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Bitcoin und das Great Game
Der Kampf um die Leitwährung zwischen Peking und Washington tobt und Bitcoin spielt dabei eine immer größere werdende Rolle. Teil 3 der Serie "Bitcoin in China"
Bitcoin: 39863$
Willkommen zur 23. Ausgabe von BlingBling!
Zum Crash diese Woche ist eigentlich alles gesagt (oder man kann es in der Sonderausgabe vom Mittwoch nochmals nachlesen) . Bitcoin macht eben solche Sachen.
Zum allgemeinen FUD diese Woche trug auch eine Meldung vom Dienstag bei, wonach Peking (wieder einmal) Krypto-Währungen genauer beobachten will. BlingBling-Leser wissen, dass das eigentlich eine Nicht-Meldung ist.


Es zeigt nur nochmals, dass die KP einen scheinbar widersprüchlichen Kurs fährt. Einerseits ist der Handel mit Bitcoin & Co stark eingeschränkt und über Börsen und Banken verboten. Andererseits lässt Peking viele Privatinvestoren gewähren. Vor allem aber geht China nicht gegen die Miner vor. Zur Erinnerung: Rund 60 Prozent der Hashpower kommt aus China, vor allem a(us den Provinzen Xinjiang, Innere Mongolei und Sichuan.
Mehr dazu:
Teil 1 von Bitcoin in China: Dirty Fucking Coal: China ist das Zentrum des Bitcoin-Minings. Das ist ein Problem für das gesamte Netzwerk.
Teil 2: Ein Auge zu, eines offen: Seit 2017 hat Peking den Handel mit Kryptowährungen verboten. Oder nicht?


Wie kann man diese Widersprüchlichkeit erklären? Dazu muss man einen Blick auf das „Great Game“ des 21. Jahrhunderts werfen, den stillen Kampf um die globale Leitwährung.
Eine Leitwährung ist per se dadurch definiert, dass sie überall auf der Welt akzeptiert wird. Wir kennen das vielleicht aus Urlauben in wirtschaftlich angeschlagenen Ländern, z.B. Kambodscha, wo man neben der Landeswährung mit Dollar bezahlen kann. Auf jeden Fall kann man überall auf der Welt ohne Probleme Dollar in eine Landeswährung tauschen. Jede Bank der Welt nimmt sie gerne.
Der wahre Vorteil einer Leitwährung liegt in einer größeren Dimension. Als die USA 1971 den Goldstandard aufgegeben haben, wurde an dessen Stelle das „Petro-Dollar-System“ gesetzt. Der damals weltgrößte Ölexporteur Saudi-Arabien erklärte sich dazu bereit, Öl nur noch in US-Dollar zu verkaufen. Im Gegenzug erhielt das Königreich Dollar und Zugang zu modernsten amerikanischen Waffen und politische Unterstützung. Dieses System weitete sich auf immer mehr Staaten aus.
Alex Gladstein von der Human Rights Foundation hat das kürzlich in einem sehr lesenswerten Artikel dargestellt, den Aprycot-Media auf Deutsch übersetzt hat:


Fast 90 % der internationalen Währungstransaktionen werden in Dollar abgewickelt, 60 % der Devisenreserven werden in Dollar gehalten und fast 40 % der weltweiten Schulden sind in Dollar denominiert, obwohl die USA nur etwa 20 % des globalen BIP ausmachen.
Für ein Land wie China bedeutet das: Wenn Peking Öl von Riad kauft, kann es das nicht mit chinesischen Yuan bezahlen, sondern muss diese vorher in amerikanische Dollar tauschen. Ist doch egal, kann man einwenden, dann tausche ich das halt vorher um. Diese Umtauschpflicht aber hat große Konsequenzen: Denn dadurch entsteht eine nie versiegende Nachfrage nach US-Dollar. Weil alle Staaten und Unternehmen der Welt ständig Dollar brauchen, ist die Nachfrage stets hoch. Dadurch können sich die USA nahezu unbegrenzt verschulden und Dollar drucken. Der Kurs fällt kaum, denn die Nachfrage ist nahezu immer höher als das Angebot. Die USA sitzen sozusagen am Wasserhahn und können damit den ganzen Garten kontrollieren. Und über das internationale Abrechnungssystem SWIFT haben die USA zudem die Möglichkeit, Staaten vom Dollar-Fluss abzuschneiden wie derzeit im Iran.
Übrigens wird auch die geplante Ostsee-Pipeline Nord Stream 2 deswegen so von den USA bekämpft: Das Gas aus Russland würde wohl in Euro anstatt in Dollar abgerechnet werden. Gladstein legt in dem oben erwähnten Artikel auch nahe, dass dies der eigentlich Grund für den Irak-Krieg 2003 war. Saddam Hussein wollte Öl in Euro statt in Dollar abrechnen.
China ist derzeit die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und dürfte spätestens 2030 die USA überrundet haben. Die Lockdowns im Westen haben diesen Prozess wahrscheinlich um ein paar Jahre verkürzt. Peking will deswegen auch das jetzige Petro-Dollar-System verändern.
Die einfachste Lösung wäre, den chinesischen Yuan selbst zur Leitwährung werden zu lassen.
Dabei gibt es aber zwei Probleme. In China gelten strikte Kapitalverkehrskontrollen. Chinesen dürfen pro Jahr nur maximal Yuan im Wert von 50000 US-Dollar ins Ausland transferieren. Auch den Wechselkurs des Yuan bestimmt nicht der Markt, sondern die chinesische Zentralbank (die zudem nicht unabhängig ist). Eine Leitwährung aber muss frei fließen können und frei handelbar sein.
Trotz der Schuldenorgie der vergangenen Jahre ist das globale Vertrauen in die FED immer noch wesentlich höher als in die chinesische Zentralbank. Die KPCh hält zudem ganz allgemein von Kontrolle wesentlich mehr als von Vertrauen. Zwar gibt es in letzter Zeit Gerüchte, Peking würde den Wechselkurs freigeben, um den RMB (Renminbi - ein anderer Name für Yuan) zu internationalisieren, aber bisher sind das eben nur Gerüchte:

Der Yuan wird also in absehbarer Zeit nicht globale Leitwährung werden. Das weiß man auch in Peking. Bisher hat man mit dem System auch ganz gut gelebt.



(Das setzt übrigens auch die Politik Trumps in eine etwas andere Perspektive, denn der war der erste, der gegen die im Tweet erwähnte Dynamik etwas zu tun begann).
Seitdem nehmen die politischen und wirtschaftlichen Differenzen zwischen den USA und China zu. Peking will deswegen zusammen mit Moskau die Macht Washingtons und des Dollar nicht brechen, aber begrenzen.
CBDCs, Central Bank Digital Currencies, sind ein Weg: Blockchain-basierte Währungen ermöglichen einen direkten internationalen Zahlungsverkehr, und können dabei den US-Dollar umgehen. Das ist ein Grund, weshalb Peking so sehr die Entwicklung des digitalen Yuan vorantreibt.
Langfristig aber soll die Leitwährung US-Dollar eine Art Korb verschiedener Währungen und Waren ersetzen. (Zuckerbergs Projekt Libra ging in diese Richtung.)
Bitcoin kann dabei eine Rolle spielen.
Even if it never reaches the scale that some Bitcoin proponents believe it might, it could still be used as part of a global monetary system, either as an additional neutral reserve asset, or by smaller isolated countries that make use of some of its features with relatively little way for other nations to stop them from doing so, as Iran seems to be doing.
Die Entscheider in China sind manchmal langsam und marxistisch-ideologisch verbrämt, aber gerade deswegen verstehen sie sich sehr gut darauf, langfristige Strategien zu entwickeln. Sie wissen auch, dass Bitcoin - so sehr unkontrollierbares, nicht zensierbares Geld auch der Ideologie der KP widerstrebt - derzeit eine Hilfe sein kann, den US-Dollar zu beschädigen.
Genau darauf bezog sich auch der Investor (und Bitcoin-Fan) Peter Thiel, als er vor einigen Wochen von einer “financial weapon” sprach:

Von vielen Medien wurde Thiels Statement als Warnung vor Bitcoin ausgelegt. Dabei meinte er genau das Gegenteil: Die USA sollten sich der Gefahr bewusst sein, und anstatt die KPCh in ihren Kontrollwahn zu kopieren, lieber auf freies Geld setzen. (Rene vom Blocktrainer hat das in einem sehenswerten Youtube-Video mal auseinander genommen).
Was also könnte/sollte/müsste passieren? Es klingt nach Zukunftsmusik - aber wenn die USA tatsächlich den Wert von Bitcoin erkennen würden und auf Green Mining förderten, könnte sich das Spiel nochmals dramatisch umdrehen. Das Gros der Hashpower würde von China in die USA wandern, der Umwelt-FUD aufhören und freies Geld gegen eine zentralisierte, bis ins kleinste Detail kontrollierbare Staatswährung stehen.
Die Stimmen, die das empfehlen, mehren sich. Vor ein paar Wochen schrieb Niall Ferguson einen Essay, in dem er forderte:
Don’t let China Mint the Money of the Future!
Schönes Wochenende!
PS: Und hier noch die Kurs-Prognose für die kommenden Tage
Und noch ein Hinweis in eigener Sache:
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