Die FTX-Saga
Die Pleite der Kryptobörse FTX zieht immer weitere Kreise. Es geht um das World Economic Forum, der Krieg in der Ukraine, China und wilde Drogenpartys. Eine Übersicht
Liebe Abonnenten,
die FTX-Saga befindet sich derzeit erst in der ersten Runde und BlingBling glaubt, dass noch eine ganze Menge unglaublicher Dinge bevorstehen werden. Zeit sich einmal mit den kursierenden (Verschwörungs)-Theorien zu beschäftigen.
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Für die Leser, die das Spektakel der vergangenen zwei Wochen nicht so genau verfolgt haben, hier eine knappe Zusammenfassung. Was ist passiert?
Sam Bankman-Fried (SBF), Kopf einer der führenden Crypto-Börsen der Welt, ist mit einem der wohl größten Scams der Finanzgeschichte aufgeflogen. SBF hatte zwei Unternehmen gegründet: Die Handelsfirma Alameda, die auf den Märkten auf eigene Rechnung spekulierte, und die Börse FTX, auf der Privatkunden Bitcoin und Shitcoins kaufen und handeln konnten.
Vor zwei Wochen tauchte dann ein Bericht auf, der ein schlechtes Licht auf die Reserven von Alameda, also des Handelshauses von SBF, warf: Die bestünden zu einem großen Teil aus dem Coin, den wiederum die Börse FTX ausgab. Dieser Coin heißt FTT. Das ist in etwa so, wie man sich selbst Fantasie-Geld druckt, das man dann als Vermögen seines eigenen Unternehmens ausgibt.
Daraufhin kam es zuerst zu einer Verkaufswelle des Tokens FTT, der im Kurs kollabierte. Anschließend wollten immer mehr Kunden ihre Coins von der Börse FTX abziehen. Und siehe da: FTX hatte die Coins gar nicht und musste schließen. Als gesichert gilt mittlerweile, dass Sam Bankman-Fried Kundengelder von der Börse FTX zu seiner Trading-Firma Alameda verschoben hatte, um dort Verluste zu kaschieren. Das ist natürlich illegal. Und seitdem ist nun die Kacke am Dampfen.
Zunächst einmal für im Krypto-Universum nicht so bewanderte Leser: Dieses Werbe-Video mit Tom Brady und Giselle Bündchen macht die Dimensionen etwas klarer. FTX war mit Coinbase und Binance eine der größten Börsen mit hoher Sichtbarkeit in den USA. Es fehlen mindestens 10 Milliarden US-Dollar an Kundengeldern.
SBF war einer der größten Spender an Joe Biden und die Demokraten
Theorie: Sam Bankman-Fried ist Sohn zweier Professoren und ist bestens vernetzt in der amerikanischen Elite - insbesondere unter den Demokraten. Das geht so weit, dass ihn manche für den Wahlsieg Joe Bidens verantwortlich machen.

Fakt: SBF war nach George Soros tatsächlich der größte Spender im Wahlkampf für die Demokraten. Rund 40 Millionen US-Dollar betrug die Summe. Allerdings hat SBF nach eigenen Angaben auch Kandidaten der Republikaner in geringeren Umfang unterstützt.

2) SBF war ein trojanisches Pferd, um die Branche zu regulieren
Theorie: SBF soll eine Art trojanisches Pferd gewesen sein, um es der US-Regierung zu ermöglichen, mehr Kontrolle über die Krypto-Welt auszuüben. Dazu diente wohl auch Alameda-CEO Caroline Ellison. Die nämlich ist die Tochter von Glenn Ellison, Ökonomie-Professor am MIT, der wiederum ist der ehemalige Chef von Gary Gensler, Chef der US-Aufsichtsbehörden. SBF selbst hatte am MIT studiert.

Fakt:
SBF war stets zum Unmut vieler Branchen-Kollegen für eine stärkere Regulierung der Branche eingetreten. Er galt als Vertreter von CeFi, also Centralized Financed, im Gegensatz zu DeFi, Decentralized Financed. Ob Gensler, SBF und Ellison tatsächlich unter einer Decke steckten, ist unwahrscheinlich. Persönliche Nähe war aber mit Sicherheit vorhanden.
Eine genauere Analyse gibt es hier:
3. Die WEF-Connection
Theorie: SBF diente dem World Economic Forum als trojanisches Pferd, um die Durchleuchtung und digitale Erfassung der Menschen voranzutreiben. SBF sollte mit Crypto-Investitionen den Weg für CBDCs, digitale Zentralbankwährungen, erst ebnen, mit denen dann alle Transaktionen überwacht werden können.


Fakt: SBF trat im Mai dieses Jahres als Sprecher beim WEF auf. Tatsächlich ist er mittlerweile von der Website des Forums entfernt worden. Im Web-Archiv aber findet man die Bezugnahme noch.
“FTX was a World Economic Forum partner. In light of last week’s events, their partnership was suspended and they were removed from the Partners section of our website”
ließ das WEF vergangene Wochen gegenüber der NYPost mitteilen.
4. Geldwäsche für Zelenskyi und die Ukraine
Alameda und FTX sollen für Biden Millionen in die Ukraine geschmuggelt haben, die Selenskyi dann wieder über andere Kanäle zu den Demokraten zurückschleuste.
Fakt: Tatsächlich hat SBF zu Spenden für die Ukraine aufgerufen. Belege für die Geldwäsche-Vorwürfe gibt es derzeit nicht.
5. FTX war eine Geldwaschanlage für China
In China gelten strikte Kapitalverkehrskontrollen. Jeder Chinese darf maximal im Jahr 50000 US-Dollar außer Landes bringen. Viele korrupte Superreiche suchen deswegen ständig nach Wegen, Geld in die USA oder Kanada zu bringen. Dies gelang ihnen über Stable- und Shitcoins auf der Börse FTX.
Fakt: SBF hatte einen Geschäftspartner namens Gary Weng. Shortseller Marc Cohodes recherchiert schon seit einigen Monaten hinter SBF hinterher und stolperte über die Tatsache, dass über den Partner Weng einfach nichts herauszufinden ist. Die ganze Episode gibt es hier zu hören
6. Im Headquarter von FTX auf den Bahamas fanden Drogen- und Sex-Partys statt
Theorie: Zu zehnt wohnten SBF mit seinen Kollegen in einer Villa auf den Bahamas und leitete von hier die Geschäfte sowohl von FTX als auch von Alameda. Sämtliche Bewohner sollen in erotischen Beziehungen zueinander gestanden haben und regelmäßig Drogen konsumiert haben. Auch soll SBF in den Pädo-Ring rund um die Demokraten und Jeffrey Epstein verwickelt gewesen sein, darauf würden geheime Symbole hindeuten.


Fakt: SBF und Caroline Ellison hatten zeitweise eine Beziehung. Wie viele junge Amerikaner dürften auch SBX und Caroline regelmäßig Amphetamine in Form von Aderall und Ritalin konsumiert haben.



So weit die derzeit kursierenden Theorien über SBF und FTX. Tragisch bleibt nach wie vor, dass Kunden um mindestens zehn Milliarden US-Dollar betrogen worden sind. BlingBling-Leser wissen, dass man seine Coins nicht auf Börsen herumliegen lassen sollte, da dies das Grundprinzip von Bitcoin ad absurdum führt. Not your keys, not your coins.
Ein schönes Wochenende!
Die FTX-Saga
Es kommt noch besser.
Die Seite Zerohedge.com (die ich auch lese, mit einer gewissen Zurückhaltung bezüglich des ständigen Doomsayer-Pathos) zitiert heute aus dem ersten Bericht des Konkursverwalters (der gleiche wie bei Enron). Man denkt, dass man in einem sehr schlecht geschriebenen Thriller lebt:
https://www.zerohedge.com/political/worse-enron-new-ftx-ceo-slams-unprecedented-failure-corporate-controls
Quotes
"Never in my career have I seen such a complete failure of corporate controls and such a complete absence of trustworthy financial information as occurred here."
It gets better: Ray said that company’s audited financial statements should not be trusted, Ray said, adding that liquidators are working to rebuild balance sheets for FTX entities from the bottom up.
FTX “did not maintain centralized control of its cash” and failed to keep an accurate list of bank accounts and account signatories, or pay sufficient attention to the creditworthiness of banking partners, according to Ray. Advisers don’t yet know how much cash FTX Group had when it filed for bankruptcy, but has found about $560 million attributable to various FTX entities so far.
Although restructuring advisers have been in control of FTX for less than a week, they’ve seen enough to depict the crypto company as a deeply flawed enterprise. Lasting records of decision making are hard to come by: Bankman-Fried often communicated through applications that auto-deleted in short order and asked employees to do the same, according to Ray.
"In the Bahamas, I understand that corporate funds of the FTX Group were used to purchase homes and other personal items for employees and advisors. I understand that there does not appear to be documentation for certain of these transactions as loans, and that certain real estate was recorded in the personal name of these employees and advisors on the records of the Bahamas," Ray said, who also noted that the company didn't have appropriate corporate governance and never held board meetings. There was no accurate list of bank accounts and account signatories, as well as insufficient attention paid to the creditworthiness of banking partners.
und so geht es weiter ...
Vielen Dank für die Nachrichtenübersicht. Mit dem Begriff "Fakt-Checking" wäre ich vorsichtiger; der Begriff ist doch zu sehr vom Mainstream für das Unterdrücken unerwünschter Kritik am herrschenden Narrativ besetzt.
Ich erlaube mir den Hinweis auf die Substack-Seite des Anwalts Jeff Childers bezüglich des Arguments "SBF hat auch für Organisationen der Republikaner gespendet". Childers hat nach meinem Eindruck ein sehr feines Gespür für die relevante Details; er wies in seinem Nachrichtenüberblick darauf hin, dass diese Organisationen seltsam sind:
Zitatbeginn
"There are many, many more; again, this is just the top ten. Seven of the top ten were democrat PACs or groups. Three were conservative — but at this point I would suggest a degree of healthy skepticism toward all ‘conservative’ organizations that FTX thought could use some money.
For example, the top “conservative” organization which got $15 million from FTX, American Dream Federal Action, has a super sketchy website that includes “pandemic preparedness” and “biosecurity solutions” as top goals. And it doesn’t seem be actually, well, DOING anything.
So it’s worrisome that the second two largest conservative recipients of FTX’s stolen money were the Republican Congressional Leadership Fund and the Republican Senate Leadership Fund, at $3 million and $2.75 million each. They clocked in at slots six and seven in the top ten.
So, first of all, don’t expect a rigorous investigation of FTX anytime soon. Corporate media is still describing meth-addicted hedonist Sam Bankman-Fried as a delicate, altruistic genius who was ground to hamburger in the devilishly-unregulated crypto market. Never mind about all those trusting folks who credulously handed Sam their money. After all, he MEANT well, which is all that matters."
Zitatende
Quelle: https://www.coffeeandcovid.com/p/c-and-c-news-thursday-november-17