Argumente, wonach Bitcoin im Endeffekt klimafreundlich sei: Weil theoretisch jede Form von abschüssiger Energie von Bitcoin-Minern genutzt werden kann, sorgen diese indirekt für eine höhere Effizienz des Energieverbrauchs. Und schließlich: Die Wärme, die beim Minen entsteht, wird für das Heizen von Wohnungen verwendet.


Woher kommt also der ganze Umwelt-FUD?
Zum einen sehen viele Journalisten, die sich nur oberflächlich mit der Thematik Bitcoin beschäftigen, darin nichts anderes als eine Spekulationsblase: Reich werden und dabei die Umwelt versauen = perfektes Feindbild. Das ist nicht so verwunderlich, da es einfach viel Zeit braucht, das Konzept zu durchdringen. Wer aber den Sinn und Nutzen einer dezentralen, deflationären Währung nicht verstanden hat, wird sich auch schnell auf die populistische Forderung einlassen, man solle „Bitcoin doch einfach abschalten.“
Eine andere kleine Verschwörungstheorie besagt, die Europäische Zentralbank habe das Umweltthema bewusst verbreitet, um Bitcoin unattraktiver zu machen.
Letztlich ist die Antwort auf die Frage, wie klimaschädlich Bitcoin ist, komplex: Wie alle technischen Innovationen frisst Bitcoin viel Energie. Das ist nicht per se schlecht, aber eben auch nicht völlig unproblematisch.
Ebenso ermüdend wie den FUD der nocoiner finde ich daher die selbstverständliche Überzeugung vieler Bitcoiner, daß Bitcoin ja eh super fürs Klima ist.
Das sagte Stefan Richter kürzlich in einem Interview mit dem Bitcoinblog. Richter betreibt die Seite Netpositive.Money. Die Initiative beschäftigt sich mit Bitcoin und dem Klimawandel und sucht nach kreativen Lösungen. Sehr zu empfehlen für alle, die sich besser zu dem Thema Bitcoin und Energieverbrauch informieren wollen.
Schönes Wochenende!
PS: Vergangene Woche war ich zu Gast bei BTC-Verstehen. Bitcoin Verstehen ist ein super Podcast gerade für ein Einsteiger. Bald mehr darüber.


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