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Eine Geschichte über George Soros, Bitcoin, und mentale Geisterfahrer

BlingBling
Dec 26, 2021
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"Most times, not everyone on a team agrees with the course of action. Even when you have enough cognitive diversity in the room, people still keep their mouths shut because people in power tend to reward people who agree with them while punishing those who dare to speak up with a dissenting view."

— An Approach to Making Better Decisions

1992 war das Jahr, in dem der Investor George Soros durch eine Spekulation reich und berühmt wurde. 1990 war Großbritannien dem Europäischen Währungssystem beigetreten, einem Vorläufersystem des EURO). London hatte sich damit verpflichtet, das Pfund stabil gegenüber den übrigen Währungen, vor allem der DM, zu halten. Als Deutschland die Leitzinsen anhob, musste Großbritannien nachziehen, was dort wiederum eine schwere Rezession auslöste. Soros ging nun davon aus, dass Großbritannien früher oder später das EWS verlassen und das Britische Pfund abwerten müsse - eine Option, die die Eliten in Politik und Presse zu dieser Zeit vehement bestritten. Soros aber hielt an seiner Meinung fest: Er setzte auf fallende Kurse des Pfunds. Genau so kam es am 16. September 1992, dem “Schwarzen Mittwoch”. Großbritannien verließ das EWS, das Pfund wertete ab und Soros war schlagartig um eine Milliarde reicher. Soros bekam den Beinamen „The man who broke the Bank of England“ und ist heute selbst Ziel und Projektion zahlreicher Verschwörungstheorien.

Soros ging also einen Standpunkt ein, der konträr zu dem der Masse war. Er untermauerte ihn noch mit Geld, er hatte “skin in the game”. Dazu musste er bereit sein, die schützende Herde zu verlassen und sich auf wundersame Pfade begeben, auf denen einem nicht viele folgen.

Wer sich wie BlingBling jede Woche durch Dutzende Finanz-Podcasts hört und Newsletter liest, stellt fest: Die Anzahl derjenigen Menschen (von denen nun viele kultivierte, gebildete, millionenschwere Anzugträger sind), die abseitige und teils sehr eigenwillige Meinungen zum Weltgeschehen haben, ist um ein Vielfaches höher als in den Leitmedien. (Siehe dazu auch das Interview mit Marc Faber vom September: “Bier und Zigaretten sind noch nie billiger geworden”)

Eine Auswahl:

  • Der Goldpreis ist durch ein Bankenkartell kontrolliert und wird seit Jahren künstlich niedrig gehalten.

  • Die Inflation ist längst außer Kontrolle

  • Bitcoin ist eine Erfindung der CIA.

  • Der LIBOR ist von Bänkern kontrolliert.

  • Deutsche Banken drücken sich auf raffinierte Weise um Milliardenschwere Steuernachzahlungen. Der amtierende Bundeskanzler wusste davon.

  • Silber wurde heimlich demonetarisiert und müsste eigentlich bei 100$ stehen.

  • Bitcoin wird von den Zentralbanken bekämpft.

  • Tether kontrolliert eigentlich den Preis von Bitcoin.

  • Bitcoin ist eine Waffe der Chinesen, um das westliche Finanzsystem zu destabilisieren.

  • Nuklearenergie wird ein Comeback erleben.

  • Wirecard fälscht Bilanzen.

Warum aber sprießen abseitige Narrative und Verschwörungstheorien so besonders zahlreich auf Finanz-Twitter?

Weil sie reich machen (können), und das ist möglich, weil Finanzmärkte noch immer eine der dezentralsten Strukturen sind, die existieren. 10 Prozent Rendite im Jahr sind im derzeitigen inflationären Umfeld für die meisten machbar. Für 1000 oder 10000 Prozent muss man ein Freak sein.

Bitcoiner können ein Lied davon singen, wie es sich anfühlt, Neulingen von der Genialität von Bitcoin zu erzählen. Für die meisten No-Coiner klingt die Philosophie hinter Bitcoin vielleicht nicht wie eine Verschwörungstheorie, aber zumindest nach einer höchst abseitigen und kruden These: Begrenztes Geld soll die Welt besser machen können? Fiat-Geld wird ständig vermehrt? Was ist überhaupt Geld?

Wer ins Bitcoin-Rabbithole gefallen ist, sieht die Welt danach mit anderen Augen. “Getting Orange Pill’ed” bezeichnet den Zustand, in dem man zum ersten Mal verstanden hat, wie das globale Geldsystem funktioniert, was Geld ist und was das Problem mit Fiat-Währungen ist. Und es ist eine Tatsache, dass dies an keiner Schule gelehrt wird.

Diese Woche ist die wirklich herausragende Bitcoin-Doku “HumanB” erschienen. Der Film beschäftigt sich mit dem wundersamen Erkenntnisprozess, den Menschen erfahren, wenn sie ins Bitcoin-Rabbithole fallen. Und es geht dabei übrigens nicht ums Geldverdienen oder Reichwerden, sondern eine neue Sicht auf die Welt. (Im Falle von Bitcoin fällt nun einmal beides zusammen - sorry, but not sorry.)

Wer einmal hinter die Kulissen dieses Schauspiels geblickt hat, weiß auch, dass die meisten Zentralbanker bequeme Halbwahrheiten verbreiten, wenn nicht direkt lügen, indem sie sagen “die Inflation sei bloß vorübergehend”.

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Und aus diesen Erkenntnissen erwächst die Frage: Was stimmt eigentlich noch alles nicht?

Verschwörungen sind immer Verschwörungstheorien, bis sie aufgedeckt werden. Fragen Sie Edward Snowden über den NSA-Komplex. Die Welt ausschließlich in “Fake News” und “offizielle Wahrheit” aufzuteilen, wird ihrer Komplexität leider nur ganz selten gerecht.

Wer an dieser Stelle falsch abbiegt, findet sich tatsächlich schnell in einem Dickicht aus Querverbindungen, Anreizstrukturen und Möglichkeitsräumen wieder, in dem er sich immer weiter verwirrt. In Impfstoffen sind dann Mikrochips, in den Kerosin-Spuren von Flugzeugen sedierende Chemikalien, und die globale Elite besteht eigentlich aus pädophilen Echsenmenschen. Ein Verrückter findet keinen Konsens mehr mit der Welt. Wenn aber die Grenzen zwischen Konsens-Narrativ und Verrücktsein zu starr gezogen werden, stirbt Kreativität - denn die findet im Grenzbereich zwischen Ordnung und Chaos statt.

"Aller Fortschritt der Menschheit vollzog sich stets in der Weise, dass eine kleine Minderheit von den Ideen und Gebräuchen der Mehrheit abzuweichen begann"

Ludwig von Mises

BlingBling hat sich angewöhnt, immer dann besonders skeptisch zu sein, wenn es keine kruden Theorien mehr gibt und die Masse scheinbar blind in eine Richtung rennt. Wenn die Welt einmal starr aufgeteilt ist, in offizielle Wahrheit und Fake News / Verschwörungstheorie, stagniert das selbstständige Denken. Angst, nicht mehr dazuzugehören, trübt dann unsere analytischen Fähigkeiten.

When polled, nearly two out of three Americans (62%) say they are afraid to express an unpopular opinion. That doesn’t sound like a free people in a free country.

Abigail Shrier: What I told the Students of Princeton

Jede Freiheit bringt Risiken - die gedankliche Freiheit macht da keine Ausnahme. An was also können wir uns halten, in der Welt, und auf den Finanzmärkten?

  • Wir können versuchen, unsere Informationsquellen zu diversifizieren. Das ist angesichts der Algorithmen von Social Media, die uns immer weiter in konforme Bubbles drängen, eine große Herausforderung, aber nötiger denn je.

  • Wir können aktiv den Widerspruch suchen und ihn begrüßen, anstatt ihn zu meiden.

  • Wir können unseren eigenen analytischen Fähigkeiten mehr vertrauen, anstatt dies vermeintlichen Experten zu überlassen

Mehr dazu: Chaos und Ordnung: Gedanken und konkrete Ratschläge zu Risiko und Portfolio-Aufbau mit Bitcoin&Co.

Schöne Feiertage!

PS:

"A group will never admit they were wrong. A group will never admit, “We made a mistake,” because a group that tries to change its mind falls apart."

— Groups Never Admit Failure

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