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Eine Welt ohne Mangel

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Der Künstler Snicklink schafft geniale Kunst mit KI. Ein Gespräch über die rasanten Veränderungen, die unsere Gesellschaft demnächst treffen werden

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Mai 15, 2025
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Liebe Abonnenten,

am Sonntag ging es im Essay „Das AGI-Project” um die geopolitischen Auswirkungen von künstlicher Intelligenz. Die USA und China befinden sich in einem Wettrennen, um die ökonomische und militärische Vorherrschaft. Das folgende Gespräch mit dem Künstler Künstler Snicklink dreht sich die konkreten Auswirkungen von KI auf unser Leben.

Snickling ist bereits zum zweiten Mal bei BlingBling zum Interview. Wer ihn noch nicht kennt, sollte das schnell nachholen. Spätestens seit 2023 ist der KI-Künstler einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Seine Videos sind oft messerscharfe Satire-Kunst, die mittels Collagen und DeepFakes den Irrsinn unserer Zeit auf den Punkt bringen. Hinter Snicklink steckt der Mensch und Berliner Künstler Willy Kramer, der immer wieder auch künstliche Intelligenz und die Zukunft der Menschen zum Thema hat.

Willy, ich fand dein letztes Video beeindruckend gerade, weil es mal keine Satire war, sondern einen ernsten Ton hatte. Du sagst darin, dass kreative Arbeit bald vollständig von Künstlicher Intelligenz ersetzt werden könnte. Kannst du das jemandem erklären, der sich wenig mit KI auskennt? Was kommt da auf uns zu und warum?

Das ist eine große Frage. Ich betrachte das aus zwei Perspektiven: einer kreativen und einer gesellschaftlichen. Kreativ gesehen ist KI ein unglaublich mächtiges Werkzeug. Stell dir vor, ich könnte hundert Assistenten engagieren – oder ich nutze KI-Tools, die günstiger, schneller und oft präziser sind. Das ist die praktische Seite. Gesellschaftlich und technologisch geht es um viel mehr als nur Kunst oder einzelne Projekte. KI ist eine Entwicklung, die ich mit der Entdeckung des Feuers oder der Öffnung der Büchse der Pandora vergleiche. Das klingt dramatisch, aber ich übertreibe nicht. Ich beschäftige mich seit zehn Jahren intensiv mit dem Thema. Am Anfang war es spekulativ, und ich hatte kaum Gesprächspartner. Google und ein paar kleinere Firmen fingen gerade an, KI zu erforschen. Ich habe Workshops gegeben, aber viele hielten mich für einen Spinner. Trotzdem war mir klar, wohin das führt.

Vor zehn Jahren habe ich ein Video namens Emphasized Prophecy gemacht: Ein Typ sitzt am Strand, mit einem leeren Schreibtisch und einer kleinen Box, und erstellt per Sprachbefehl eine multimediale Kampagne. Heute, zehn Jahre später, arbeite ich mit einem Setup, das genau das ermöglicht – und noch mehr.

Welche Tools nutzt du konkret? Du bist ja schon tief in der praktischen Anwendung von KI.

Ich bin kein Programmierer, der stundenlang Skripte schreibt, aber ich bin ziemlich involviert. Alles begann so richtig mit dem „ChatGPT-Moment“ vor zweieinhalb Jahren, als plötzlich alle die Möglichkeiten von KI erkannten. Inzwischen nutze ich eine Suite aus etwa 200 verschiedenen Plugins und Services. Früher gab es spezialisierte KI für spezifische Aufgaben, etwa für den Stimmklang oder die „Deutschheit“ einer Stimme. Heute werden die Modelle größer und vielseitiger. Man braucht nur noch ein oder zwei Modelle, die Stimmen, Bilder, Videos und sogar Programmierung abdecken. Bald wird es ein einziges, universelles Modell geben.

Wir befinden uns in einem globalen Wettlauf, vor allem zwischen den USA und China. Jeder will das eine Modell entwickeln, das alle kreativen und administrativen Aufgaben erledigt – ähnlich wie Google damals die Suche revolutionierte.

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Welche Benutzeroberfläche oder Tools wie Grok, ChatGPT setzen sich durch?

Jede Plattform hat ihre Stärken. Grok zum Beispiel hat direkten Zugriff auf Social-Media-Daten, was ein Vorteil ist. OpenAI hingegen punktet mit ausgefeilten Denkmodellen. Es ist wie bei einem Basketballteam: Der eine spielt stark in der Verteidigung, der andere wirft präzise Dreier. Für 99 Prozent der Nutzer macht das keinen Unterschied. Ob du mit ChatGPT einen Liebesbrief, einen Finanzamtsbrief oder psychologische Beratung formulierst – die Unterschiede sind marginal. Die Technologie entwickelt sich so rasant, dass wir alle paar Monate völlig neue Möglichkeiten bekommen, die im Alltag direkt nutzbar sind und Dinge ermöglichen, die vorher undenkbar waren.

Du hast erwähnt, dass der nächste Schritt KI-Agenten sein könnten, die untereinander kommunizieren. Kannst du das ausführen?

Stell dir die Digitalisierung wie die Erfindung des Rades vor: Es war ein Fortschritt, aber es waren nur Fahrräder. Jetzt kommt die Dampfmaschine – KI-Agenten sind die nächsten „Fahrzeuge“. Diese Agenten nutzen Sprachbefehle nicht nur, um Antworten zu geben, sondern um komplexe Aufgaben zu lösen: Kampagnen erstellen, Finanzberichte schreiben, Fünfjahrespläne für Patienten basierend auf den besten Forschungspapieren entwickeln. Aktuell braucht man noch Know-how, um die richtigen Anweisungen zu geben. Bald wird das überflüssig, weil KI dein Profil kennt und mit einem einfachen „Go“ alles erledigt – von der Suche nach der nächsten Apotheke bis zur Planung einer Operation.

Heißt das, wir steuern auf eine Überflussgesellschaft zu?

Das ist die Utopie, ja. KI kann eine Welt schaffen, in der es keinen Mangel mehr gibt – alles ist verfügbar, erschwinglich oder sogar kostenlos. Niemand hat mehr materielle oder körperliche Sorgen. Aber das bringt neue Herausforderungen: Wie gehen wir als Menschen damit um? Unsere Gesellschaft definiert Wert über Status, Arbeit, Besitz. Wenn das wegfällt, weil nur noch fünf Prozent der Menschen arbeiten, müssen wir uns neu erfinden. Wir brauchen eine Postleistungsgesellschaft, in der Kreativität, Freundlichkeit oder vielleicht Spiritualität den Ton angeben.

Das klingt nach einem Verteilungsproblem. Muss da nicht massiv umverteilt werden?

Absolut. Wir müssen komplett neu denken. Der Überfluss wird von Machtstrukturen genutzt, um Kontrolle auszuüben – etwa durch Überwachung oder eingeschränkten Zugang. Wir befinden uns in einer Übergangsphase, in der solche Mechanismen etabliert werden. Politiker denken kurzfristig, Medien scheuen komplexe Debatten, und Leute wie ich gelten als intellektuelle Spinner. Doch genau jetzt müssen wir die Gesellschaft vorbereiten. Ich versuche das mit ernsten Inhalten, aber auch mit meiner Kunst, ein Zeichen zu setzen.

In den USA gibt es Bewegungen wie „Accelerationism“. Wo siehst du dich da?

Ich habe akzeptiert, dass ich den Fortschritt nicht stoppen kann. Ich kann ihn nur kreativ begleiten, indem ich zeige, was möglich ist. „Accelerationism“ klingt gruselig, hat aber den Vorteil, dass wir die Probleme schnell angehen können, um Lösungen zu finden. Widerstand, wie ihn viele traditionsbewusste Deutsche zeigen, ist verständlich, aber realitätsfern. Gerade Deutschland, mit seinem Stolz auf Industrie und Export, steht vor einem schmerzhaften Wandel – verschärft durch KI, Energiekrisen und Arbeitsplatzverluste. Länder wie Südkorea oder Schweden sind da offener für neue Ideen. Ich freue mich auf das „positive Chaos“, das entstehen wird. Nicht weil ich Leid gut finde, sondern weil es neue Formen von Produktivität und Kreativität freisetzen kann.


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