"Ein guter Zeitpunkt, sich in Ruhe Aktien anzuschauen"
Christof Schuermann ist Analyst beim Research Institut Flossbach von Storch und hat über 30 Jahre Erfahrung auf den Finanzmärkten. Mit BlingBling spricht er über Hypes, Bubbles, Aktien und Bitcoin
Bitcoin: 19599$
Gold: 1794$
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Kurz in eigener Sache: BlingBling war am Donnerstagabend live mit Jan Wüstenfeld und Roman Reher in einem Podcast zu nichts Geringerem als “Die Lage der Welt”. Es geht um Zinsen, China, Inflation und Bitcoin und man kann es hier nachhören:
Christof Schürmann ist Senior Research Analyst beim Flossbach von Storch-Institut, wo er sich Gedanken über finanzielle und auch politische Entwicklungen macht. Mit BlingBling spricht er über Zinsen, Inflation, Aktien und Bitcoin. Christof Schürmann hatet auf Twitter immer gerne gegen Bitcoin und bringt manche auf die Palme. Deswegen gleich mal die Frage:
Was hast Du eigentlich gegen Bitcoin?
Gar nichts! Ich weise nur immer gern auf die Schwachstellen hin. Das mache ich aber bei allen Dingen, auch bei Silber, Gold, Tesla oder Wirecard. Mir geht es um Prognosen, die nicht haltbar sind. Da lege ich gerne mal den Finger in die Wunde und frage: Kann das wirklich sein? Auf was basiert das denn? Gerade Bitcoin ist ja sehr en vogue, und deswegen spielt mir der Twitter-Algorithmus so viele Sachen in den Feed, auf die ich dann reagiere. Aber das Gleiche gilt für Silber. Auch in dieser Bubble gibt es die wildesten Prognosen, von wegen Silber steigt auf 100$ und solche Sachen. Bei Bitcoin kommt eben hinzu, dass es oft mit „Crypto“ vermengt wird und in dem Bereich gibt es natürlich viele Scams. Ganz grundsätzlich warne ich immer davor, alles auf eine Karte zu setzen. Und wenn ich sehe, dass viele bei Shitcoins „all in“ gegangen sind, setze ich gerne mal einen Kontrapunkt. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich Bitcoin schlecht finde, oder vielleicht nicht sogar selbst welche besitze. Meine Botschaft ist: Denkt selber nach, lauft nicht irgendwelchen Leuten nach. Prognosen funktionieren nicht, und das gilt auch bei Bitcoin.
Wir liegen da viel weniger weit auseinander, als ich dachte. Und natürlich gibt es in der Bitcoin-Bubble auf Twitter viele Leute, die sich leicht triggern lassen. Du hast irre Kursprognosen angesprochen bei Bitcoin aber auch bei Silber. Woran merkst Du genau, dass es in Richtung „irrationale Übertreibung“ geht?
Es hat natürlich auch mit Erfahrung zu tun. Ich beschäftige mich seit drei Jahrzehnten mit den Finanzmärkten. Beispiel Charttechnik: Das kann punktuell mal helfen, einen guten Einstieg zu finden. Ich schaue mir auch bei Gold zum Beispiel bestimmte Marken an. Aber auf lange Sicht funktioniert das einfach nicht; so etwas wie der Rainbow-Chart bei Bitcoin - vergiss das.
Und dann geht es auch um die Narrative. Das ähnelt sich ja alles. Wenn eine Innovation entsteht, ist erstmal Goldgräber-Stimmung. In den 1920er Jahren gab es auch 3000 Autobauer, jetzt gibt es noch zehn. Wer damit umgehen kann, hat damit kein Problem. Aber viele können es eben nicht. Man muss ja auch immer dabei bleiben - die Dips kaufen, auch das können viele psychologisch nicht. Oder sie haben schon alles investiert und nehmen dann Kredite auf. Auch die Erzählung, wonach Bitcoin sich immer wieder erholt, wenn man nur wartet - schließlich ist der auch mal von einem Dollar auf zehn Cent gefallen. Sorry, damals lag die Marktkapitalisierung bei ein paar Millionen. Heute reden wir von Billionen. Das hat ganz andere Effekte.
Grundsätzlich finde ich Bitcoin interessant und beobachte es. Aber für mich ist es zu früh, ein abschließendes Urteil zu fällen. Tatsache ist aber auch, dass alle zehn, 15 Jahre krasse Hypes entstehen, die sich als Unsinn herausstellen.
Ein anderes Warnzeichen sind bekannte Persönlichkeiten. Wenn Prominente in etwas investieren, ist das meistens ein Kontra-Indikator - siehe Manfred Krug und die Telekom-Aktie 1999. Ich kann nur wiederholen: Jeder muss sich selbstständig informieren, und auf den eigenen Informationen basierend Entscheidungen treffen.
Dazu gehört auch, Bitcoins nicht auf einer Börse liegen zu lassen. Das ist auch grundsätzlich anders bei Investmentfonds und einer Bank - Aktien und Fonds gehören rechtlich zu einem Sondervermögen und sind geschützt im Fall einer Bankenpleite.
Die Bitcoin-Maximalisten betonen schon immer wieder „Not your keys, not your coins“. Aber ich gebe Dir Recht, dass im Bereich DeFi und Shitcoins wahnsinnig viel Betrug und Scams geschehen.
Bei Gold gilt ja dasselbe. Ultimativ sicher ist es nur, wenn man es wirklich selbst besitzt. Es geht bei jeder Anlage auch um die Zugriffsmöglichkeiten. Man kann das ja auch auf Länder übertragen. Die russischen Gold- und Dollar-Reserven im Ausland wurden konfisziert. Was auch immer gilt: Wer alles auf eine Karte setzt, macht einen Fehler. Leider kommt das immer wieder vor. Auch bei Wirecard gab es Leute, die ihr gesamtes Vermögen in diese Aktie investiert hatten.
Wenn das Wasser sinkt, sieht man, wer keine Hosen anhat. Aktuell befinden wir uns ja wieder in so einer Phase. Alles, durch die Bank, fällt. Wie lange können die Notenbanken diese Politik der Zinssenkungen aufrecht erhalten?
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