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Herrenloses Netzwerk
Wer war Satoshi Nakamoto? Über den mysteriösen Gründer von Bitcoin und dem Mini-Crash letztes Wochenende
15.1.2021 Bitcoin: 36085$
Willkommen zur fünften Ausgabe von BlingBling!
Did you?
Bitcoin crashte vergangenes Wochenende von 41000$ auf rund 31000$ - ein Minus von 25 Prozent innerhalb weniger Stunden. Wenn die Kurse steigen, sagt sich jeder: Beim nächsten Mini-Crash kaufe ich nach. Passiert das dann wirklich, kriegen alle Angst. Sofort tauchen wieder die Berichte auf, wonach Bitcoin eine Spekulationsblase sei und bald sein Ende finden werde.
Wer aber den letzten Bull-Markt 2017 oder sogar den von 2013 miterlebt hat, weiß, dass solche massiven Rücksetzer zwar emotional anstrengend sind, aber immer wieder vorkommen.



Vor kurzem hatte Bitcoin übrigens Geburtstag. Am 3. Januar 2009 wurde der erste Block geschürft - damals gab es dafür noch 50 Bitcoins, heute sind es nur noch 6,25. (Mehr dazu in der Ausgabe 3 “Warum Bitcoin 2021 auf 100000$ steigt - oder auch nicht”)
Der erste Block enthielt auch einen Text:
"The Times 03/Jan/2009 Chancellor on brink of second bailout for banks“.
Das war die Schlagzeile der Londoner Zeitung „The Times“. Die große Finanzkrise wütete und die Regierungen sahen sich gezwungen, die Fehler der Banken mit Steuergeldern auszubügeln. Viele sind der Meinung, dass Satoshi Nakamoto damit auch eine Botschaft senden wollte: Für ein neues Finanzsystem, gegen die traditionellen Banken.
Ob das wirklich so ist, wissen wir nicht. Es gibt da nämlich ein Problem: Niemand kennt die Identität des Gründers von Bitcoin. Es ist nicht mal klar, ob es sich um eine oder mehrere Personen handelt. Bitcoin ist keine Firma, hat keine Zentrale, kennt keinen Chef. Bitcoin ist ein herrenloses Netzwerk.

(Jack ist Jack Dorsey, Chef von Twitter.)
Nakamoto veröffentlichte das Bitcoin-Whitepaper im Herbst 2008, Anfang 2009 wurde der erste Block geschürft, und bis 2010 stand Nakamoto in regen Austausch mit anderen Programmierern, um das Protokoll zu verbessern. Dann schließlich übergab er alles an Gavin Adresen und die kleine Bitcoin-Community.
Am 23. April 2011 postete er seine letzte Nachricht:
„I’ve moved on to other things. It’s in good hands with Gavin and everyone.“
Nakamoto selbst behauptete, Japaner zu sein. Allerdings haben Auswertungen ergeben, dass er den Großteil seiner Emails sendete, wenn es in Japan tiefste Nacht war. Sollte er tatsächlich in Japan gelebt haben, hatte er einen ungewöhnlichen Schlafrhythmus.
Hinzu kommt: Das Whitepaper ist in makellosen britischen Englisch geschrieben. Das und die Botschaft im Genesis-Block deuten daraufhin, dass Nakamoto Brite ist.
Jemand setzt also eine neue Krypto-Währung in die Welt, die zwölf Jahre später das Finanzsystem auffrisst, und verschwindet dann einfach. Klingt wie das Drehbuch einer Hacker-Serie auf Netflix. Wer also könnte Satoshi Nakamoto sein?
Hal Finney
Einer, der Satoshi Nakamoto zumindest gekannt haben muss, ist Hal Finney. Sicher ist, dass Finney Empfänger der ersten Bitcoin-Transaktion der Welt war. Viele glauben, dass Finney sich die 50 Bitcoin selbst gesendet haben könnte.
Finney hatte in den Neunzigern mit Crypto-Währungen herumexperimentiert und gilt als Erfinder des „Proof-of-Work“-Systems.
Außerdem lebte in Finneys Heimatstadt Temple City in Kalifornien, einer Kleinstadt mit 36000 Einwohnern, ein Mann mit Namen Dorian Prentice Satoshi Nakamoto. Ein zumindest bemerkenswerter Zufall.
Finney also könnte der Erfinder von Bitcoin gewesen sein. Allerdings stritt er dies bis zuletzt ab. Fragen kann man ihn nicht mehr: 2014 ist er an einer Autoimmunkrankheit gestorben.
2. Dorian Satoshi Nakamoto
Im Jahr 2014 machte eine Journalistin des Magazins Newsweek ein Mann namens Dorian Satoshi Nakamoto ausfindig. (Es handelte sich um den Mann aus Finneys Nachbarschaft.) Nakamoto hatte als Computer-Ingenieur unter anderen für das Pentagon gearbeitet, galt aber mittlerweile als Libertärer - das alles passte gut für den vermeintlichen Erfinder einer Krypto-Währung. Als die Reporterin ihn fragte, ob er der Erschaffer von Bitcoin sein, antwortete Nakamoto:
"I am no longer involved in that and I cannot discuss it. It's been turned over to other people. They are in charge of it now. I no longer have any connection.“
Die legte ihm das als Bestätigung aus, und Nakamoto schien völlig fertig mit den Nerven, als am nächsten Tag Dutzende von Reportern sein Haus belagerten. Später bestritt er, mit Bitcoin irgendetwas zu tun haben. Seine Aussage habe sich auf das Pentagon-Projekt bezogen.
Sein Gesicht ist heute zu einer Art Meme geworden und taucht noch immer auf, wenn man den Namen googelt.
3. Nick Szabo
Szabo entwickelte 1998 Bitgold, das als direkter Vorläufer von Bitcoin gilt. Szabo publizierte außerdem 2002 den sehr lesenswerten Essay „Shelling Out: The Origins of Money“, in dem er sich grundlegende Gedanken über Inflation, Seltenheit und die Entwicklung von Geld in der Geschichte macht.
„A novelty of the 20th century was the issue of fiat currencies by governments. ("Fiat" means not backed by any reserve commodity, as the gold- and silver-based currencies of previous centuries were). While generally excellent as a media of exchange, fiat currencies have proven to be very poor stores of value. Inflation has destroyed many a "nest egg". It is no coincidence that markets in rare objects and unique artwork – usually sharing the attributes of collectibles described above – have enjoyed a renaissance during the last century.“
Eine Studie der University in Birmingham fand “striking parallels” im Schreibstil von Nakamoto und Szabo. Der aber bestreitet ebenfalls, Nakamoto zu sein.
Craig Wright
Der mit Abstand nervigste Kandidat: Während Finney, Dorian Nakamoto und Szabo bestreiten, der Erfinder von Bitcoin zu sein, behauptet Wright genau das, kann es aber nicht beweisen.
Nachdem sich im Sommer 2017 Roger Ver zusammen mit Wright mit seinem Projekt „Bitcoin Cash“ abgespalten hatte, spaltete sich Wright ein paar Monate später von wiederum von Bitcoin Cash ab und gründete Bitcoin SV (Satoshi Vision) - ein ziemliches Rohkrepierer-Projekt, das heute niemanden mehr interessiert. Wright behauptet, im Besitz riesiger Mengen von Bitcoin zu sein und droht immer wieder damit, diese auf den Markt zu schmeißen. Den Podcaster Peter McCormack verklagte er, weil er seiner Behauptung widersprach, Nakamoto zu sein. Wright verlor den Prozess und ist bisher jeden endgültigen Beweis schuldig geblieben.
Es gibt noch eine Reihe weiterer Kandidaten: Gavin Andresen, Adam Back, Silkroad-Gründer Ross Ulbricht, die CIA, ein Hacker-Kollektiv oder Elon Musk.
Sicher gilt, dass Nakamoto der Cypherpunk-Szene entstammt. Die Bewegung, zu der auch Wikileaks-Gründer Julian Assange zählt, entstand in den Achtzigern in Kalifornien und kämpft grob für die Freiheit des Individuums im Informationszeitalters: private Kommunikation, Anonymität, gegen Zensur und staatliche Eingriffe. Ideologische Überschneidungen gibt es außerdem mit amerikanischen Libertären, Anti-Keynesianern und Vertretern des Goldstandards.
Ich selbst halte die Kollektiv-Theorie für am wahrscheinlichsten, wonach Satoshi Nakamoto für ein Pseudonym einer Gruppe aus diesem Umfeld steht.
Sollte Satoshi Nakamoto übrigens nochmal auftauchen, um seine Bitcoins zu verkaufen, würde der Kurs wohl in den dreistelligen Bereich crashen. Auf Nakamotos Bitcoin-Adresse liegen noch immer eine Million Bitcoins, rund 15 Prozent des gesamten Bestandes. Damit gehört er auch in die Top50 der reichsten Menschen der Welt.
Ein schönes Wochenende!
PS: Niemand muss einen ganzen Bitcoin kaufen. Ein Bitcoin sind 100 Millionen Satoshis. Für 1000 Euro bekommt man derzeit 0,032 BTC, oder eben 3180706 Satoshis
Und noch ein Hinweis in eigener Sache:
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