Genial oder raffiniertes Ponzi?
Ein Deep Dive zu Microstrategy und Michael Saylors Strategie, mit geliehenem Geld Bitcoin zu kaufen
Liebe Abonnenten,
jeder Zyklus hat seine Sollbruchstellen oder FUD (Fear, Uncertainty & Doubt). 2013 wurde die zu diesem Zeitpunkt größte Bitcoin-Börse MountGox gehackt, 2017 waren es die Blocksize Wars, die zur Abspaltung von BitcoinCash führten. 2021 erwies sich Wunderkind Sam Bankman-Fried als Krimineller, die von ihm gegründete Börse FTX kollabierte. Und seit Jahren bedrückt das Tether-Problem immer wieder Bitcoin-Fans.
Als heißester Kandidat für Bitcoin-FUD 2025 gilt das Unternehmen Microstrategy. Dessen CEO Michael Saylor kauft Bitcoin. Mittlerweile ist MSTR mit 446000 Bitcoins einer der größten BTC-Halter überhaupt. Als ich im vergangenen März auf der Bitcoin-Konferenz auf Madeira war, war Michael Saylor der Stargast. Als er die Bühne betrat, stand das Publikum auf den Rängen und applaudierte, als sei der Messias auf die Insel gekommen.
Warum? Und welche Gefahren gehen von Microstrategy aus?
Was macht Microstrategy?
Eigentlich war Microstrategy mal ein Software-Unternehmen. Michael Saylor gründete es 1989 mit zwei Bekannten. 1998, mitten im Dotcom-Hype, ging das Unternehmen an die Börse. Die Aktie stieg von 12 Dollar auf 3000 Dollar und kollabierte anschließend. Saylor blieb bis 2022 CEO des Unternehmens. 2020 aber begann der Microstrategy voll auf Bitcoin auszurichten. Saylor sammelte Investorengelder ein, und kaufte damit Bitcoins. Das funktionierte bisher extrem gut: Die Aktie seines Unternehmens lief sogar besser als die des Chip-Herstellers Nvidia.
Werden immer mehr Unternehmen einen Teil ihres Vermögens in Bitcoin investieren?
Wahrscheinlich schon. Saylor hielt zum Beispiel Ende 2024 einen Vortrag beim Unternehmen Microsoft, um für ein Bitcoin-Investment Werbung zu machen. Die Aktionäre von Microsoft stimmten dagegen. Mit einer strategischen Bitcoin-Reserve, wie sie Donald Trump plant, dürfte das Rennen für Unternehmen eröffnet sein. Gerade Tech-Giganten wie Google oder Amazon sitzen auf Milliarden von Cash-Reserven, die irgendwie investiert werden müssen. Da die Geldmenge in den USA um durchschnittlich sieben Prozent wächst, müssen Unternehmen etwas tun, wenn sie ihr Geld nicht verlieren wollen. Lyn Alden hat das am Beispiel Apple wie folgt beschrieben:
If a company like Apple (AAPL) has $100 billion in cash savings, and the broad money supply is $20 trillion, then Apple’s share is 0.5% of all broad money. If they hold cash that yields 4% per year, then after five years they will have $121 billion. But if the money supply grew by 7% per year, then the money supply has grown to $28 trillion. They now only have 0.43% of the money supply.
After another five years, they’d have only 0.38% of the money supply. And five years later they’d only have 0.33%. And five years later (now twenty years in) they’d have only 0.28%. Their savings would be getting diluted away.
Warum ist die Aktie von Microstrategy höher bewertet als die Bitcoins, die das Unternehmen besitzt?
Man kann also durchaus argumentieren, dass Microstrategy eine Vorreiterposition eingenommen hat. Indem Saylor aus der Softwarefirma ein Bitcoin-Unternehmen gemacht hat, ist der Aktienkurs des Unternehmens in die Höhe geschossen. Schwierig wird es nur, wenn man nach einer „fairen Bewertung“ fragt. Da das Unternehmen eigentlich nichts anderes macht, als Bitcoins zu verwahren, entspricht der Wert des Unternehmens die Anzahl der Bitcoins multipliziert mit dem Preis. Teilt man das durch die Anzahl der Aktien, erhält man den fairen Wert - den sogenannten Net Asset Value, kurz NAV.
Am 24.11.2024 stand der Bitcoin-Kurs bei 98000. Das Unternehmen besaß rund 331000 Bitcoins, und war damit rund 31 Milliarden US-Dollar wert (98k x 331000BTC). Der gesamte Aktienwert des Unternehmens zu diesem Zeitpunkt aber war dreimal so hoch: Er lag bei 90 Milliarden US-Dollar. Man sagt auch: Das NAV-Premium lag bei 3.
Auf der Seite mstr-tracker.com/ kann man das live verfolgen.
Wie kommt es zu diesem hohen NAV-Premium?
Erstmal ist die Antwort recht simpel: Angebot und Nachfrage. Wenn eben viele Leute diese Aktie haben wollen, steigt der Kurs. Bei Unternehmen wie BMW oder Apple ergeben sich immer Unwägbarkeiten, die die Zukunft betreffen: Wird das Unternehmen in Zukunft noch erfolgreicher sein? Dann wollen mehr Leute die Aktie, und umgekehrt, wenn sich die Aussichten eintrüben. Wenn eine Firma aber nichts anderes tut, als „digitales Gold“ zu verwahren, stellt sich schon die Frage, was eine dreifache Bewertung rechtfertigt.
Warum kaufen Leute diese Aktie, wenn sie doch direkt Bitcoin kaufen könnten?
Darauf gibt es zwei Antworten:
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