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Der Krieg, die Folgen
Der Krieg in der Ukraine hat mehr sekundäre Folgen für die globale Finanzarchitektur als derzeit sichtbar. Ein Überblick
Bitcoin: 40553$
Gold: 1932$
Willkommen zur 63. Ausgabe von BlingBling!
Auch BlingBling fühlt sich von den aktuellen Entwicklungen überrollt. Diese Ausgabe will etwas Ordnung in die Ereignisse und ihre Folgen für Bitcoin und andere Märkte bringen.
Ein Hinweis in eigener Sache vorab: Die “Bling(b)Links der Woche” erhalten normalerweise zahlende Abonnenten ungefähr einmal die Woche. Dies hier ist eine Art Preview für alle BlingBling-Leser. Außerdem gibt es für die kommenden sieben Tage ein Abo-Special mit Rabatt für ein Paid-Abo. Mehr dazu findest Du am Ende der Ausgabe.
I. Der Krieg, die Sanktionen, die Folgen
Russland ist einer der größten Rohstoffproduzent der Welt. Mit den Sanktionen des Westens wird dieser Anbieter vom Markt genommen. Die Preise steigen. Auf der gesamten Welt wird die Inflation zunehmen.
Einen ebenso informativen wie erschütternden Text dazu hat diese Woche Dr. Pippa Malgrem verfasst. Die ehemalige Sicherheitsberaterin von George Bush geht auf die mittelfristigen Folgen für die “Sieger” ein.
Wir werden in den kommenden Monaten wohl einen massiven Anstieg der Lebensmittelpreise weltweit sehen. Das wird eine Destabilisierung vieler Schwellenländer zur Folge haben. Ägypten, der bevölkerungsreichste Staat des Nahen Osten, hat ohnehin eine fragile Demographie und bezieht knapp die Hälfte seiner Weizen-Importe aus Russland.
The Food and Agriculture Organization has said that wheat prices are not only hitting all-time record highs but that the Middle East and many African nations are at risk of famine now. Why? Because they depend on the supply from Russia and Ukraine for as much as 30% of their needs. Why won’t that be available to them? Either there won’t be a harvest (Ukrainian tractors are too busy hauling away Russian tanks) or because these countries will hoard what they have. Last time we saw wheat prices jump like this we got the Arab Spring.
Ebenfalls Auswirkungen haben die Sanktionen auf den Euro und inbesondere die deutsche Wirtschaft:
The default of Russia could mean the death of the Euro. Unicredit alone has 8B Euros of debt outstanding in Russia. The German baninking system and German automotive supply chain are heavily invested in Russia and Ukraine. That’s 10% of German GDP.
Den ganzen Text gibt es hier zu lesen:
II. Der Krieg, die russischen Sanktionen und der US-Dollar
Der Ölpreis fiel diese Woche wieder unter 100$. Das dürfte zwar eine kurzfristige Gegenbewegung sein, aber es beginnt sich doch etwas abzuzeichnen: China und Indien werden weiterhin russisches Öl kaufen. Das heißt, ein Teil des Öls findet trotz Sanktionen seinen Weg auf den Weltmarkt - nur wird es nicht mehr in US-Dollar abgerechnet. Das schädigt das ohnehin angeschlagene Petro-Dollar-System weiter.


Auch China macht im Schatten des Konflikts Deals, um den Status des US-Dollar als Leitwährung zu schwächen:


Mehr dazu in Ausgabe 61: Das Geldsystem als Waffe
Außerdem gibt es hierzu einen ausgezeichneten Podcast mit Luke Gromen. Grant Williams Interviews sind normalerweise hinter einer Paywall, diese Folge aber ist kostenlos:
III. Die Folgen für Bitcoin
Der Bitcoin-Kurs hat sich in den vergangenen Wochen stabil um die 40000$ gehalten. Nicht dass die Zeit der Überraschungen jetzt vorbei ist, Kursrückgänge auf 20000 sind genauso möglich wie eine Rally zu neuen Alltime-Highs. Interessant aber ist die Entwicklung der Narrative. Kein geopolitisches Ereignis - sei es der Freedom Convoy in der kanadischen Trucker oder der Krieg in der Ukraine - findet noch “ohne” Bitcoin statt. Zahlreiche Flüchtlinge bringen ihr Vermögen sicher über die Grenzen. Hinzu kommt: Die Konfiszierung russischen Vermögens weltweit sendet auch ein Signal an zahlreiche andere Staaten: Euer Geld ist bei uns nicht mehr sicher. In der Folge gewinnen andere Wertaufbewahrungsspeicher an Bedeutung.
Sehr zu empfehlen dazu Nic Carter zu Gast beim Podcast “What Bitcoin Did”
Mehr dazu in Mehr dazu auch in Ausgabe 62 “Gold is money, everything else is credit…but Bitcoin is money, too”
IV. Gold
Die globale Finanzarchitektur, das “Petro-Dollar-System”, nähert sich dem Ende. Was an dessen Stelle tritt, wissen wir noch nicht: Staatliche Digitalwährungen (CBDCs), eine Art Bancor-System, wie es sich Keynes einmal vorgestellt hatte, oder eine neue globale Währung gedeckt mit Gold und Rohstoffen. In dieser Umbruchzeit wird Gold eine wichtige Rolle spielen. Gold und Bitcoin sind eben keine Schuldverschreibungen, die die Gegenpartei für wertlos erklären kann (“Counterparty Risk”). Goldman Sachs sieht Gold bei mindestens 2500$ am Ende des Jahres.


Mehr zu der Rolle von Central Bank Digital Currencies gibt es hier:
V. Zinsen und Zentralbanken
Acht Zinserhöhungen hat die FED im November vergangenen Jahres angekündigt. Grund war und ist: Die steigende Inflation, die sich nach Jahren der Asset-Inflation (steigende Aktien- und Immobilien) auch im Konsum zeigt. Nun könnte man argumentieren: Durch den Krieg in der Ukraine verzichten die Zentralbanken auf eine Zinserhöhung, um die Wirtschaft nicht zusätzlich zu belasten. Das würde die Inflation noch weiter ansteigen lassen. Die andere Seite vermutet: Eine Rezession ist ohnehin unvermeidlich. Und dann bitte lieber mit weniger Inflation.
Die amerikanische Zentralbank hat sich am Mittwoch für keine der beiden Varianten entschieden - lieber wurstet man weiter vor sich hin.
Ein hörenswertes Update zur Makro-Lage gibt es hier von Raoul Pal:
VI. China
Diese Ausgabe beginnt und endet mit Staunen.
Das ist der Chart vom Mittwoch der Alibaba-Aktie, dem chinesischen Amazon, einem der größten Unternehmen der Welt. Einen Tag zuvor hatte JP Morgan das Unternehmen als “uninvestable” bezeichnet und die Aktie hatte ein Fünf-Jahres-Tief markiert. Nicht viel anders sah es beim Tech-Riesen Tencent aus.




BlingBling hält nicht nur aus ethischen Gründen keine chinesischen Aktien mehr, sondern auch weil das chinesische Finanzsystem eine Black Box ist. Aber wer das anders sieht, dürfte derzeit in beide Richtungen interessante Spekulationen sehen. Hier ein paar Stichpunkte, was derzeit in China los ist:
Metropolen wie Shanghai und Shenzhen befinden sich im Teil-Lockdown aufgrund einer Erkältungskrankheit. Die Produktionsausfälle (z.B. Tesla und Foxconn) werden global spürbar werden.
Noch immer ist unklar, wie sich Peking im Konflikt um die Ukraine positioniert. Sollte die KPCh jetzt Taiwan angreifen, kann man mit Fug und Recht von einem “Dritten Weltkrieg” sprechen.


Der Konflikt zwischen USA und China wird längst schon auf anderen Ebenen ausgetragen (Entkopplung der Lieferketten, Spionage, Finanzarchitektur).
Fast alle chinesischen Unternehmen sind über Anlage-Vehikel auf den Cayman-Inseln in den USA gelistet. Wer chinesische Aktien hat, besitzt also nicht wirklich Firmenanteile, sondern nur eine Art Derivat.
In der Vergangenheit unterlagen chinesische Aktien laxeren Vorschriften als andere Unternehmen. Grund waren Korruption und Interessenskonflikte der Wallstreet. Das ändert sich derzeit.
Die Probleme um den Immobilien-Konzern Evergrande schwelen weiter vor sich hin.
Wer sich tiefer mit China beschäftigen möchte, dem kann BlingBling den Newsletter “Sinocism” von China-Kenner Bill Bishop empfehlen.
Außerdem findest Du im Archiv ein paar Ausgaben, die die fragile Lage auf dem chinesischen Immobiliensektor erklären:
Ausgabe 38: Die größte Bubble Ever
Ein schönes Wochenende!
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Der Krieg, die Folgen
Brilliante Analyse eines echt komplexen Themas und tolle Quellenverweise! Gratulation.