BlingBling-Makro 2/22
Wenn das Wasser sinkt, sieht man, wer keine Hosen anhat. Was geht mit Zinsen, Bitcoin, Gold und Aktien?
Gold: 1826$
Bitcoin: 20971$
Willkommen zur 77. Ausgabe von BlingBling!
Es soll mal eine Zeit gegeben haben, da stiegen Aktien, wenn das Unternehmen Gewinne machte, und sie fielen, wenn es schlechte Nachrichten gab. Heute sind alle Kurse davon abhängig, wie viel Geld die Zentralbanken fließen lassen. (Ok, vielleicht war es auch nie anders). Die Zinsen sind (neben QE) dafür die Stellschraube. Das BlingBling-Makro-Update:
Was passiert gerade?
Zinsen sind der Preis für Geld. Wird Geld teurer, fallen die Preise. Die Zentralbanken, allen voran die amerikanische FED, wollen die Inflation bekämpfen. Deswegen erhöhen sie die Zinsen. Dieser Prozess beginnt immer auf dem Finanzmarkt und setzt sich später in der Realwirtschaft fort.
Warum ist die Inflation überhaupt so gestiegen?
In den vergangenen Jahren, besonders nach 2020, wurde die Geldmenge so massiv erhöht hat, dass dies früher oder später auf die Verbraucherpreise Auswirkungen haben musste. Davor warnten Bitcoiner und Gold-Bugs schon lange. Politiker und Idioten aber behaupteten zuerst, es gebe keine Inflation, und dann, sie sei nur vorübergehend.
Hinzu kommen die Sanktionen gegen Russland, die die Rohstoffpreise in die Höhe treiben, und die Lockdowns in China, die den globalen Warenfluss bremsen. Von einer Putinflation zu sprechen, lenkt aber vom Problem ab. Die eigentlichen Ursachen liegen in der Politik des lockeren Geldes der vergangenen Jahre.


Wie hoch werden die Zinsen steigen?
Derzeit ist das wichtigste Ziel, die Inflation zu senken - im Idealfall auf zwei, drei Prozent. Doch die Folgeschäden auf dem Weg dorthin könnten so groß sein, dass die FED früher den Kurs wechselt. „The Fed will raise rates, until something breaks“, sagen derzeit viele. Die amerikanische Zentralbank wird mit ihrer Politik fortfahren, bis irgendetwas kaputt geht. Das kann der Anleihenmarkt sein, der Immobilienmarkt (wie 2008) sein, oder die gesamte Wirtschaft kann in eine Rezession rutschen. Das geringste Opfer ist derzeit der Aktienmarkt. Geld verlieren hier vor allem Leute, die in den vergangenen Jahren viel gewonnen hatten. Der gesellschaftliche Schaden ist „gering“.

Angenommen „nothing breaks“ - wie hoch kann die amerikanische Zentralbank die Zinsen erhöhen?
Paul Volcker, FED-Chef Ende der Siebziger, bekämpfte die Inflation, indem er die Zinsen auf bis zu 18 Prozent erhöhte. Manche wie die Investoren-Legende Marc Faber glauben, dass wir langsam wieder in eine solche Periode übergehen. Andere denken, dass dies heute unmöglich ist, weil die Schuldenquote viel zu hoch ist. Höhere Zinsen bedeuten auch höhere Schuldendienste, die viele Regierungen der Welt nicht mehr stemmen könnten. Das trifft besonders auf die Euro-Zone zu.
Unterscheidet sich die Geldpolitik der EZB von der der FED?
Die USA haben einen wesentlich größeren Spielraum, die Zinsen zu erhöhen. Die EZB muss auch den Euro vor einem Kollaps bewahren. Während Länder wie Deutschland oder die Niederlande leicht höhere Zinsen vertragen könnten, würde diese in Italien oder Griechenland wohl zum Staatsbankrott und damit zum Zerbrechen des Euro führen.


Wenn die USA die Zinsen erhöhen, die EZB aber nicht, was passiert dann?
Der Euro fällt.
Was geschieht mit Bitcoin in den kommenden Monaten?
Die große Wette auf Bitcoin besteht nach wie vor darin, dass es sich als digitales Gold und damit als Inflationsschutz und sicherer Hafen etabliert. So weit ist es aber noch nicht und der Weg dahin ist holprig. Derzeit ist Bitcoin vor allem mit Tech-Werten, die im NASDAQ abgebildet werden, korreliert (dazu gleich). In vergangenen zwei Jahren haben sich mit steigenden Kursen auch immer mehr Projekte etabliert, die an der Grenze zum Scam operieren. Manche wie Luna und Celsius sind vor kurzem in die Luft geflogen. Noch aber ist Space nicht völlig frei davon, weswegen auch Kurse um 10000 Dollar denkbar sind.


BlingBling ist unabhängiger, alternativer Finanz-Journalismus, werbe- und ideologiefrei. Davon gibt es nicht viele!
Wenn Du das Projekt unterstützen möchtest, kannst Du das am besten mit einem Bezahl-Abo. Es ist jederzeit kündbar und bringt Dir neben viel gutem Karma auch den vollen Zugang zu allen Texten, Interviews, Artikel und Portfolio-Tipps!
Alternativ kannst Du BlingBling natürlich auch mit Bitcoin unterstützen:
https://ln.bitcoinbeach.com/BlingBling
Das nächste Bitcoin-Halving findet im Mai 2024 statt. Dann halbiert sich der Miner-Reward und damit das Angebot um die Hälfte. Bei gleichbleibender Nachfrage führt dies alle vier Jahre zu stark steigenden Kursen. Da in den kommenden Jahren die geo- und währungspolitischen Turbulenzen eher zu- als abnehmen werden, dürfte im nächsten Zyklus wie prophezeit die Nachfrage auch von Zentralbanken zunehmen.
Welche Aktien werden sich so schnell nicht erholen?
„Growth-Aktien“ sind Unternehmen, die zwar derzeit kaum Gewinne machen, aber große Wachstumsaussichten haben. Wachsen aber können diese Unternehmen nur, wenn sie Zugriff auf billiges Kapital haben. Da Geld aber teurer werden wird, sind Growth-Aktien in den vergangenen Monaten kollabiert. Unwahrscheinlich, dass Unternehmen wie Peloton oder Netflix in den kommenden zwei Jahren nochmals ihre Höchststände erreichen. Für diese Entwicklung steht besonders der ARK-Fonds von Cathie Woods:


Was wird eher gut laufen?
Aktien, die stabile Gewinne erwirtschaften, und Dividenden ausschütten, so genannte „Value-Aktien“. Unternehmen, die das herstellen, was Menschen immer brauchen, überleben auch gut in schwierigen Zeiten. Dazu gehören auch Rohstoffe - ohne die kann nichts produziert werden.
Was ist mit Energie?
Wir reden über Energie oft, als sei es ein beliebiges Produkt. Energie, und das sind derzeit vor allem fossile Brennstoffe, ist die Input-Größe in Alles. Also Alles. Energie ist Leben. Derzeit aber verknappt die Politik das Angebot. Deshalb steigen die Preise. Viele Leute halten deswegen, Investitionen in Energie-Aktien für eine der besten Ideen überhaupt.
BlingBling kann jedem nur wärmsten empfehlen, sich mit dem Thema ideologiefrei auseinanderzusetzen, bevor der Winter kommt.
Dazu Ausgabe 75: Energie ist Leben - Sechs Thesen, wie wir sinnvoller über Energie und regenerative Brennstoffe denken und diskutieren können
dieser Thread:

und dieser Podcast:
Wie sieht es mit Gold aus?
Wer Gold hat, schläft gut. Gold erhält Wert und Kaufkraft über Jahrhunderte hinweg. Damit wird zwar kaum jemand reich, aber wer etwas hat, kann es schützen.


Im Prinzip sind fallende Zinsen gut für Gold, da das Metall dann weniger stark mit Anleihen konkurrieren muss. Tatsächlich ist der Zusammenhang aber komplexer:
Warum laufen Silber- und Goldminen-Aktien so schlecht?
Silber unterliegt anderen Gesetzen als Gold, da es in der Industrie gebraucht wird. Die Nachfrage und damit der Preis von Silber steigt dann, wenn die Konjunktur gut läuft. Das war nicht der Fall. Hinzu kommt: Durch die hohen Ölpreise sind zudem Kosten für Minen gestiegen.
Was also machen?
Cash halten, Chancen nutzen. BlingBling hat den Cash- und Rohstoff-Anteil erhöht, Bitcoin weiter reduziert. Sobald sich an der Zinspolitik etwas ändert, ist das der Startschuss für die nächste Rally.
Ein schönes Wochenende!
PS: BlingBling diskutiert am 30.6. hier mit:


Wenn Dir der Post gefallen hat, lass gerne ein Like da, kommentiere und teile BlingBling mit Freunden.