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dieser Newsletter dreht sich um Bitcoin, Geld und Freiheit. Etwa einmal im halben Jahr mache ich eine Ausnahme, wenn ich ein anderes Thema für besonders wichtig halte, oder glaube, etwas Substanzielles dazu beitragen zu können. Heute ist so eine Ausnahme. Anlass ist folgende Meldung:
Ich habe Anfang dieses Jahres länger zum Thema Lableak, also zum Ursprung des Corona-Virus, recherchiert. Warum er schließlich doch nicht gedruckt wurde, kann ich nicht genau sagen. Spekulieren möchte ich nicht. Auf jeden Fall klagte etwa zeitgleich Christian Drosten gegen Roland Wiesendanger und zog sich wenig später ganz aus der Öffentlichkeit zurück. Außerdem bestimmte der Ukraine-Krieg ab Februar das nachrichtliche Geschehen.
Ich glaube, dass nun ein guter Zeitpunkt ist, den Text hier zu publizieren. Manches daran ist nicht mehr ganz auf dem neusten Stand. Sie finden aber darin genug Quellen, die in mühevoller Kleinarbeit seit bald zwei Jahren der Wahrheit nachrecherchieren und stets die neuesten Ergebnisse publizieren. Der Text zeigt aber auch eine grundsätzliche Problematik: Nämlich dass manche der handelnden Personen nicht zur Aufklärung beitrugen (und es noch immer noch nicht tun), sondern stattdessen eher vertuschten. Auch die Frage, weshalb so wenige sonst kritische Journalisten sich mit dem Thema beschäftigt haben, hat mich oft beschäftigt. Beantworten aber kann ich sie nicht.
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Das große Rätsel um den Ursprung des Virus’
Corona stammt von einem Markt in Wuhan - hieß es lange Zeit. Mittlerweile ist klar: In Wuhan wurde die gefährliche Gain-of-Function-Forschung betrieben. In den Fokus der Diskussion rückt nun auch Christian Drosten. Was ist wirklich passiert?
Es ist Spätherbst in Wuhan 2020. Der Huanan-Seafood-Markt, der damals noch als der sichere Ausbruchsort der Corona-Pandemie gilt, ist abgeriegelt. Blockaden versperren den Zugang. Nur in den Nebenstraßen stehen noch einige müde Verkäufer herum, die halbtote Krabben verkaufen. Keine Minute vergeht, bis Polizisten auftauchen und die neugierigen Besucher verscheuchen.
Von der belebten Kreuzung im Stadtzentrum sind es nur wenige Gehminuten zum „Wuhan Centre for Disease Control and Prevention“. Das Institut ist nicht gleichzusetzen mit dem sechs Kilometer entfernten Wuhan Institute for Virology (WIV), aber beide Institutionen arbeiteten eng zusammen - und im WIV wurde im Januar 2020 der Erreger SarsCov2 identifiziert. Auch hier dauert es nur wenige Minuten, bis Polizisten in Zivil auftauchen und einen bestimmt bitten, zu gehen.
Es gibt in der Philosophie, genauer gesagt in der Wissenschaftstheorie, das Konzept des „common sense“, des „gesunden Menschenverstands“. Es bezeichnet, ein Wissen, das klar auf der Hand liegt, und deswegen so ziemlich jedem zugänglich ist. Wenn nun in einer Stadt, in der es ein Hochsicherheitslabor gibt, an dem jahrelang an Corona-Viren und Fledermäusen geforscht wurde, eine Coronaviren-Pandemie ausbricht, würde der gesunde Menschenverstand sagen: Nun ja, das kommt dann wohl aus diesem Labor.
Der gesunde Menschenverstand reibt sich oft mit dem Expertenwissen. Und diese Experten, bestehend aus der Crème de la Crème der internationalen Virenforschung - darunter Anthony Fauci, Peter Daszak und Christian Drosten - verfassten im Februar 2020 einen Brief für das Wissenschaftsmagazin „Lancet“, in dem sie klar machten, dass ein natürlicher Ursprung von SARS-COV2 höchstwahrscheinlich sei. Das Virus sei von Pangolinen, Fledermäusen oder gar Marderhunden (Drosten) auf den Menschen übergesprungen. Wer behaupte, das Virus sei dem Labor entwichen oder gar beabsichtigt freigesetzt worden, sei ein Verschwörungstheoretiker - das Totschlagargument des frühen 21. Jahrhunderts.
Wissenschaftler, die von vornherein Hypothesen ausschließen, verhalten sich nicht sonderlich wissenschaftlich, könnte man einwenden. Aber zu Beginn der Pandemie war für solche Einwände kein Platz. Nun aber mehren sich die Indizien, dass das Virus eben doch aus dem Labor gekommen ist - und dies früher als offiziell bekannt gegeben. Erstmals gehen auch Whistleblower an die Öffentlichkeit.
Ein Meilenstein ist das Buch „Viral“ der US-amerikanischen Molekularbiologin am MIT Alina Chan und des Journalisten Matt Ridley. Das 400-Seiten-Werk ist meilenweit entfernt von glühenden Aluhüten und der großen Weltverschwörung. Es schildert vielmehr einen so schwierigen Weg zur Wahrheitsfindung, bei dem viele traditionellen Kanäle versagten. Es gab eine Zeit, in der wichtige Fragen eigentlich nur noch von anonymen Twitter-Accounts gestellt wurden. Der Mainstream tat alles als Verschwörungstheorie ab, die großen Social-Media-Plattformen versahen jeden kritischen Post mit einem Warnhinweis.
Dass “Viral“ den Leser mit mehr Fragen als Antworten zurücklässt, ist nicht Schwäche, sondern Stärke des Buches: Warum wurde immer noch noch kein sogenannter „Zwischenwirt“ gefunden, der belegt, dass SARS-Cov2 einen natürlichen Ursprung hat? Beim Sars-Virus 2003 ging das sehr schnell: Überträger war eine Schleichkatze - und das obwohl die technischen Möglichkeiten zur Ermittlung viel schlechter waren.
Warum hat ausgerechnet und nur das Corona-Virus eine Furin-Spaltstelle, die das Virus so ansteckend macht? Warum stellte die EcoHealthAlliance 2018 einen Antrag für Fördergelder, um in Wuhan diese Furin-Spaltstelle bei Corona-Viren einzubauen? Warum wurde die Datenbank des WIV im September 2019 ohne Vorwarnung offline genommen? Warum wurde zunächst vehement bestritten, dass in Wuhan Gain-of-Function-Research betrieben wurde?
Bei dieser ethisch hoch umstrittenen Form der Forschung, kurz GoF, werden Viren gefährlicher gemacht, indem man sie genetisch verändert. Wozu, fragt der gesunde Menschenverstand? Damit man im Falle einer tatsächlichen Pandemie schneller reagieren kann: Man weiß dann, wie sich das Virus verhält und kann auch schneller einen Impfstoff entwickeln, antworten die Experten. Genau daran arbeiteten Peter Daszak von der EcoHealth Alliance und das Institut in Wuhan. Blöd nur, wenn Gain-of-Function-Forschung eine Pandemie nicht verhindert, sondern sie auslöst. War es so? Schließlich kommt es immer wieder zu Laborunfällen, bei denen dann ein künstlich hoch gezüchtetes Virus entweichen kann - zum Beispiel eines mit einer Furin-Spaltstelle. Der Philosoph und Risikoethiker Adrianno Mannino spricht auf Twitter deswegen von einem „Hiroshima der Virologie“.
Andrew Huff, ein ehemaliger führender Mitarbeiter von Eco Health geht noch viel weiter, sinniert im Gespräch und in Schreiben an US-Senatoren über Geheimdienstverbindungen Daszaks. Dass klar sei, dass bei GoF etwas schief gelaufen ist – und man nun alles vertuschen wollen. Beweise liefert er nicht, kündigt an, unter Eid aussagen zu wollen. Und Daszak selbst? Kommentiert die Vorwürfe nicht.
Selbst, wenn SarsCov2 nicht das Produkt von GoF sein sollte: Tatsache ist, dass die Leiterin des Labors, Shi Zhengli, in Kooperation mit der EcoHealth Alliance dort seit Jahre gemeinsam an Fledermäusen und Corona-Viren forschte. Ziel sei es gewesen, eine Art Pandemie-Vorhersage zu schaffen, ähnlich eines Wetterberichts, indem man Hotspots identifizierte. Dafür wurde in Wuhan die größte Datenbank an Corona-Viren weltweit angelegt. Ist eines von entwischt?
In Deutschland nimmt die Diskussion über Laborthese seit kurzem wieder an Fahrt auf, nachdem der Hamburger Nanowissenschaftler Roland Wiesendanger dem Magazin „Cicero“ und der „Neuen Zürcher Zeitung“ Interviews gegeben hatte, in denen er dem Charité-Chefvirologen Drosten vorwirft, sich an der internationalen Vertuschung der Labortheorie beteiligt zu haben.
Drosten schäumte auf Twitter, nannte Wiesendanger einen „Extremcharakter“ und das Interview „ein Vorkommnis“. Vom Gain-of-Function-Research in Wuhan will Drosten nichts gewusst haben. Auf eine Anfrage von WELT lässt er über die Charité antworten: “Prof. Drosten hat erst über die im Sommer 2021 über die Medienquelle ‘The Intercept’ veröffentlichte Projektberichte und andere Dokumente davon erfahren, dass das Wuhan Institute of Virology wohl in einem Projekt der US-amerikanischen NGO Ecohealth Alliance auch sogenannte Gain-of-Function-Experimente durchgeführt hat. Bis dahin hatte er davon keine Kenntnis.“ Drosten sagt auch, er stehe in keinem regelmäßigen Austausch mit Peter Daszak.
Drosten habe “eine differenzierte Sichtweise zur ‘Gain of Function’-Forschung”, schreibt die Charité-Pressestelle: “Weder sieht er diese positiv, noch lehnt er diese grundheraus ab.” Es wird auf eine private Initiative von Wissenschaftler namens „Scientists for Science“ verwiesen. In der Erklärung aber sagen die Wissenschaftler - inklusive Drosten - nichts anderes als dass sie der Meinung sind, „biomedizinische Forschung an Pathogenen sei essenziell und könne sicher durchgeführt werden.“ Auch trat Drosten auf Tagungen zusammen mit Shi Zhengli und Peter Daszak auf - just zu diesem Thema ( Deutsch-chinesische Gesellschaft für Medizin 28. Jahrestagung 2./3.Oktober 2015).
Am 9. Februar postete der Virologe einen Text aus dem Wissenschaftsmagazin „Technology Review“ auf Twitter. Dieser sollte als Verteidigung für die „Spillover“-These dienen. „Für alle, die noch an Inhalten interessiert sind“, betitelte er den Tweet. Die Autorin Amy Qiu beschreibt in dem Artikel, wie sie sich mehrfach mit der Leiterin des Labors, Shi Zhengli, in Wuhan trifft, wie Shi unter den Angriffen der westlichen Presse leidet und wie sie überhaupt enttäuscht vom demokratischen System ist. Nebenbei versucht die Autorin alle Argumente gegen die Laborthese vorzubringen. Neues ist nicht dabei. Und auch sonst ist einiges seltsam an dem Text. Da ist zunächst einmal der Fakt, dass es in den vergangenen zwei Jahren - mit einer Ausnahme - keinem China-Korrespondenten gelungen ist, ein Interview mit Shi Zhengli zu ergattern.
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