"Bier und Zigaretten sind noch nie billiger geworden"
Marc Faber ist auch bekannt als Dr. Doom. Ein Gespräch mit dem Vater aller Crash-Propheten über Inflation, Gold und Bitcoin.
Bitcoin: 59291$
Gold: 1782$
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Marc Faber ist ein klassischer Libertärer. Er hat eine Grundabneigung gegen alles, was mit Staat und Regierungen zu tun hat. Seit Jahrzehnten, sagt er eigentlich genau das, was Bitcoiner seit kurzem auch kritisieren: Weil die internationalen Notenbanken immer mehr Geld in Umlauf bringen, steigen Sachwerte. Faber aber konnte sich erst seit kurzem etwas mehr mit Bitcoin anfreunden. Seine Lieblingsanlage ist und bleibt Gold.
Marc Faber ist auch bekannt als Dr. Doom. Das liegt daran, dass er schon mehrere Crashs korrekt vorhergesagt hat. Beim Börsencrash 1987, beim Ende des Japan-Booms 1990 und der Asien-Krise 1997, nämlich lag er richtig. Beim Platzen der Dotcom-Blase war er zwei Jahre zu früh dran - was er einmal als „schwarzen Fleck seiner Karriere“ bezeichnete.
Faber lebt in einer Fantasie-Villa in Chiang Mai, im Norden Thailands, die 2003 errichten ließ. 1976, nach dem Tod Mao Zedongs, ging er davon aus, dass es eine Art Konterrevolution geben würde, die mit dem Diktator abrechnet. Mao-Bildnisse würden dann sehr selten und teuer werden. Er lag falsch. Dafür aber stehen heute in seiner Villa neben einer riesigen Buddha-Statue überall Mao-Memorabilien herum.
Unser letztes Treffen war im Januar 2020 bei Dir in Chiang Mai. Die Welt war damals noch eine andere. Bitcoin stand damals bei 8000 US-Dollar, die Feinunze Gold bei 1500 Dollar. Seitdem ist viel passiert.
Ich hatte schon 2019 in meinem Report dazu geraten, einen kleinen Teil in Bitcoin anzulegen. Damals stand der Kurs noch bei 3000$. Seitdem haben wir einige Schwankungen gesehen: Zuletzt ging es auf 64000$ hoch, und wieder runter auf 30k und jetzt stehen wir wieder bei über 50000$. So lange die Notenbanken von Vollidioten geführt werden, die nichts anderes im Sinn haben, als Geld zu drucken, wird das auch so weitergehen.
Mit Gold lief es aber nicht so gut…
Der Goldpreis verläuft oft treppenförmig. Er steigt kurz, dann stagniert er wieder lange. Anfang der Siebziger Jahre kostete eine Unze Gold 35$, dann stieg der Kurs auf 1000$ Anfang der Achtziger Jahre und stagnierte wieder für einige Zeit. Heute kostet die Unze knapp 1800$, und ja, es ist richtig: Angesichts der gestiegenen Geldmenge hat sich der Goldpreis eher schlecht gehalten. Aber Gold dient einfach dazu, seine Kaufkraft zu erhalten. Wer in den 1960er Jahren Gold für 35 Euro die Unze erworben hat, konnte damit seine Kaufkraft bis heute relativ gut sichern. Es gibt natürlich andere Werte, die stärker gestiegen sind. Wenn man Amazon-Aktien gekauft hätte, hätte man sicherlich mehr gemacht. Aber ein schlechtes Investment ist Gold nie.

Seit der großen Finanzkrise 2008 steigt die Geldmenge weltweit immer weiter. Wann und wie wird das enden?
Ich nehme an, dass das so weitergehen wird. 2018 gab es ja einen Versuch, die Bilanzsumme der Zentralbanken zu verringern. Daraufhin kam es zu einer Liquiditätskrise und Unregelmäßigkeiten im Repo-Markt, und im August 2019 führte man dann die Politik des Gelddruckens weiter fort - schneller als je zuvor. Ende 2019 waren dann die Bilanzsummen der FED und der EZB auf einem neuen Höchststand. Dann kam die Corona-Krise, beziehungsweise, die von inkompetenten Regierungen organisierte Krise. Und Du weißt, was dann passierte: Gold, Bitcoin, alles stieg.


Kann Bitcoin ein neuer Wertanker werden?
Kaum. Ich glaube zwar, dass unser heutiges Papiergeld ersetzt werden wird durch digitales Geld. Das geht aber nur so lange, wie Strom da ist. Das ist Problem von allen digitalen Geld - egal ob Bitcoin oder staatliche Digitalwährungen. Ohne Strom funktioniert nichts.
Gold lässt sich wiederum nicht beliebig transferieren. Wenn Sie an einer Grenze mit einem Kilo Gold festgehalten werden, hält Sie der Grenzer für einen Drogenhändler. Beide Assets haben also ihre Vor- und Nachteile.
Für Anleger sind das doch großartige Zeiten. Man muss nur jeden Rücksetzer zum Kaufen nutzen, oder?
Das stimmt in gewisser Weise. Aber natürlich steigt nicht alles und nicht alles zur gleichen Zeit. Es gibt ja auch Märkte, die enttäuscht haben. Cannabis-Aktien zum Beispiel waren vor zwei Jahren sehr beliebt, die sind alle um 90 Prozent gefallen. In den letzten sechs Monaten kamen dann Aktien wie GameStop und AMC, die erst in die Höhe schnellten und dann wieder fielen. Also, so ganz einfach ist es nicht. Aber natürlich: So lange die Notenbanken Geld drucken, steigen Vermögenswerte tendenziell: so auch zum Beispiel Immobilien in München oder Berlin. Das Geld muss irgendwohin und kreiert so spekulative Blasen.
Der DAX hat übrigens eher schlecht performt. Deswegen halte ich deutsche Aktien derzeit für unterbewertet. Aber zum Problem für den Anleger wird die Inflation, weil nicht alles im gleichen Maß steigt. In den vergangenen 30 Jahren sind die Reallöhne in der westlichen Welt kaum gestiegen, insbesondere nach Steuern. Vielleicht kommt jetzt eine Zeit, in der Löhne, Dienstleistungen und Rohstoffe stärker steigen. Die Steuern aber steigen ständig. Dass die Steuern auf Bier oder Zigaretten gesenkt wurden, habe ich noch nie erlebt. Das wird immer teurer.
Bio: Marc Faber wurde 1946 in der Schweiz geboren. Mit 24 Jahren zog er nach Hongkong, und arbeitete dort einige Jahre als Börsenhändler. 1990 machte er sich mit einem Fonds selbstständig. Heute verwaltet er nur noch wenig Kundengelder. Vor allem gibt er seinen Markt-Report “Gloom Boom Doom” heraus. Lange saß er auch im Aufsichtsrat einiger Goldminen-Unternehmen.
Zentralbanker und Politiker sprechen derzeit immer von einer „vorübergehenden Inflation“. Die Preisanstiege würden schon wieder zurückgehen. Ist das so? Ist die Inflation in Wahrheit höher?
Ich würde Ihnen raten, einfach mal ein paar alte Kinofilme anzuschauen und darauf zu achten, wie viel bestimmte Dinge gekostet haben: Ein Kaffee, oder ein Hotelzimmer, und wie hoch waren die Löhne damals? Daran sieht man ganz klar: Die Preise sind heute viel höher als vor 20 oder 30 Jahren. Die Preise steigen ständig - unregelmäßig ja, das gebe ich zu: Es gibt Gegenden, in denen die Immobilienpreise gefallen sind und es gibt auch Produkte wie zum Beispiel Telefone, die billiger geworden sind. Aber dabei hat man nicht die freie Wahl: Ein Handy braucht man heute zum Leben. Deshalb sind die Lebenshaltungskosten eben sehr stark gestiegen. Alle jungen Leute sagen: Immobilien sind unerschwinglich. Das ist auch statistisch gut erwiesen. Ein junger Amerikaner hat heute wesentlich weniger Geld zur Verfügung als seine Eltern, als sie 35 Jahre alt waren. Die Zahlen zur Inflation werden von der Regierung frisiert.

Hast Du schon in Deiner Karriere schon einmal eine ähnliche Zeit erlebt?
Ich habe oft Zeiten erlebt, in denen Geld gedruckt wurde, und die Preise in der betreffenden Währung stiegen. Zum Beispiel hatte Südamerika sehr hohe Inflationsraten in den Achtzigern - teil mehrere hundert Prozent im Jahr. Irgendwann brachen diese Währungen zusammen. Die lokalen Preise stiegen, aber nicht so schnell gegen den US-Dollar. Das bedeutete, dass die Länder international gesehen, billig wurden. Und diese Unterschiede konnte man ausnutzen. Auch in den Siebzigern gab es eine hohe Inflation - aber keine Negativzinsen. Das ist neu.
Warum verringern die Zentralbanken nicht die Geldmenge?
Die Notenbanken wollen die Deflation verhindern, weil diese im allgemeinen schmerzhaft ist, vor allem für diejenigen, die hoch verschuldet sind. Das sind heute vor allem Staaten selbst. Die derzeitige Inflation aber trifft die Sparer, und die, die in Rente gehen. Die Niedrigzinsen treffen die Halter von Obligationen (Staatsanleihen) und Bankguthaben. Durch Negativzinsen verlieren sie sogar Geld.
Wie lange kann das noch gutgehen?
Definiere „gut“. Vielen geht es nicht gut, weil ihre Kaufkraft abgenommen hat. Viele haben auch ihre Arbeit verloren und haben weniger. Wohlhabenden geht es dagegen sehr gut, weil sie Immobilien und Aktien haben. Ich würde sagen: Man kann nicht ewig Geld drucken und erwarten, dass die Wirtschaft gut läuft. Im Extremfall bedeutet das: Wir hören alle auf zu arbeiten, und die Zentralbanken druckt einfach mehr Geld. Aber niemand produziert etwas. Wie und wie lange funktioniert so ein System?
Das ist das, was die Vertreter der Modern Money Theory wollen. Der Staat soll einfach Geld drucken, um das was gebraucht und gewünscht wird - zum Beispiel Straßen und Schulen - zu finanzieren.
So modern ist diese Theorie nicht. Schon vor 100 Jahren gab es solche Ideen. Aber das waren andere Zeiten: Die Verschuldung war nicht so hoch im Vergleich zum Bruttosozialprodukt.
Man muss aber auch wissen: In allen kommunistischen Ländern - egal ob China, Vietnam oder die Sowjetunion - war der Lebensstandard wesentlich geringer als in der freien westlichen Welt. Das haben wir empirisch belegt. Nun aber wollen Regierungen ihre Macht beständig ausweiten. Je größer der Anteil der Regierung an der Wirtschaft wird, desto weniger Wachstum haben wir und desto weiter sinkt auch der Lebensstandard. Die USA wurden reich, weil es ein relativ reines kapitalistisches System hatten. Aber der Einfluss der Regierungen wird immer größer. Wann immer es auf der Welt ein Problem gibt, rufen die Leute nach der Regierung. Dabei richtet die fast immer mehr Schaden an, als wenn sie sich heraushalten würde. Das hat die Covid-Krise wieder gut gezeigt. Den Beamten aber ist das egal, die kriegen ihren Lohn ohnehin
In letzter Zeit war immer wieder vom „The Great Reset“ die Rede. Erleben wir derzeit einen großen Umbruch?
Der zweite Teil des Interviews ist für zahlende Abonnenten. Faber spricht darin über die neue Macht Chinas, den Aufstieg Asiens und über die Lügen der Corona-Pandemie.
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Für die kommenden Wochen gibt es ein Early-Bird-Offer, ab November gelten dann die normalen Preise in Höhe von 70 Euro im Jahr.
Ein Monats-Abo gibt es für 6 Euro,
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An einer Lightning-Integration für Bitcoin-Überweisungen arbeitet Substack gerade und BlingBling ist für eine Beta-Version angemeldet, aber das scheint noch etwas zu dauern.
bitcoin:
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