Das Dollar-Gemetzel
Die Welt leidet unter einem starken US-Dollar. In China könnte das zum Einsturz des Kartenhauses führen.
Ich habe diese Schlagzeile zuerst für einen Witz gehalten. Aber es stimmt tatsächlich: Die Vereinten Nationen bitten die amerikanische Zentralbank, mit den Zinserhöhungen aufzuhören.
The Federal Reserve and other central banks risk pushing the global economy into recession followed by prolonged stagnation if they keep raising interest rates, a United Nations agency said Monday.
Der starke Dollar beginnt gerade weltweit desaströse Effekte zu haben. Der Mechanismus ist folgender: Weil in den USA die Zinsen stärker steigen, als im Rest der Welt, gewinnt der US-Dollar an Wert. Hinzu kommt: In Zeiten geopolitischer Unsicherheiten investieren Anleger weltweit ihr Geld in die vermeintlich sicherste Währung: US-Dollar. Von diesem Effekt sind auch Gold und Bitcoin betroffen. Besonders schwer aber trifft dies immer Schwellenländer. Aber auch die zweitgrößte Weltwirtschaft der Welt leidet unter dem historisch starken Dollar.Diese Ausgabe für zahlende Abonnenten widmet sich den Ereignissen in China genauer.
Xi ist wieder da. Vor zwei Wochen hatte auf Social Media ein Gerücht die Runde gemacht, wonach der chinesische Präsident Xi Jinping unter Hausarrest gestellt worden sei, und die Volksbefreiungsarmee das Kommando übernommen hätte. Die Gerüchte waren von Anfang an mit dünnen Fakten unterlegt. In die Welt gesetzt hatte sie wohl ein indischer Politiker auf Twitter. Am vergangenen Dienstag aber zeigte sich Xi Jinping wieder im Staatsfernsehen.
Ein Grund, weshalb das Gerücht sich so rasant ausbreitete, und sich nahezu 72 Stunden hielt, liegt aber eben auch daran begründet, dass es derzeit knirscht im Machtapparat. Die Wirtschaft, das Fundament der Diktatur, ist so mies wie seit Jahren nicht. Rund 2,8 Prozent wird China laut einer Studie der Weltbank dieses Jahr wachsen. Das liegt weit unter dem von der Partei anvisierten 5,5 Prozent - und zudem unter dem Durchschnitt der Region. Damit wächst die Unzufriedenheit im Volk und in den Fraktionen innerhalb der Partei. Die KPCh ist zwar nach außen ein monolithischer, opaker Block. Im Inneren aber toben Machtkämpfe, die nur selten an der Oberfläche sichtbar werden - wie zuletzt 2012 beim Thriller um Xis Widersacher Bo Xilai (der seitdem von der Bildfläche verschwunden ist).
Zero-Covid-Politik Xi Jinpings geht weiter. Noch vor einem Jahr wurde das massenhafte Einsperren von Millionen Menschen als „wirtschaftliche Öffnungsstrategie“ verkauft. Die Lockdowns würden Tode verhindern und seien deswegen auch gut für die Wirtschaft. Mittlerweile ist klar: Die Politik richten einen gewaltigen wirtschaftlichen Flurschaden an.
Die Wirtschaftsmetropole Shanghai litt über drei Monate unter einem harschen Lockdown. Um etwas gegenzusteuern und vor allem den ärmeren Wanderarbeitern zu helfen, hat die Regierung von Shanghai nun Garküchen auf den Straßen wieder erlaubt. Problematisch sind die Lockdowns zudem für ausländische Unternehmen. Ein zweijährige China-Aufenthalt schmückte in den vergangenen zwei Jahrzehnten meist den Lebenslauf von karrierebewussten Arbeitnehmern aus Mitteleuropa. Angesichts der rigorosen Quarantäne-Vorschriften und der ständigen Angst vor Lockdowns will sich das heute kaum mehr jemand antun.
Was im Westen entgegen vieler Befürchtungen bisher nicht eingetreten ist, findet in China statt: Ein massiver Ausbau des Überwachungsstaats
Mit einem 7-tägigen kostenlosen Probeabonnement weiterlesen
Abonnieren Sie BlingBling, um diesen Post weiterzulesen und Sie erhalten 7 Tage kostenlosen Zugang zum gesamten Post-Archiv.