China-Kracher und der Tod von Peter Zwegat
Jetzt einsteigen? Was wirklich hinter der Kurs-Rally in China steckt. Der BlingBling-Report September 24
Liebe Abonnenten,
vergangene Woche ist Peter Zwegat verstorben. Der sympathische Schuldner-Berater hatte jahrzehntelang im deutschen Fernsehen Menschen aus der Überschuldung geholfen. Das machte ihn in Deutschland so beliebt, dass wirkliches jedes Medium ihm einen Nachruf würdigte.
"Peter Zwegat hat mit seinem außergewöhnlichen Engagement und seiner Herzenswärme zahlreichen Menschen geholfen, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen", schrieb zum Beispiel RTL-Unterhaltungschef Markus Küttner. Zwegat unterstützte Menschen darin, sich einen Überblick zu verschaffen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, und Ausgaben zusammenzustreichen. “Austerity” oder “Austeritäts-Programm”, nennt man das in der Volkswirtschaft. Ein solches Programm unterzieht gerade Javier Milei seinem Land Argentinien. In Europa war es vor rund 15 Jahren Griechenland. Zwegat-Kuren und Austeritätsprogramme sind schmerzhaft: Man muss den Tatsachen ins Auge blicken und sich von Illusionen verabschieden. Es wird fast immer erst einmal schlimmer, bevor es besser werden kann.
Anders als Privatmenschen aber haben Staaten noch eine andere Möglichkeit, sich ihrer Schulden zu entledigen. Diese Option wird weitaus häufiger gewählt, da ihre Kosten sich erst später bemerkbar machen: Man verwässert einfach die Einheit, in der die Schulden gemessen werden. Man nennt das Inflation. Etwa alle vier Jahre wird die Geldmenge im System erhöht, was ein Kursfeuerwerk auslöst. Wer dann reich geworden ist, den schmerzt der Preisanstieg zwei, drei Jahre später nicht mehr so. So eben hat eine neue Runde begonnen.
Wir werfen deswegen in dieser Ausgabe des BlingBling-Reports einen Blick nach China. Alle drei großen Wirtschaftsblöcke, die USA, die EU und China, haben nun Signale gegeben, das ein neuer Zyklus der Geldlockerung beginnt. Was das bedeutet, konnte man in den vergangenen Tagen besonders gut auf den Aktienmärkten der Volksrepublik beobachten.
This beautiful deleveraging can only be done in countries that have most of their bad debts denominated in their own currencies and have most of the debtors and creditors as their own citizens, which is the case for China.
Ray Dalio: A Beautiful Deleveraging with Chinese Characteristics?
Millionen von Chinesische Aktionären dürften in die Ferienwoche, welche am 1. Oktober begonnen hat, mit einem Gefühl der Freude gehen. Innerhalb weniger Tage sind sie um ein kleines Vermögen reicher geworden.
Der CSI300, ein chinesischer Blue-Chip-Index, ist ebenso wie der Hongkonger Hang Seng Index innerhalb von fünf Tagen um mehr als 25 Prozent gestiegen. Einzelaktien wie Tencent, Baidu oder Alibaba konnten zum Teil noch stärkere Kursgewinne verbuchen.
Außerhalb Chinas wiederum dürften sich viele Anleger an den Seitenlinien verwundert die Augen reiben. Was ist da eigentlich passiert? Und wie kam es zu dieser fulminanten Rally aus dem Nichts?
Auslöser des Kursfeuerwerks war, dass die chinesische Zentralbank am Montag vor einer Woche verschiedene Maßnahmen verkündete, um die chinesische Wirtschaft zu stützen. Sie senkte die Zinsen, stellte mehr Liquidität bereit und erleichterte die Vorgaben der Banken hinsichtlich ihrer Mindestreserven. Auch Immobilienkäufer haben es nun wieder etwas einfacher. So wurden diese Woche außerdem die Eigenkapital-Anforderungen wieder gesenkt.
Um die Maßnahmen in ein größeres Bild einzuordnen, hilft ein Blick in die Vergangenheit. Zunächst einmal: Die Krise, welche durch die Insolvenz des zweitgrößten Immobilienkonzerns Evergrande vor drei Jahren ausgelöst wurde, ist noch nicht vorbei. Die Regierung kämpft mit einem Schuldenberg. Die Staatsverschuldung ist zwar mit 60 Prozent der Wirtschaftsleistung relativ niedrig. Nimmt man allerdings die Unternehmens- und Privatschulden hinzu, landet man bei über 200 Prozent. Das ist wesentlich höher als die Schuldenquote in der EU, den USA oder Japan. Peking muss diese senken, um zu einem produktiven Wachstum zurückzukehren.
Der Abbau von Schulden über Sparmaßnahmen ist erfahrungsgemäß ein unangenehmer. Zwegat lässt grüßen. Wenn der Geldfluss versiegt, gehen Unternehmen pleite, die Arbeitslosigkeit steigt. Konsumenten haben weniger Geld zur Verfügung, eine Negativ-Spirale droht zu entstehen. In einem Staatswesen, indem die Legitimität der Regierung einzig auf wirtschaftlichen Wohlstand und Kontrolle beruht, wird das schnell bedrohlich für die herrschende Partei. Insofern sind die Maßnahmen als Lockerung innerhalb eines Prozesses zu verstehen, der noch immer zum Ziel hat, die Schuldenquote zu senken.
Raum für diesen Stimulus entstand auch durch die Zinssenkungen der amerikanischen Zentralbank Mitte September. Weil der US-Dollar an Stärke verlor, ergibt sich nun Spielraum für die Währungshüter in Peking, mehr Geld in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen - das Währungsgefüge zwischen den beiden größten Volkswirtschaften bleibt so stabil.
Damit wird auch klar, womit das Paket nicht zu vergleichen ist: Mit der „Bazooka“ aus dem Jahr 2008. Damals machten die Kader aus Peking mehrere hundert Milliarden US-Dollar locker, um überall im Land Infrastrukturprojekte zu bauen. Die Schuldenkrise 15 Jahre später ist eben auch genau darauf zurückzuführen. Dieses Mal fallen die Maßnahmen vergleichsweise klein aus: Etwas über eine Billion Yuan führt Peking dem Finanzkreislauf zu, umgerechnet etwa 110 Milliarden US-Dollar. Geht der Rally damit bald die Luft aus? Unwahrscheinlich.
In den letzten 25 Jahren waren drei von fünf Bullenmärkte im chinesischen Aktienmarkt durch einen Stimulus der Regierung ausgelöst. Jedesmal wurden es mehr Spekulanten.
Nur 15 Prozent der Chinesen sind Aktienbesitzer - in den USA sind das rund 60 Prozent (in Deutschland liegt der Prozentsatz übrigens bei nur 15 Prozent). Nach der „Goldenen Woche“ könnten es mehr werden. Denn wenn bei Familienfeiern vom schnellen Geld geschwärmt wird, entsteht schnell FOMO (Fear of Missing Out).
Die kommunistische Partei Chinas, welche am Montag den 75. Geburtstag der Volksrepublik feierte, unterstützt sie dabei: Über Vehikel wie staatliche Pensionsfonds und Unternehmen hat sie ebenfalls Aktienkäufe angekündigt.
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