Es lebe der König!
Bitcoin ist von der Kakerlake des Finanzsystems zur strategischen Reserve der USA geworden. Zeit für eine Rückschau und darauf, wie es weitergeht.
Liebe Abonnenten,
Zeit für ein kurzes Innehalten:
BlingBling existiert seit knapp über vier Jahren. Als ich diesen Newsletter im November 2020 startete, setzte Bitcoin gerade zu einem erneuten Bullrun an. Die Marke von 10000 US-Dollar war gerade nachhaltig durchbrochen worden, und es war ziemlich unglaublich, wie diese missverstandene und von den Leitmedien geschmähte und immer wieder totgesagte Kryptowährung sich schon wieder aufzublähen begann. Ein paar Monate später würde Elon Musk bekannt geben, dass man Tesla nun mit Bitcoin bezahlen könne (eine Aussage, die er kurz darauf wieder zurücknahm).
Mein persönliches Interesse für Bitcoin war schon einige Jahre vorher entstanden. 2013 kaufte ich für einen kleineren Betrag Bitcoin. Ich lebte damals in China und beschäftigte mich viel mit Kapitalverkehrskontrollen. Reiche Chinesen versuchten immer wieder, Geld außer Land zu bringen - das Gesetz aber verbot Summen über 50000 US-Dollar. Der Sinn einer dezentralen, nicht zensierbaren Währung leuchtete mir halbwegs ein. Ähnlich wie das Prinzip, wonach ein begrenztes Angebot bei steigender Nachfrage im Preis steigen müsse. Mein Verständnis aber blieb vage, und medial wurde Bitcoin damals vor allem mit der „Silk Road“ assoziiert, einem Online-Marktplatz, auf dem man alles, aber vor allem Drogen kaufen konnte.
Den Bullrun 2014 verschlief ich - was übrigens die beste Strategie für langfristigen Erfolg beim Investieren ist. Denn beim nächsten Zyklus 2017 verkaufte ich einen Großteil meiner Coins. Hätte ich den auch verschlafen, wäre ich heute um einiges reicher. Zunächst aber dachte ich, das Richtige getan zu haben: Anfang 2018 kollabierte der Kurs von 18000 US-Dollar auf 2000 Dollar. Vergleiche zur Tulpenblase wurde gezogen, Bitcoin final für tot erklärt, der Host des Podcasts „What Bitcoin Did“ veröffentlichte einen Thread auf damals noch Twitter, indem er schilderte, wie er „life changing money“ gewann und wieder verlor.
Es war allerdings in diesem Tal der Tränen als mein persönliches „Orange Pilling“ voll einsetzte. Die Frage: Was habe ich da gerade erlebt? Was ist das?, trieb mich um und führte zu einer immer tieferen Beschäftigung mit Bitcoin. Mal glaubte ich, den Fehler gefunden zu haben - nur um dann wieder eines Besseren belehrt zu werden. Die klugen Videos von Andreas Antonopoulos, die radikalen Bücher von Saifedean Ammouz, die cool-entspannten Podcasts von Peter McCormack ließen mich immer tiefer in den Kaninchenbau sinken. Das Verblüffende: Man traf Gleichgesinnte. Es war in diesen Jahren, in denen aus einem Netzwerk von Nerds eine eigene Subkultur wuchs. Sie hatte eigene Memes, Codes und vor allem Werte: Freiheit. Maximale Freiheit und Verantwortung für den Einzelnen.
Diese BlingBling-Ausgabe ist frei. Falls Du mehr haben möchtest, erhalten Leser mit Abschluss eines Jahresabos ein kostenloses Exemplar von “Kryptopia”. Das Buch, welches ich mit dem Publizisten Milosz Matuschek verfasst habe, erschien 2018 und schildert detailliert unsere Wege zu Bitcoin in den Jahren 2013-2018. Dafür bitte Abo abschließen und kurze Mail an mich:
All dies wurde ein Jahr später aufs Härteste auf die Probe gestellt. Die Lockdowns und der darauffolgende Impfdruck verengten in den traditionellen Medien das Overton-Fenster. Abweichende Meinungen wurden als “Verschwörungstheorien” gebrandmarkt und ins Abseits gedrängt. Nicht dass alle Bitcoiner Impfgegner oder Lockdown-Kritiker gewesen wären, aber in diesen Kreisen waren anders als in großen Teilen der Öffentlichkeit überhaupt noch kritische Diskussionen möglich. Bitcoiner waren geschult darin, selbstständig zu denken, und Paradigmen zu hinterfragen. Dies und die Freude über neue Allzeithochs machten die dunklen Jahre 2021/22 um einiges erträglicher.
Der Bullrun endete final 2022 mit der FTX-Pleite. Wieder schrieben viele Medien Bitcoin tot. Wieder schwadronierten etablierte Ökonomen von einer angeblich “durch nichts gedeckten Spekulationsgeld”. Operation Chokepoint 2.0 sollte dem System die Luft zum Atmen abschnüren. Aber die Katze war jetzt längst aus dem Sack. Bitcoin hatte sich festgebissen im System. Michael Saylor alchemisierte weiter Fiat-Geld zu digitalen Gold, El Salvador akzeptierte Bitcoin als Zahlungsmittel und Graswurzel-Initiativen wie 21-Stammtische konvertierten No-Coiner. Mit der ETF-Zulassung im Januar vergangenen Jahres wurde die Basis für einen neuen Bullrun geschaffen.
We made it.
Diese Woche ist Bitcoin im Mainstream angekommen. Silk-Road-Gründer Ross Ulbricht wurde nach 12 Jahren Haft begnadigt. Donald Trump launchte seinen eigenen Meme-Coin und vor ernannte er die Senatorin Cynthia Lummis zur Präsidenten eines neu geschaffenen Crypto-Ausschusses. Eine strategische Crypto-Reserve soll angelegt werden. An der sonst so peniblen getätigten Unterscheidung zwischen Crypto und Bitcoin muss man sich ausnahmsweise einmal nicht stören. Die dürfte eher ein Zugeständnis an World Liberty Finance, den Fund der Trump-Sprösslinge, diverse DeFi-Disruptor sein. Bitcoin bleibt König.
Und jetzt?
Wie jede Party wird auch diese enden, und wie nach jedem Bullrun wird danach ein Bärenmarkt folgen. Es kommen weitere Herausforderungen. Bitcoin, einmal von Eliten begriffen und adaptiert, wird von diesen benutzt werden. Macht korrumptiert. Auch die Guten. Gold, der analoge Vorläufer von Bitcoin, wurde immer wieder zentralisiert, eingezogen und anschließend in Form von Schuldscheinen wieder an die Bevölkerung ausgegeben. Bleiben wir wachsam.
Aber jetzt ist es erst einmal Zeit zu feiern: Lang lebe der König!