Der Bitcoin-Standard und die Folgen
Eine super-kurze Geschichte des Geldes und die Idee, Bitcoin zum neuen Anker des Währungssystems zu machen
Bitcoin: 52612$
Willkommen zur zehnten Ausgabe von BlingBling!
Die Geburtsstunde des modernen Papiergelds setzt man ungefähr auf Mitte des 17. Jahrhunderts an. Die gerade von Spanien unabhängig gewordenen Niederlande erlebten eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Das lag daran, dass holländische Schiffe bis nach Indonesien segelten, sich den Bauch mit Gewürzen vollluden und diese mit bis zu 10000 Prozent Profit verkauften.
Nun waren die Niederlande im 17. Jahrhundert kein zentralisiertes Staatswesen mit einem König, sondern eher eine Republik aus Kaufleuten. Manche waren reich, andere weniger.
Auf jeden Fall war es für einen einzelnen mittelreichen Kaufleuten nahezu unmöglich, ein Schiff zu kaufen und auszustatten,. Also legten die Kaufleute zusammen. Sie deponierten Gold bei der dafür gegründeten Ostindien-Kompanie, die gab ihnen eine schriftliche Bestätigung, einen Wechsel, und kaufte das Schiff. Das war einerseits die Geburt der ersten Aktiengesellschaft der Welt und gleichzeitig die des Papiergeldes. Warum?
Fort der Ostindien-Kompanie auf Taiwan. Die Firma hatte im 17. Jahrhundert Handelsniederlassungen in ganz Ostasien. (Quelle: wikipedia CC)
Die Ostindien-Kompanie (Vereenigde Oostindische Compagnie; VOC) verpflichtete sich anfangs, jederzeit dem Besitzer eines solchen Scheines Gold auszahlten. Dafür wurde die Bank of Amsterdam gegründet. Somit konnte man mit die Scheine auch als Geld nutzen. Die Garantie für den Goldtumtausch fiel bald weg, das Papiergeld blieb.
The Bank of Amsterdam was able to successfully monopolize the issuance of second-layer money by eliminating public access to first-layer money
Aus den Anteilsscheinen der Ostindien-Kompanie wurde also das erste Geld und dies führte zur Gründung der ersten Zentralbank, der Bank of Amsterdam. So zumindest sieht es Nick Bhatia in seinem kürzlich erschienenen Buch „Layered Money“, aus dem auch das obige Zitat stammt. (Das ist freilich eine eurozentristische Version der Geschichte, denn Papiergeld gab es schon rund 400 Jahre früher in China).
Im Tresor der Bank lag genauso viel Gold, wie in Form von Bezugsscheinen ausgegeben war. Gold nennt Autor Bhatia “first layer money”, Papiergeld “second layer money”. Was aber, wenn die Bank mehr Scheine ausgibt, als Gold im Tresor ist? Zum Beispiel weil eine Gruppe von Kaufleuten gerade nicht so viel Gold hat, aber dringend ein Schiff ausrüsten will? Oder weil die Spanier wieder einfallen, und man dringend Soldaten bezahlen muss? Und wer kann das kontrollieren?
Eine Zeit lang lag in den Tresoren der Zentralbanken so viel Gold, wie es Geld gab. Dann nur noch ein bestimmter Prozentsatz von Gold, dann nur in der amerikanischen Zentralbank und seit 1971 eigentlich nirgendwo mehr (mehr dazu in Ausgabe 7).
Da drängt sich die Frage auf: Aber wer bestimmt dann, wie viel Geld wert ist? Tja. Eigentlich niemand mehr. Im Idealfall bestimmt die Wirtschaftsleistung eines Landes auch den Wert seines Geld im Verhältnis zu anderen Volkswirtschaften. Alles ist relativ geworden und alle Staaten der Welt weiten kontinuierlich die Geldmenge aus.
Es ist für Regierung auch zu verlockend: Wenn es nämlich so läuft wie in der Theorie, folgt auf die Ausweitung der Geldmenge auch Wirtschaftswachstum (funktioniert gerade nicht, aber das ist ein anderes Thema). Es gibt noch einen anderen Grund: Sinkt der Wert des Geldes, ist es leichter Schulden zurückzuzahlen.
“History has shown that governments will inevitably succumb to the temptation of inflating the money supply.”
Saifedean Ammous
Die Grafik zeigt die amerikanische Staatsverschuldung, nachdem man 1971 den Goldstandard aufgegeben hatte:
In letzter Zeit mehren sich die Stimmen, die meinen, dass das System so nicht mehr lange funktionieren kann. Die Geldmenge wächst, die Verschuldung nimmt zu, das Wirtschaftswachstum springt aber nicht an. Was nötig wäre, ist ein ein Reset - ein neuer Anker.
Ich bin letztens auf einen Artikel gestoßen, der dem Phänomen nachgeht, dass seit einiger Zeit immer mehr Zentralbanken Gold kaufen. Den ganzen Text Europe Has Been Preparing a Global Gold Standard Since the 1970s kann man hier lesen. Der Autor (ein Gold-Bug, also jemand, der in der Gold-Industrie sein Geld verdient), fragt:
"As we are currently witnessing, a monetary system without an anchor is bound to fail, and what anchor is more suitable than gold? Gold is internationally the most evenly spread financial asset without counterparty risk and its stability has a proven track record of 5,000 years.“
Ja was könnte das sein? Ja, Bitcoin verdammt!
Die maximale Anzahl von Bitcoins ist auf 21 Millionen begrenzt. Zudem sind alle Transaktionen auf der Blockchain einsehbar. Niemand könnte also wie während des Goldstandards behaupten: Das Gold ist schon da, wir können es Euch bloß gerade nicht zeigen.

Der Gedanke, Bitcoin könnte zum Anker eines neuen Währungssystem werden, ist nicht brandneu. Der sehr streitbare und thesenstarke Autor Saifedean Ammous hat das 2018 in seinem trotz der vielen übersteilen Thesen und Zuspitzungen sehr lesenswerten Buch „The Bitcoin Standard“ mal ausführlich dargelegt:
“Bitcoin, having no counterparty risk and no reliance on any third-party, is uniquely suited to play the same role that gold played in the gold standard. It is a neutral money for an international system that does not give any one country the “exorbitant privilege” of issuing the global reserve currency”
Quelle: https://danheld.substack.com/p/bitcoin-vs-gold
Natürlich hätte ein Bitcoin-Standard auch Nachteile. Er würde anders als heute nicht zu einer Inflation, sondern eher zu einer Deflation führen. Klingt großartig, aber eine richtige Deflation ist ziemlich beschissen für alle, weil nämlich keiner mehr Geld ausgibt, und in der extremen Folge wirtschaftliche Aktivität erlahmt - jeder wäre nur noch am Hodln.
Außerdem würden dem Staat mächtige Steuerungsmechanismen entzogen werden. Das findet man als Libertärer super, als Sozialdemokrat aber schon weniger gut. Wirtschaftskrisen müssen in einem solchen System ausgestanden werden und können nicht einfach mit neuen Schulden bekämpft werden. Auf der anderen Seite aber brächte ein neuer Währungsanker Stabilität in das System, würde wohl manche Orgien und Bubbles des Finanz-Kapitalismus natürlich bremsen und wäre gut für alle Sparer.
BlingBling-Leser wollen nicht nur schlauer, sondern auch reicher werden. Was also würde mit dem Kurs passieren, wenn Bitcoin zum Anker eines neuen Währungssystem werden würden?
If central banks start to diversify their foreign fiat holdings even partially into bitcoin, say 10%, then 45x gets revised upward towards 55x or $600,000 USD per bitcoin, and so forth.
Wenn es Dollar und Euro dann noch gibt…
Schönes Wochenende!
PS: Haters gotta hate…
Und noch ein Hinweis in eigener Sache:
BlingBling soll Dir helfen, vielleicht reicher, auf jeden Fall aber schlauer zu werden. Falls Dir dieser Newsletter aber tatsächlich beim Reich- und Schlauwerden geholfen hat, kannst Du mir etwas Bitcoin als Dankeschön geben und es auf diese Wallet schicken:
187PK5qk1DAU8xRRqSX2bv78AhWxCwVAyR
Noch mehr aber freue ich mich, wenn Du BlingBling weiterempfiehlst!