Gold, Silber und die Reddit-Rebellion
Diese Woche riefen Kleinanleger zum Sturm auf die Wallstreet auf. Nächstes Ziel der Gold-Markt?
Bitcoin: 32190$
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Diese Woche explodierte die Aktie von GameStop von 30$ auf 420$. So etwas kommt natürlich immer wieder einmal vor, wenn ein Unternehmen großartige Neuigkeiten veröffentlicht. Das Besondere an dieser Geschichte ist aber: Es gab überhaupt keine Neuigkeiten. Im Gegenteil: Das Geschäftsmodell von GameStop (Computerspiele in Läden zu verkaufen) gilt als veraltet. Warum explodierte diese Aktie dann derart?


Das Ganze nahm seinen Ursprung in einem Reddit-Forum. Im SubForum “WallStreetBets” suchte nach den Aktien, die am häufigsten von großen Hedgefunds geshortet werden.
Kurze Erklärung: “Shorten” oder “Leerverkauf” bedeutet Aktien zu verkaufen, die man nicht besitzt, um sie später billiger zurückzukaufen. Beim Short Selling wettet man auf fallende Kurse. Ich leihe mir eine Aktie aus, verkaufe sie für 10$ und hoffe darauf, dass der Kurs fällt. Im Idealfall kann ich die Aktie für 5$ wieder kaufen und dem Besitzer zurückgeben - ein satter Gewinn ohne viel Einsatz. Wenn ein großer Hedgefund viele Aktien verkauft, drückt er aber auch den Kurs nach unten. Manche sprechen dann von Manipulation.
Im Reddit-Forum wurde man sich schnell einig, dass die Aktie von GameStop unterbewertet sei. Und dann rief man zur Rebellion auf. Immer mehr Kleinanleger folgten dem Aufruf und kauften die Aktie von GameStop.



Damit trieben sie den Kurs in die Höhe. Das wiederum brachte die großen Hedgefunds in eine Schieflage, denn die Verluste bei Leerverkäufen sind theoretisch unendlich.
Erklärung 2: Steigt die Aktie im Beispiel oben auf 20$ wider Erwarten, macht der Leerverkäufer einen Verlust. Er muss die Aktie jetzt für 20$ zurückkaufen, obwohl er sie vorher für 10$ verkauft hat. Steigt die Aktie auf 400$ wie im Falle GameStop, wird der Verlust riesig.
Bis dann der Online-Broker, der ausgerechnet auch noch “Robin Hood” heißt, den Handel mit GameStop verbot:


Sogar AOC und Elon Musk haben sich mittlerweile dazu geäußert:


Der Mob ist inzwischen weitergezogen der Mob, und ruft jetzt zum Sturm auf Silberminen-Aktien auf.

Der Silber- und Goldmarkt gilt vielen als manipuliert, und das ist eine gute Gelegenheit, sich mal etwas genauer mit Gold zu beschäftigen.
“Gold is money. Everything else is credit.”
J.P.Morgan 1912
In diesem Jahr jährt sich die Abschaffung des Goldstandards durch US-Präsident Richard Nixon zum 50. Mal. Bis 1971 war der US-Dollar durch Gold gedeckt. Das bedeutete: Die US-Regierung bzw. die Zentralbank konnte nur so viel Dollar ausgeben, wie sie an Gold in Fort Knox liegen hatte. Der Goldpreis war gesetzt: Eine Unze Gold waren 35$ wert.
Wie kam es dazu?
Gold gilt in nahezu allen Kulturen seit Jahrtausenden als Zahlungsmittel. Es ist selten, leicht zu transportieren und zu teilen und ihm haftet darüber hinaus ein mystischer Wert an, etwas, das schwer zu erklären ist. Aber die meisten Menschen, die einmal einen Goldbarren in der Hand hatten, wissen intuitiv, dass dieses Metall etwas Besonderes ist.
“Gold itself, which outwardly represents the fruit of the work, appears as opaque body that has become luminous, or as a light that has become solid.”
Titus Burckhardt: Insight in to Alchemy
Bis zum 1. Weltkrieg waren die Währungen der europäischen Staaten mit Gold gedeckt. Das heißt, jeder Staat konnte nur so viel Reichsmark, Pfund oder Franc ausgeben, wie er Gold in der Zentralbank liegen hatte. Das sorgte für eine gewisse Ausgaben-Disziplin der Regierungen. Die endete allerdings mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Um die ständig steigenden Rüstungsausgaben zu finanzieren, gab man die Golddeckung auf, und nahm immense Schulden bei der eigenen Bevölkerung (Deutsches Reich) oder bei anderen Staaten (Frankreich und Großbritannien) auf, die man später mit gedruckten Geld zurückzahlte. In Deutschland führte in den 1920er Jahren zur Hyperinflation und der Verarmung der Mittelschicht.
Da die Goldmenge begrenzt ist (oder nur langsam wächst), führt eine wachsende Geldmenge dazu, dass der Goldpreis steigt. Viele Staaten reagierten darauf mit einem Goldverbot. Privatpersonen war es nicht mehr erlaubt, Gold zu besitzen, oder nur geringe Mengen.
„Im 20. Jahrhundert wurden in einigen demokratischen Ländern Goldverbote verhängt. Beispiele hierfür sind in der Zwischenkriegszeit die Weimarer Republik 1923, die USA 1933 und Frankreich 1936 sowie in der NachkriegszeitIndien 1963 und Großbritannien 1966. Noch 1973 war in über 120 Staaten der Erde der private Goldbesitz von Restriktionen betroffen. Im Zusammenhang mit dem Ende des Bretton-Woods-Systems, das vom goldhinterlegtenUS-Dollar als Leitwährung bestimmt war, wurden die meisten Beschränkungen aufgehoben.[10] Die Goldverbote in vielen sozialistischen Ländern blieben bestehen. Sie wurden erst zwei Jahrzehnte später mit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch des Ostblocks außer Kraft gesetzt.“
(Quelle: Wikipedia: Goldverbot)
Nach dem Zweiten Weltkrieg machte man einen neuen Versuch. Durch die Rüstungsexporte und den gewonnen Krieg befanden sich mittlerweile die größten Goldreserven in den USA. Viele Staaten hatten auch zum Schutz vor den Nazis und später vor der Sowjetunion ihre Goldreserven in die USA gebracht. (Noch immer ist ein großer Teil des Goldschatzes der Bundesrepublik in den USA).
In Bretton Woods vereinbarte man 1944 die Wirtschaftsordnung für die freie Welt: Alle Währungen standen in einem festen Verhältnis zum US-Dollar (z.B. ein USD war 4DM wert). Der US-Dollar war wiederum an die amerikanischen Goldreserven gekoppelt. Eine Unze Gold war 35 Dollar wert. Die Menge der Dollar war damit begrenzt. Wollte die Regierung mehr Geld drucken, hätte sie - theoretisch - erstmal mehr Gold beschaffen müssen.
Das Bretton Woods System funktionierte 30 Jahre lang ziemlich gut - dann aber mit einem Mal nicht mehr. Zum einen brauchten die USA aufgrund des Vietnam-Kriegs dringend Geld, zum anderen hatten sich über die Jahre Ungleichgewichte aufgestaut, die Lyn Alden hier gut beschreibt.
Nixon also schloss das Goldfenster und gab den Goldpreis frei. Und passierte das:
Das Bild habe ich von der großartigen Website The Visual Capitalist genommen. Es zeigt vor allem eines deutlich: Der Goldpreis folgt mehr oder weniger der Geldmenge. Da seit 1971 immer mehr Geld im Umlauf ist, steigt der Goldpreis stetig. Einen Schub erhielt der Goldpreis nochmals durch die Corona-Krise.
Es gibt vor allem in den USA noch viele Menschen, die die Abschaffung des Goldstandards für den Ursprung allen Übels halten. Seitdem verschuldet sich die Regierung immer rasanter und belastet damit kommende Generationen. Weil immer mehr Geld in das System gespült wird, steigen zu aller erst immer Vermögenswerte, dadurch geht die Schere zwischen Arm und Reich auf (Reiche haben meistens Vermögenswerte, Arme nicht). Und schließlich führt das Fiat-System zu einer schleichenden Inflation.
Die Seite WTF happened in 1971 sammelt solche Beispiele.
Es gibt auch eine ganze Menge Gegenargumente gegen einen Goldstandard. Das wichtigste lautet:
Ein Goldstandard schränkt die Macht der Regierung ein. Sie kann nicht mehr unbegrenzt verschulden oder Geld drucken.
Wenn man nun aber der Meinung ist, dass weniger Macht für die Regierung etwas Gutes ist, dann findet man einen Goldstandard nicht schlecht.
Was das all das für Bitcoin bedeutet, das die Eigenschaften von „digitalen Gold“ erfüllt, kann man sich jetzt langsam denken. Mehr dazu in einer der nächsten Ausgaben.
Übrigens halten Zentralbanken noch immer viel Gold, allen voran die deutsche. Man kann sich fragen warum.
Vielleicht weil sie dem eigenen System nicht hundertprozentig trauen und für einen FuckUp vorbereitet sein wollen. Dass das nicht so selten vorkommt, wie man denkt, zeigt ein Blick in die Geschichte:
Langfristig tendieren alle Währungen gegen Null.
Und jetzt noch einmal zurück zu den Ereignissen um GameStop und der Reddit-Rebellion. Seit Jahrzehnten gibt es Gerüchte, die US-Regierung und die großen Banken (JP Morgan und Goldman Sachs) halten den Gold- und Silber-Preis künstlich niedrig, in dem ständig neue Short-Positionen eröffnet werden. Die GATA, Gold Antitrust Action Comittee, widmet sich solchen Gerüchten. Verschwörungstheorien? Vielleicht. Aber eine interessante…
Spannende Zeiten stehen bevor.


Schönes Wochenende!
PS: Der beste Tipp für Gold und Bitcoin ist: Kaufen und dann mindestens vier Jahre nicht mehr anschauen.
Und noch ein Hinweis in eigener Sache:
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