Bitcoin und die Bubble of Everything (Teil 1)
Warum steigt zur Zeit eigentlich alles, während die Volkswirtschaften der Welt in die schlimmste Rezession seit 70 Jahren rutschen?
8.1.2021 Bitcoin: 38731$
Willkommen zur vierten Ausgabe von BlingBling!
Bitcoin ist zur Zeit nicht aufzuhalten. Gestern kratzte der Kurs kurz an der Marke von 40000 US-Dollar. Mir persönlich wäre es lieber, wenn jetzt mal eine kleine Korrektur käme, bevor es weiter nach oben geht.
Die Süddeutsche Zeitung, die FAZ und sogar die BILD haben in den vergangenen Tagen über Bitcoin berichtet. Das heißt, eigentlich ging es nicht um Bitcoin, sondern um dessen Kursanstieg. Normalerweise sind das gute Kontraindikatoren, dass der Hype vorbei ist. Denn sobald die Masse auf den Zug aufspringt, ist meistens zu spät. Was mich allerdings optimistisch stimmt, ist, dass die meisten Autoren der Artikel Bitcoin einfach nicht begriffen haben. Ich mache niemanden daraus einen Vorwurf, Bitcoin ist ein Brainfuck und es dauert normalerweise Monate, bis man die Brillanz des Netzwerks auch nur anfängt zu verstehen. Und solange Autoren Bitcoin mit der Tulpenblase vergleichen, ist Bitcoin eben noch nicht im Mainstream angekommen, sondern hat noch einen langen Weg vor sich.
In der heutigen Ausgabe aber geht es um Allgemeineres: Denn im vergangenen Jahr ist nicht nur Bitcoin gestiegen, es war auch für Aktien eines der besten Jahre überhaupt. Wer im März den Mut hatte, in Tech-Aktien zu investieren, hat sein Portfolio verdoppelt. Wer im März Tesla-Aktien kaufte, hat es sogar verzehnfacht.


Aber auch Gold, eine Anlageklasse, die sich normalerweise sehr langsam und träge bewegt, ist um rund 30 Prozent gestiegen.
Gleichzeitig sind 2020 alle westlichen Volkswirtschaften in die größte Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg gerutscht. Nur China macht da eine Ausnahme. Wie kann das sein? Warum steigt zur Zeit eigentlich gerade alles?
Es gibt darauf zwei Antworten, die eine ist einfach, die andere ziemlich kompliziert. Die einfache ist:
1) Weil unglaublich viel Geld im Umlauf ist. Um die Wirtschaft zu stimulieren, haben die Zentralbanken von nahezu allen Staaten ihre Bilanzsummen massiv erhöht. So kommt es zum Beispiel zu dieser Statistik hier: 20 Prozent aller US-Dollar, die jemals gedruckt wurden, wurden 2020 in Umlauf gebracht. Die Bilanzsummen der europäischen und japanischen Zentralbanken sehen übrigens ganz ähnlich aus. Mehr Geld und gleiche Warenmenge bedeutet: Die Preise steigen.
Und jetzt die komplizierte Antwort.
2) Tatsächlich ist das Problem nämlich um einiges komplexer. Zentralbanken drucken kein Geld, sie verleihen es. Die Zentralbanken bestimmen den Leitzins, zu dem die Geschäftsbanken Geld verleihen können. Je niedriger die Zinsen, desto mehr Unternehmer leihen sich Geld und machen damit etwas Produktives, hofft man. Wenn ein Unternehmer einen Kredit aufnimmt, schafft die Bank Geld. Per Knopfdruck. Aus dem Nichts. Das geht, denn auf eine erhöhte Geldmenge folgt in der Theorie schnell eine erhöhte Warenmenge. So will man die Wirtschaft in Schwung bringen. Läuft die Wirtschaft gut, erhöht die Zentralbank die Zinsen und verringert so die Menge des sich im Umlauf befindenden Geldes.
Nun sind die Zinsen aber seit der Finanzkrise aber auf einem Rekordtief. Wer heute Geld auf dem Sparkonto liegen hat, kriegt vielleicht 0,2 Prozent Zinsen. Oft verliert er sogar Geld. Die Zentralbanken haben nach der Großen Finanzkrise 2008 die Zinsen gesenkt, in der Hoffnung die Wirtschaft zu stimulieren. Seitdem aber wurden sie nicht mehr angehoben. Für die Corona-Krise hatten sie eigentlich keinen Handlungsspielraum mehr.
Für Anleger bedeutet das: Sie suchen andere Anlageklassen, die mehr Rendite bringen und spekulieren auf deren Wertsteigerung. Also fließt mehr Geld in Aktien, Bitcoin, Gold, Immobilien oder teuren Wein. Alles, was selten ist, gewinnt an Wert.
Hinzu kam ein weiteres Problem: Die Staaten sind seit der Finanzkrise extrem überschuldet. Fast alle Länder der Welt geben jedes Jahr mehr Geld aus, als sie einnehmen. Finden die Bürger das verrückt? Ja, aber wir wollen ja auch Kindergärten, Schwimmbäder und gute Straßen. Damit ein Staat an Geld kommt, gibt er Anleihen aus. Das heißt, er leiht sich das Geld bei seinen Bürgern oder Banken. Der Schuldenberg wächst und wächst. Steigen dürfen die Zinsen nicht. Denn wenn das geschähe, könnten sich viele Staaten überhaupt nicht mehr finanzieren. Sie müssten den Staatsbankrott anmelden wie zum Beispiel Argentinien 2002. Die Insolvenz von Griechenland konnte 2010 gerade noch abgewendet werden.
Wie aber kann eine Zentralbank den Zins drücken? Schließlich bestimmt den immer noch der Markt. Wenn Investoren eine Anlage für gefährlich halten, verlangen sie höhere Zinsen.
Indem man man auf ein Instrument zurückgreift, das man sich in Japan ausgedacht hatte: Quantitative Easing (QE). Wie gesagt, die Zentralbank druckt kein Geld, sonst würde jeder Staat schnell in die Inflation rutschen. Die Zentralbank nimmt frisch gedrucktes Geld in die Hand und kauft damit die Schulden der Staaten auf. Weil das die Nachfrage nach Staatsanleihen hoch treibt, bleiben die Zinsen niedrig. Eine Hyperinflation entsteht nicht, weil dem neuen Geld ja Verbindlichkeiten in der Bilanz gegenüberstehen.
Echt? Really? really??


Immer mehr Zentralbanken kaufen mittlerweile nicht nur Staatsschulden, sondern auch Aktien. Ein Ende für diese Politik ist übrigens nicht in Sicht, nicht mal irgendwo am Horizont. Denn die Corona-Pandemie hat diese ganze Problematik nochmals verschärft: Noch mehr Geld, noch mehr Finanzhilfen, noch mehr Schulden.
Viele Bitcoin- und Gold-Apologeten halten das ganze Geldsystem deswegen für moribund. Weil modernes Geld per Knopfdruck von den Banken unbegrenzt geschaffen werden kann, heißt es „Fiat“ (lat. „Es werde“). Das Gegenteil von Fiat-Geld ist hartes Geld: Gold oder Bitcoin, weil es nicht unbegrenzt vermehrt werden kann. Sie sagen: Man kann nicht ewig Geld drucken (auch wenn man es nur „verleihen“ nennt), das System muss irgendwann zusammenbrechen.
Und jetzt um den Kreis dieser Ausgabe zu schließen: Was passiert, wenn Fiat-Geld, das stetig und ständig vermehrt wird, auf eine Ware (Aktien, Gold, Immobilien, Bitcoin) trifft, die nicht unendlich vermehrt werden kann? Das Gut steigt im Wert.
Vielleicht am deutlichsten zu sehen ist das am Goldpreis. Der bildet mit leichten Schwankungen ziemlich genau die Geldmenge ab:


Und weil die Geldmenge weiter steigt, und die Zinsen niedrig bleiben (müssen), dürfte 2021 nicht nur Bitcoin, sondern für so ziemlich alle Anlageklassen sehr positiv werden - und das, während die Realwirtschaft die Folgen der Corona-Krise erst richtig zu spüren bekommt, die Arbeitslosigkeit steigt und die politischen Gegensätze weiter zunehmen werden. Und das wiederum wird die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufgehen lassen - aber darüber mehr im zweiten Teil.
Ein schönes Wochenende!
PS: Bitcoin macht nie Pause
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