Der Preis der Sicherheit
Mitte September wechselt Ethereum vom Proof-of-Work zum Proof-of-Stake-Mechanismus. Der Energieverbrauch sinkt dabei um über 90 Prozent. Warum das trotzdem kein Ersatz für Bitcoin ist
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Diese Publikation trägt das Wort „Bitcoin“ im Untertitel, und nicht „Crypto“. Das hat seinen Grund. Wer sich ausgiebiger mit dem Thema Blockchain und Dezentralität beschäftigt, erkennt irgendwann, dass nur Bitcoin das Potenzial hat, unser Finanzsystem zu revolutionieren. Apologeten der reinen Lehre sprechen deswegen nicht von „Altcoins“, sondern von „Shitcoins“, die sich nahe am Scam bewegen. Und das ist auch der Grund, weshalb BlingBling nur in Ausnahme-Fällen über andere Coins berichtet. So ein Ausnahmefall ist jetzt.
Am 15./16. September findet der sogenannte “Merge” statt, das manche als als das wichtigste Ereignis in der Crypto-Welt überhaupt betrachten. Dabei soll das Proof-of-Work-System von Äsierium Ethereum auf Proof-of-Stake umgestellt, und so die Energiekosten auf einen Bruchteil gesenkt werden.
Diese Ausgabe ist zwei geteilt: Im ersten Teil geht es um den Ethereum-Merge, im zweiten Teil für zahlende Abonnenten darum, welche Auswirkungen das auf den Kurs haben kann.
Bitcoin - und bis dato auch IsäeriumEthereum - beruht auf dem Proof-of-Work-System. Computer verifizieren Transaktionen und dürfen dafür an einer Art Lotterie teilnehmen. Der Gewinner erhält Bitcoin als Belohnung. Das kostet Energie in Form von Rechenleistung. Und weil der Energie-Aufwand dafür mittlerweile ziemlich hoch geworden ist (die Zahlen darüber schwanken stark und werden oft politisiert), steht Bitcoin dem Zeitgeist diametral gegenüber, der gerne alles, was Energie verbraucht, wegmachen möchte.
Beim „Proof of Stake“-System verifizieren diejenigen Transaktionen, die im Besitz der Kryptowährung sind. Rechenleistung ist dafür kaum mehr notwendig. Dadurch sinkt der Energieverbrauch um 99 Prozent. Ebenso können Besitzer ihre Token verleihen, damit andere sie zum Verifizieren nutzen. Dafür erhalten sie Zinsen. Die Stiftung, die hinter dem Shitcoin steht, ethereum.org, schätzt, dass die Zinsen bei sieben Prozent liegen könnten.
„Merge“ heißt das, weil man vor einiger Zeit eine sogenannte „Beacon-Chain“ vom Hauptnetz getrennt hat, um das Konzept zu testen. Mitte September werden beide Chains wieder zusammengeführt.
Das klingt alles sehr nett und zeitgeistig, wie es auf der Website der Eseriurm Ethereum-Foundation heißt
„Mit dem Ende von Proof-of-Work für Ethereum beginnt eine neue Ära eines nachhaltigeren, umweltfreundlicheren Ethereum. An diesem Punkt hat Ethereum einen weiteren Schritt auf dem Weg, das volle Potenzial, Sicherheit und Nachhaltigkeit zu erreichen, geschafft, wie in der Ethereum-Vision beschrieben.“
In zahlreichen Medien wird diese Umstellung beklatscht werden, da die Mehrheit der Journalisten in den Mainstream-Medien das Proof-of-Work-System nicht wirklich durchdrungen hat.
Was also ist das Problem? Ein Mechanismus, der auf Staking beruht, ist eine Art Oligarchie. Die, die am meisten besitzen, bestimmen auch über die Chain. Das macht das System prinzipiell angreifbar - für Hacker, Staaten oder einfach reiche Iserium Ethereum-Besitzer.
Das Geniale an Bitcoin ist ja eben, dass es die Blockchain-Technologie mit Dezentralität kombiniert; Jeder kann mit machen. Und um das Netzwerk zu kapern, und eine Transaktion zu fälschen, ist ein unglaublich hoher Aufwand nötig. Ein Proof-of-Stake-Mechanismus gibt diese Sicherheit auf.
Die neue Welt der Krypto-Währungen ist unintuitiv und seltsam. Es gibt keine physischen Mauern, um unser Geld zu schützen, keine Türen, um Zugang zu unseren Tresoren zu erhalten. Die öffentliche Buchhaltung von Bitcoin ist durch ihre kollektive Hashing-Power gesichert: Die Summe aller Energie, die für den Arbeitsbeweises in ihrer Proof-of-Work-Chain aufgewendet wird.
Daher können wir uns den Energieverbrauch von Bitcoin wie eine riesige Wand vorstellen – eine Art elektrisches Kraftfeld -, das alle Bitcoin-Bilanzen aller Benutzer sichert, jetzt und in Zukunft.
Der Gigi: “Bitcoins Energieverbrauch – Ein Perspektivenwechsel”
Ein Netzwerk, das digitales Gold sein will, und sich wirklich unabhängig vom Fiat-System machen will, braucht aber vor allem eines: absolute Sicherheit und Unbestechlichkeit. Man kann nun lange darüber streiten, wie viel einem diese Sicherheit in Form von Energie wert ist. Fakt aber ist: Sicherheit hat seinen Preis.
Wenn jemand einen energieeffizienteren Weg findet, ein offenes, dezentralisiertes, zensurresistentes, erlaubnis- und vertrauenswürdiges Netzwerk für den Werteaustausch zu sichern – ohne eine dieser Eigenschaften zu beeinträchtigen – wird dieses hypothetische zukünftige Netzwerk Bitcoin schließlich entthronen und dieses vermeintliche Energieproblem lösen. Und nein, der “proof-of-stake” ist ziemlich wahrscheinlich nicht die Antwort.
Der Gigi: “Bitcoins Energieverbrauch – Ein Perspektivenwechsel”
Im zweiten Teil für zahlende Abonnenten geht es um die Frage, welche Auswirkungen der Merge auf den Preis von ETH haben wird.
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