Bitcoin als Supergrundrecht
Die Proteste und Kontosperrungen in Kanada zeigen: Unzensierbares Geld ist notwendiger denn je
Liebe BlingBling-Leser,
manchmal scheinen Themen und Nachrichten schon veraltet, obwohl sie keine drei Tage alt ist. So geht es mir mit dieser Ausgabe. Ich habe sie am Dienstag verfasst und da war die Welt noch eine andere.
Die Nachrichten aus Kanada, der dortige Ausnahmezustand und die Kontosperrungen wirken angesichts Putins Invasion der Ukraine wie politische “Peanuts”, ein kleiner Wirbel im Strom der Ereignisse. Falls Ihr noch Kapazitäten für etwas anderes außer der Ukraine habt, bekommt ihr sie weiter unten zu lesen.
Außerdem möchte ich allen nochmals das Gespräch mit Russland-Korrespondent Maxim Kireev empfehlen.
Zur aktuellen Lage nur so viel: Anders als Gold ist Bitcoin noch kein sicherer Hafen für geopolitische Turbulenzen. Im Gegenteil: Es verhält sich eher wie Tech-Aktien. Wenn die Welt sicher scheint, und viel Geld vorhanden ist, fließt es in riskante Anlagen: Tesla, Netflix oder auch Bitcoin. Steigt die Unsicherheit, fallen diese “Risk On Assets”. Das passierte gestern. Gold steigt im Wert.




Das Interessante aber war, dass im Laufe des Donnerstags dieser Trend wieder drehte. Gold fiel von seinem Peak bei 1970$ um knapp 100$ wieder, die Nasdaq und Bitcoin drehten ins Plus. Warum? Nicht etwa, weil sich im Ukraine-Konflikt eine diplomatische Lösung abzeichnete, sondern weil die FED andeutete, aufgrund des Krieges mit einer Zinserhöhung noch etwas zu warten.
Money makes the world go round.
Jetzt aber zur am Dienstag verfassten Ausgabe:
Bitcoin: 38258$
Gold: 1909$
Willkommen zur 60. Ausgabe von BlingBling!
„Ich lehne ab, was Sie sagen, aber ich werde bis auf den Tod Ihr Recht verteidigen, es zu sagen.“
Evelyn Beatrice Hall
“They came for the money, they stayed for the revolution”
(unbekannter Bitcoiner)
Ein Gedankenexperiment:
Nachdem es in mehreren Städten Deutschlands zu Anschlägen auf Asylbewerber-Unterkünften gekommen ist, bei dem mehrere Menschen, darunter minderjährige Flüchtlinge aus Syrien, gestorben sind, geht ein Ruck durch das Land. Zahlreiche Bürger, die sich sonst nicht sehr für Politik interessieren, gehen auf die Straße und bilden eine Lichterkette. Sie wollen damit ein Zeichen gegen Fremdenhass und rechtsradikale Gewalt setzen. Für die Opfer der Anschläge gibt es außerdem eine Spendenkampagne. Innerhalb weniger Tage spenden engagierte Bürger sieben Millionen Euro via der Plattform „GoFundMe“.
Da die Proteste zwar friedlich verlaufen (hin und wieder sollen zwar militante Antifa-Mitglieder unter den Demonstranten sein, aber die bilden die Ausnahme), aber eben doch die Innenstädte für mehrere Stunden lahm legen, will die Mitte-Rechts-Regierung aus CDU und AfD die Demonstrationen so schnell wie möglich unterbinden. Medienberichte sprechen von linksextremen Randalierern.
Die eingesammelten Spendengelder werden konfisziert. Sie sollen stattdessen einer staatlichen Stiftung zur Förderung deutscher Leitkultur zugeführt werden. Des weiteren kündigt die Regierung an, dass alle Konten derer, die sich noch immer an den Demonstrationen beteiligen werden, morgen gesperrt werden.
Es hilft, einmal die politischen Koordinaten zu verdrehen, um zu verstehen, was sich in den vergangenen Wochen in Kanada ereignet hat. Der „Freedom Convoy“ steht politisch tendenziell eher Rechts der Mitte, es sind Trucker, die gegen eine Impfpflicht demonstrieren, und es soll auch hier und da mal ein „White Supremacist“ gesichtet worden sein. Ansonsten aber hat sich alles so ereignet wie im zitierten Gedankenexperiment.
„Finanzielle Repression“ erwarteten wir bisher nur von autoritären Staaten. Uiguren, die in der chinesischen Provinz Xinjiang, in ein „Umerziehungslager“ gebracht werden, verlieren auch den Zugang zu ihrem Bankkonto.
Nun geschieht dies in einer westlichen Demokratie. Und sie macht vielen schlagartig klar, weshalb Bitcoin notwendig ist:
“I was wrong, we need Crypto”, heißt ein Essay, den der Unternehmer David Heinemeier Hansson diese Woche veröffentlichte. Abgesehen davon, dass es immer von Größe zeugt, eigene Fehler einzugestehen, macht der Text klar, weshalb die Ereignisse in Kanada eine größere Bedeutung für die Notwendigkeit von Bitcoin haben. Hansson beschreibt zunächst, warum er Bitcoin zunächst für überflüssig und sogar schädlich hielt:
“There's just so much to oppose: Bitcoin's grotesque energy consumption, the ridiculous transaction fees and low throughput, the incessant pump'n'dump schemes in shitcoins, the wild price swings in the main coins, the obvious fraud that is Tether, the lack of real decentralization in most of the current web3 infrastructure, and on, and on, and on.”
Trudeaus autoritäre Reaktion aber schockierte ihn zutiefst. Und auch er bringt einen wichtigen Denkanstoß: Wie würde die Öffentlichkeit wohl über die Ereignisse denken, wenn Donald Trump der Akteur gewesen wäre?
Especially since I had some sympathy with fears projected by the US progressive left who spent four years fretting Trump might pull stunts like these. Then it turns out that the worries of an authoritarian overreach would be fulfilled by Trudeau to the North instead?
Hansson schließt mit der Einsicht, dass “Crypto” eben wesentlich notwendiger ist, als er anfangs gedacht hat. Die “Freiheit der Transaktion” bezeichnet er als “Super-Grundrecht”, das basal für alle anderen Grundrechte wie Meinungs- oder Versammlungsfreiheit ist. Innerhalb kürzester Zeit, nachdem Trudeau die Spendengelder konfisziert hatte, trat eine Bitcoin-Kampagne an dessen Stelle.
But wherever this leads us next, it's clear to me now that I was too hasty to completely dismiss crypto on the basis of all the things wrong with it at the moment. Instead of appreciating the fundamental freedom to transact that it's currently our best shot at protecting.
You don't need laser eyes or an NFT avatar to appreciate that.
CBDCs, Central Bank Digital Currencies, werden in den kommenden Jahren weltweit eingeführt werden. CBDCs sind so etwas wie programmierbares Geld. Zentralbanken forcieren deren Entwicklung, weil CBDCs eine Art Feinsteuerung wirtschaftlicher Prozesse ermöglichen: zum Beispiel wäre es möglich, jeden Bürger eine bestimmte Menge digitaler Euros zukommen zu lassen, die ausschließlich für den Kauf eines Autos (oder Lastenfahrrades) ausgegeben werden können, um direkt die Autoindustrie zu stimulieren. Klingt praktisch. Genauso aber ermöglicht diese Technologie aber eben auch, Kriminelle per Knopfdruck vom Finanzsystem abzukapseln - oder unliebsame Demonstranten den Verkauf von Ubahn-Fahrkarten zu sperren. Paranoide Panikmache? Leider nicht: Beim deutschen Geldhersteller Giesecke und Devrient arbeitet man zum Beispiel mit Hochdruck an CBDCs. In der EU soll der digitale Euro 2026 starten. Passend dazu haben Grüne, Linke und SPD am vergangenen Mittwoch einen Verbots-Vorschlag für Bitcoin zum 1. Januar 2025 eingebracht.
Totales Verschwörungs-Blabla, wer glaubt, dass der digitale Euro auf eine digitale Wallet gesendet wird, die mit einem digitalen Personalausweis und einem digitalen Impfpfass (oder sonstigen Nachweis biometrischer Daten) verknüpft sein wird? Ja vielleicht. Hoffentlich.
Es mag Zufall sein, dass sich die Situation gerade in Kanada so zuspitzt. Tatsache aber ist auch, dass die Trudeau-Familie seit Jahrzehnten beste Beziehungen zur kommunistischen Partei Chinas pflegt. Der Vater von Justin Trudeau war seit den 1960ern mehrmals in der Volksrepublik und preiste die Errungenschaften der KP eigens in einem Buch. Sohn Justin gab während der Pandemie mehrere lukrative Aufträge an chinesische Firmen, obwohl kanadische Unternehmen dazu in der Lage gewesen wären, und er gilt als Bewunderer der kommunistischen Partei Chinas. Einer Abstimmung des Parlaments, bei der es darum ging, die Ereignisse in Xinjiang als Völkermord einzustufen, blieb sein Kabinett fern. (Das gerade erschienene Buch “Red Handed- How American Elites Get Rich Helping China Win” von Peter Schweizer widmet der Trudeau-Familie ein eigenes Kapitel).

Bitcoin-Maximalist Marty Bent sieht die Ereignisse in Kanada deswegen als Meilenstein für die Adoption von Bitcoin und vergleicht sie mit der Wikileaks
For some reason or another, this seems to be an inflection point for bitcoin awareness that has been unmatched since the protocol was launched in 2009. WikiLeaks was an early adopter and the Silk Road was service built early on in bitcoin's short history, which both highlighted the network's unique value prop, but there is something particular about the situation in Canada that is waking more people up.


Und trotzdem muss eine Frage gestellt werden: Ist Bitcoin wirklich der Ausweg?
Denn tatsächlich markierte die kanadische Regierung bald mehrere Bitcoin-Adressen, die in die Spendenkampagne verwickelt waren. Kollege Doomberg weist noch auf etwas anderes hin:
Imagine you donated C$50 to the Freedom Convoy before it arrived in Ottawa, an action Trudeau has retroactively decided disqualifies you from participating in modern society. (This is not a hypothetical, at least if this Canadian Member of Parliament’s tweet is to be believed). Your bank accounts have been frozen, credit cards canceled, and access to your brokerage account denied. Further, imagine you have accumulated some Bitcoin in a cold storage wallet (i.e., on a flash drive in your possession), carefully ensuring that it is outside Trudeau’s reach. How are you going to pay your mortgage, car payment, tuition expenses, or buy groceries with it? The answer is you can’t.
Das grüne Huhn meint: Man kann sein Geld via Bitcoin zwar staatlichem Zugriff entziehen, aber dann damit nichts mehr kaufen. Das ist richtig, aber zu kurzfristig gedacht. Immer mehr Menschen werden Bitcoin als Zahlungsmittel anerkennen, und so langsam ein zweiter Kreislauf entstehen. Für drei Bitcoin kann man sich heute schon ein Grundstück und die Staatsbürgerschaft von El Salvador kaufen.
Ein schöne Zukunft!
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