Liebe Abonnenten,
„Die Schlafwandler“ war der Titel eines Buches des Historikers Christopher Clark. Es erschien im Jahr 2012 und zeichnete die Ereignisse kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges nach. Fast 100 Jahre nach Ausbruch dieses großen Krieges war es möglich, einen nüchternen, objektiven Blick auf die Genese dieser Katastrophe zu werfen. „Die Schlafwandler“ schiebt nicht wie viele vorherige Analysen die Kriegsschuld allein dem Deutschen Reich zu, sondern beschreibt den dramatischen Prozess, wie mehrere Akteure in diesen Krieg hinein stolpern, ohne wirklich die Konsequenzen ihres Tuns zu überblicken.
„In dieser Geschichte gibt es keine Tatwaffe als unwiderlegbaren Beweis, oder genauer: Es gibt sie in der Hand jedes einzelnen wichtigen Akteurs. So gesehen war der Kriegsausbruch eine Tragödie, kein Verbrechen“, schreibt Clark.
Es gibt leider einige Parallelen zu den aktuellen Ereignissen. Und es hilft, den Ersten Weltkrieg als Schablone zu benutzen. Er eignet sich dafür wesentlich besser, da die andere Katastrophe des 20. Jahrhunderts, der Zweite Weltkrieg, der eben noch nicht ganz Geschichte ist, und damit noch überladen von Schuld und Moral. Putin ist in der Schablone des 1. Weltkriegs dann nicht Hitler, und Selenskyi auch kein Churchill, sondern beide mitunter höchst tragische Figuren wie Wilhelm II. und Raymond Poincaré.
Beschränkt man sich auf die Fakten, sieht die Situation so aus:
Mit einem 7-tägigen kostenlosen Probeabonnement weiterlesen
Abonnieren Sie BlingBling, um diesen Post weiterzulesen und Sie erhalten 7 Tage kostenlosen Zugang zum gesamten Post-Archiv.