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Das exorbitante Privileg
Wie China seinem Ziel näher kommt, den US-Dollar als Leitwährung vom Thron zu stoßen.
Liebe Abonnenten,
folgender Text ist ein Auszug aus meinem neuen Buch “Die dreckige Seidenstraße”. Es erscheint im Mai im Goldmann-Verlag und kann man kann es hier vorbestellen:
Große geopolitische Umwälzungen geschehen nach Kriegen, oder aber ganz langsam, Stück für Stück. Letzteres ist der Fall, wenn es um das Petro-Dollar-System im allgemeinen und die Freundschaft zwischen China und Saudi-Arabien im Besonderen geht.
Im Dezember 2022 brach der chinesische Präsident Xi Jinping von einer Reise nach Saudi-Arabien auf. Von einem „epochalen Meilenstein in der Geschichte der chinesisch-arabischen Beziehungen“, schwärmte das chinesische Außenministerium danach. Und Xi Jinping nannte Saudi-Arabien eine „wichtige Kraft im multipolaren System“. Dabei klangen die Pressemitteilungen zunächst nach einem üblichen BRI-Abkommen: China und Saudi-Arabien wollen in Zukunft enger zusammenarbeiten, eine Partnerschaft auf Augenhöhe.


Anders als beim Besuch des US-Präsidenten Biden einige Wochen zuvor war die Stimmung gut. Hervorragend sogar könnte man sagen. Beide Staaten sind sich einig, wenn es zum Beispiel darum geht, sich nicht in die „inneren Angelegenheiten“ des jeweiligen Partners einzumischen. Im Falle Chinas betrifft das die kaum fassbaren Menschenrechtsverletzungen gegenüber moslemischen Uiguren. (Zahlreiche arabische Autokraten sind stets laut dabei, die Solidarität unter Muslimen zu beschwören, wenn es ihren Interessen dient. Fließt Geld aus Peking, ist die moslemische Welt von Islamabad bis Rabat ungewöhnlich still - auch die Hüter der Heiligen Stätten in Saudi Arabien machen da keinen Unterschied.) Die Saudis wiederum haben ein Interesse daran, dass niemand ihre absolute Monarchie in Frage stellt oder den Umgang mit Dissidenten und Frauen kritisiert. An chinesischer Überwachungstechnologie sind die Saudis ohnehin seit langem interessiert. China möchte demnächst in der Golfregion und besonders in Saudi-Arabien investieren. Rund 50 Milliarden US-Dollar hat Peking zugesagt. Die sollen unter anderem in die Wüstenstadt Neom fließen, ein megalomanes Stadtprojekt an der Grenze zu Jordanien und Ägypten. Außerdem sollen mehrere hundert Schulen in der Region demnächst die chinesische Schrift und Sprache unterrichten, um den Austausch zu fördern. Saudi-Arabien revanchiert sich: Die Ölkonzerne Aramco und die Shandong Energy Group wollen künftig enger zusammenarbeiten. Aramco, eines der größten Unternehmen überhaupt, hat dieses Jahr bereits Investitionen in Höhe von zehn Milliarden Dollar in Chinas petrochemische Industrie zugesagt. Auch militärisch wollen das Königreich und die formal kommunistische Volksrepublik besser kooperieren.
Die eigentliche Nachricht aber steckt eher zwischen den Zeilen. China wolle demnächst mehr saudisches Öl direkt in chinesischen Yuan anstatt in US-Dollar bezahlen und hat dafür auch bereits die Möglichkeiten in Form einer Energie-Börse in Shanghai geschaffen. Das kann und wird weitreichende Konsequenzen für das globale Währungsgefüge haben, auch wenn es zunächst banal und naheliegend klingt:
China ist mittlerweile der größte Importeur von saudischen Öl, und China der wichtigste Handelspartner des Wüstenstaats, warum sollte dieses nicht auch mit chinesischen Yuan anstatt mit amerikanischen Dollar bezahlt werden? Um die Tragweite solcher Abkommen zu erfassen, muss man etwas tiefer in das internationale Währungsgefüge eintauchen. Stetig und hartnäckig arbeitet China daran, eine der Grundfesten der Nachkriegsordnung zu beseitigen: Den Status des US-Dollars als globale Leitwährung.


Nackte Zahlen, Wirtschaftsdaten, unterstützen diese Entwicklung zunächst. Denn während China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist, und fast ein Drittel aller Güter weltweit produziert, werden nur rund zwei Prozent des Welthandels in der chinesischen Währung abgewickelt. In den USA werden wesentlich weniger Güter produziert, trotzdem werden zwischen 60 und 80 Prozent des Welthandels in Dollar abgewickelt.
Der US-Dollar ist die globale Leitwährung. Der Vorgänger des Dollars war das Britische Pfund, nach dem sich bis zum Ersten Weltkrieg alle anderen Währungen ausrichteten. Und weil die Bank of England sich verpflichtete, jede ausgegebene Banknote gegen eine bestimmte Menge physisches Gold zu tauschen, bezeichnete man diese Periode als Goldstandard.
Um die gewaltigen Kosten des Ersten Weltkriegs zu finanzieren, beendeten alle kriegsführenden Parteien den Goldstandard - zunächst vorübergehend, und verschuldeten sich auf Kosten ihrer eigenen Bürger. Die Folgen spürten diese erst später: In Deutschland führte dies Anfang der 1920er zur Weimarer Hyperinflation.
Spätestens Mitte der 1940er Jahre war den Alliierten klar, dass das Britische Pfund als Weltwährung ausgedient hatte. In den USA befanden sich zum einen die größten Goldreserven der Welt, und zum anderen die größten Produktionskapazitäten. 1944 trafen sich im Ort Bretton Woods im US-Staat New Hampshire, Finanzminister und Notenbankgouverneure der westlichen Welt und einigten sich auf ein System fester Wechselkurse. Die Unze Gold wurde mit einem fixen Preis von 35 Dollar versehen, und alle anderen Währungen wie der französische Franc und die deutsche Mark standen in einem festen Verhältnis zum US-Dollar.
Dieses System funktionierte, so lange die Handelsbilanzen der beteiligten Länder sich in etwa im Gleichgewicht befanden, und keines der beteiligten Länder darauf bestand, von seinem Recht Gebrauch zu machen, seine DM oder Francs in Gold zu tauschen. Genau das aber geschah im Laufe der 1960er Jahre. Die USA begannen mehr zu importieren, als sie exportierten. In der Folge türmten sich Ungleichgewichte auf. Die USA begannen zu tricksen: Sie gaben mehr Dollars aus, als sie an Goldreserven besaßen. Den Alliierten blieb das nicht unverborgen. Charles de Gaulle schickte 1969 gar eine französische Fregatte über den Atlantik, um das Gold „heimzuholen“. Unter diesem Druck schloss Richard Nixon 1971 das „Goldfenster“. Das Umtauschrecht von US-Dollar gegen Gold werde ausgesetzt, verkündete er in einer Fernsehansprache. Vorübergehend zunächst. Doch dabei blieb es. Die Goldbindung wurde aufgegeben, und die USA können seitdem die Geldmenge nach Belieben erweitern, beziehungsweise sich in der Welt verschulden. Ein „exorbitantes Privileg“, nannte der ehemalige französische Finanzminister und spätere Premier Giscard d’Estaing einmal den Status des US-Dollars als Leitwährung (das Zitat wird fälschlicherweise immer wieder Charles de Gaulles zugeschrieben).
Dies funktionierte auch, weil an die Stelle des Goldstandards nach der Erdölkrise 1974, das Petro-Dollar-System trat. Washington vereinbarte mit Saudi-Arabien nicht nur, dass Riyad, wenn es Öl an die USA verkaufte, US-Dollar als Bezahlung annehmen musste, sondern sein Öl mit jedem Handelspartner in Dollar abrechnen musste. Als Gegenleistung erhielten die Saudis amerikanische Waffen und militärischen Schutz.
Dieses Abkommen hatte und hat bis heute vor weitreichende Konsequenzen für nahezu alle Staaten der Welt. Denn der Ursprungs-Deal mit den Saudis lautete ja: Ihr rechnet Euer Öl immer in US-Dollar ab - egal, an wen ihr es verkauft. Das bedeutet, dass auch Japan, Deutschland oder China ihr Öl in US-Dollar statt in Yen, Euro oder Yuan bezahlen. Rund 80 Prozent des weltweit verkauften Erdöls wird derzeit in US-Dollar bezahlt.
Für die USA hatte das bis heute bestehende, informelle Abkommen noch einen zweiten Vorteil: Die US-Dollar, die das Königreich für Öl erhielt, investierten die Saudis wiederum in amerikanische Staatsanleihen. In gewisser Weise bekamen die USA ihre Energie sogar wenn nicht ganz umsonst, so doch stark verbilligt. Denn US-Dollars ließen sich ja zur Not beliebig drucken. Das Petrodollar-System wurde in den kommenden Jahren auf andere Staaten ausgedehnt. Wer daraus ausscheren wollte wie libysche Diktator Muhammar Ghadaffi oder der irakische Autokrat Saddam Hussein, lief prinzipiell Gefahr, Ärger mit Washington zu bekommen.
Da Erdöl und Gas von nahezu jedem Staat auf der Welt benötigt werden, braucht jedes Land konstant US-Dollar, um diesen Handel abwickeln zu können. Und nicht nur das: Die Regel, Energie in Dollar abzuwickeln, hat sich längst auf nahezu den gesamten Warenverkehr ausgeweitet. Verkauft ein japanischer Unternehmer eine Maschine nach Mexiko, wird auch diese höchstwahrscheinlich in amerikanischer Währung bezahlt.
So entsteht eine globale stete Nachfrage nach Dollar. Alliierte Staaten belohnen die USA meist mit einer „Swap Line“ - direkten Zugang zu Dollar-Reserven bei der FED. Feinde dagegen werden vom internationalen Zahlungssystem Swift und damit vom Dollar-Strom ausgesperrt. Für die USA wiederum bedeutet dies, sie sich nahezu unbegrenzt verschulden können. Jede andere Landeswährung würde bei einem derart hohen Verschuldungsgrad an Wert verlieren. Da sich aber alle Währungen mehr oder weniger am US-Dollar orientieren, und eine konstant hohe Nachfrage danach besteht, haben die USA dieses Problem nicht. Theoretisch könnte Washington seine Schulden einfach „wegdrucken“. Darin besteht das „exorbitante“ oder „unverschämte Privileg“ der USA, das Charles de Gaulle vor über 50 Jahren kritisierte. Die Amerikaner wiederum erwidern schulterzuckend „Our Currency, your Problem“, „unsere Währung, Euer Problem“.
Was das konkret bedeutet, konnte man 2022 gut beobachten. In den USA stiegen die Leitzinsen schneller als im Rest der Welt. In der Folge flossen gewaltige Geldmengen aus allen Ecken der Welt zurück in die USA, um dort einen vermeintlich sicheren Hafen und relativ hohe Zinsen zu finden. Für zahlreiche Schwellenländer bedeutete dies Inflation und Rezession bis hin zu Aufständen wie im Frühsommer 2022 in Sri Lanka, als Demonstranten den Präsidentenpalast stürmten. Aber auch die EU und China leiden unter dem „starken Dollar“.
Wie könnte nun China den Yuan als Konkurrenzwährung etablieren, oder zumindest Löcher in dieses System reißen?
Mittlerweile gehen rund 25 Prozent der saudischen Exporte an China. Und im März 2022 schlossen beide Länder ein Abkommen, wonach Peking einen Teil seines Öl künftig auch in Yuan bezahlen könne. Konkret umgesetzt wird das noch nicht, aber die dafür nötige Börse, die „Shanghai Petroleum und Natural Gas Exchange“ wurde im September 2021 gegründet. Unterdessen haben sich die Beziehungen zwischen Washington und Riyad seit dem Mord an dem saudischen Kritiker Jamal Kashoggi 2018 in Istanbul und Bidens abschätziger Rhetorik gegenüber der OPEC verschlechtert. Nicht nur das: Die Konfiszierung russischen Vermögens in den USA aufgrund der Invasion der Ukraine hatte einen unerwünschten Nebeneffekt. Eine Leitwährung baut letztlich darauf, dass alle Staaten ein gewisses Grundvertrauen in das Geld haben. Als die westlichen Alliierten im Frühjahr 2022 die russischen Anlagen in US-Staatsanleihen beschlagnahmten, schockte dies auch zahlreiche andere Staaten. Das Signal lautete „Euer Geld ist bei uns nicht sicher“. Das dürfte insbesondere Länder wie Saudi Arabien betreffen, die eine miserable Menschenrechts-Bilanz haben. Wer sich nicht mehr sicher ist, auf einer schwarzen Liste der USA zu landen und dadurch seine Geldreserven zu verlieren, schaut sich eben nach anderen Möglichkeiten um. Dies wiederum beschädigt den Status einer Leitwährung, und führt langfristig zu einer Fragmentierung des Finanzsystems.
Letztlich hängen Erfolg und Misserfolg dieser Strategie an einer Frage: Was können erdölexportierende Länder mit chinesischen Yuan anfangen? Das Geschäft, Öl in chinesischen Renminbi abzurechnen, lohnt sich immer dann, wenn es genug interessante Waren gibt, die mit chinesischem Geld gekauft werden können. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Peking den saudischen Kronprinzen Muhammad bin Salman, kurz MBS, dabei unterstützt, seine megalomane Version einer Wüstenstadt namens NEOM umzusetzen. Außerdem hilft Peking Riyad beim Bau von Nuklear-Reaktoren und bei der Entwicklung von Raketensystemen. Je mehr Waren oder Dienstleistungen die Saudis direkt aus China beziehen, desto mehr Sinn macht es für die Scheichs, ihr Öl direkt in Yuan zu verkaufen.
Ob Erdöl und Gas tatsächlich gegen Ende dieses Jahrzehnts unwichtiger werden und durch regenerative Energien ersetzt werden, sei hier dahin gestellt. Natürlich fürchten die erdölexportierenden Staaten der Welt den damit einhergehenden Bedeutungsverlust. Die Biden-Administration wiederum dürfte sich aus diesem Grund auch verhältnismäßig wenig um die Beziehungen zu OPEC kümmern gemäß des Mottos „In ein paar Jahren seid ihr ohnehin unwichtig“. Kritiker der Energiewende weisen allerdings daraufhin, dass dies zu kurz gedacht ist, und die Weltwirtschaft vielleicht noch viel länger auf sichere fossile Energieträger angewiesen sein wird. Für die OPEC, allen voran Saudi-Arabien, ist China also eine willkommene Alternative, die den von den USA angedrohten Bedeutungsverlust mehr als kompensiert. Insofern birgt die Strategie des Westens, die Saudis zu verprellen, große Risiken. Sollte die Energiewende nicht wie geplant funktionieren, könnte, bis diese Erkenntnis gereift ist, China längst in der „Pole-Position“ stehen.
Unabhängig davon, welche Rolle Öl in den kommenden Jahren spielen, und in welcher Währung es abgerechnet werden wird - je mehr Waren China produziert, desto höher ist der Anreiz für andere Staaten, Handel direkt in chinesischen Yuan abzurechnen, und sich den Umweg über den US-Dollar zu sparen.
Hinzu kommt: Zentralbanken tendieren dazu, die Währungen in ihrem Portfolio zu halten, in denen sie verschuldet sind. Kommt es zu globalen Währungsturbulenzen wie Mitte 2022 werfen die Notenbanken große Dollar-Bestände auf den Markt, um damit ihre eigene Währung zu kaufen. Das soll den Kursverfall der eigenen Währung stoppen. Die japanische Zentralbank kann ein Lied davon singen: Allein in einer Woche im September kaufte die Bank of Japan (BOJ) Yen im Wert von 20 Milliarden US-Dollar.
Wenn nun im Zuge der Neuen Seidenstraße in direkten Handelsbeziehungen mit Peking stehen, steigt auch der Anreiz zusätzlich Reserven in Yuan zu halten. 2018 noch hielten die Zentralbanken weltweit zwei Drittel aller Währungsreserven in US-Dollar. Erst mit großem Abstand folgte der Euro mit 20 Prozent. Der Yuan kam gerade einmal auf ein Prozent. Vier Jahre später haben sich diese Anteil leicht zu Gunsten des Yuan verschoben: Laut IMF kommt der US-Dollar aber immer noch auf 60 und der Renminbi auf 2,8 Prozent.
Die Kredite, die China im Rahmen der Neuen Seidenstraße vergeben hat, sind in US-Dollar nominiert und müssen in US-Dollar zurückgezahlt werden. Sie dienen dazu, den Berg an angesparten Devisenreserven zu diversifizieren und zu reinvestieren. Allerdings entstehen durch die Kredite neue Formen der Zusammenarbeit. Unternehmen bauen nachhaltige Beziehungen auf, der Handel wird gestärkt, Peking als ernstzunehmende Alternative zu den USA und Europa wahrgenommen. Erst darauf aufbauend wächst dann auch der bilaterale Handel, der in Renminbi abgewickelt werden kann.
Noch aber sitzt der sitzt der amerikanische Dollar fest auf seinem Thron. Das derzeitige System mit dem US-Dollar als Leitwährung fußt noch immer auf dem Zusammentreffen verschiedener Notenbanker in Bretton Woods 1944. Damals verlor das Britische Pfund ultimativ seinen Status als Leitwährung und wurde durch den US-Dollar ersetzt. Das seit den 1970er Jahren bestehende Petrodollar-System ist eine Art Update des Bretton-Woods-Abkommens. Man kann diese Systemwechsel bis in die Antike zurückverfolgen. Zwischen 80 und 100 Jahren behält im historischen Durchschnitt eine Leitwährung ihren Status als solche: Vom byzantinischen Solidus, der das Frühmittelalter dominierte bis zum holländischen Gulden im 17. Jahrhundert.
Währungen enden meist auch nicht mit einem Knall, sondern verlieren nach und nach an Bedeutung, so wie auch das Britische Pfund nach 1944 zunächst eine der wichtigsten Währungen blieb. Und auch wenn es nach knapp 80 Jahren rein statistisch für den US-Dollar langsam Zeit wird abzutreten, wird dieser nicht über Nacht vom chinesischen Yuan abgelöst werden. Viel wahrscheinlicher - und darauf setzt Peking - ist ein langsamer Übergang zu einem „multipolaren System“.
Wie dieses neue multipolare Währungsgefüge aussehen könnte, darüber gibt es bisher vor allem Spekulationen: Manchmal ist von einer gemeinsamen Währung der BRICS-Staaten die Rede, die diese mit einem Korb aus Rohstoffen decken wollen. Dies erinnert noch am ehesten an die Zeit vor 1971, als der US-Dollar mit Gold gedeckt war. Andere glauben, dass bald die Zeit von Central Bank Digital Currencies (CBDCs) anbricht. Diese digitalen staatlichen Währungen würden es Regierungen und Zentralbanken erlauben, wirtschaftliche Prozesse feinzusteuern. Geld ließe sich zum Beispiel mit einem Verfallsdatum auszustatten, um die Bürger so zum Konsum zu animieren. CBDCs ermöglichen auch ein bisher unbekanntes Maß an staatlicher Überwachung, da jede Transaktion prinzipiell einsehbar ist und theoretisch auch gesperrt werden kann. Auch das dürfte ein Grund sein, warum China bei der Entwicklung des digitalen Yuan am weitesten fortgeschritten ist. Für den bilateralen Handel wären CBDCs ebenfalls bestens geeignet, da der Umweg über den US-Dollar und das SWIFT-System nicht mehr nötig wäre.
Sogar Bitcoin, als dezentrale, nicht zensierbare Alternative zu CBDCs ist als Leitwährung im Rennen. Ein Bitcoin-Standard wäre demnach noch „härter“ als ein Goldstandard, da das digitale Gold in seiner absoluten Menge begrenzt ist, und - anders als bei Gold, das in Tresoren versteckt ist - die Bestände über die Blockchain öffentlich einsehbar sind.
Auch wenn die Tage des US-Dollars als Leitwährung angezählt sind - noch ist es nicht so weit. Der große Gong, mit dem das Ende des Petrodollar-System eingeleitet hätte werden können, blieb aus. Xi wies lediglich nochmals die Golfstaaten auf die Möglichkeit hin, doch die neue Shanghai Petroleum and Natural Gas Exchange zu nutzen, und vielleicht einen Teil des Öls in Renminbi zu verkaufen. Die Marschrichtung allerdings ist klar: Peking sägt langsam am Stuhl des US-Dollars, und in Zukunft werden mehr und nicht weniger internationale Transaktionen in chinesischen Yuan abgewickelt werden. Die neue Seidenstraße unterstützt diese Entwicklung.
Das exorbitante Privileg
Dies unterstreicht wie wichtig Bitcoin für mehr Freiheit der Menschen auf der ganzen Welt ist.