Auswander-Pläne?
Diego Fassnacht lebt in Panama. Neben makroökonomischen Analysen berät der Kunden beim Auswandern.
Liebe Abonnenten,
Diego Fassnacht lebt seit 2022 in Panama. Ausgewandert ist der Vermögensberater, weil ihm die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland immer mehr Sorge bereitet haben. Seitdem berät er Menschen, die ähnliche Motive haben. Gleichzeitig schreibt er auf seinem Substack sowie auf der Plattform X über makroökonomische Entwicklungen.
BlingBling: Viele kennen dich vor allem von deinen Postings auf X und deinem Substack. Ein Thema, das immer wieder auftaucht, ist, dass du in Panama lebst. Warum hast du dich dafür entschieden? Wie kam es dazu?
Zunächst hatte ich an England gedacht, weil ich aus der Finanzwelt komme, britische Staatsbürgerschaft habe und London nicht weit von meiner Heimat Bergisch Gladbach ist. Doch die gesellschaftliche Entwicklung im Vereinigten Königreich war teilweise noch problematischer als in Deutschland. Ich wollte ein Land mit christlichem Hintergrund, was viele asiatische Länder ausschloss, und Westeuropa sowie die US-Küsten sprachen mich nicht an. So blieb Lateinamerika übrig. Im November 2020 stieß ich auf ein Video mit Zahlen, Daten und Fakten über Panama – keine Strandbilder, sondern harte Fakten. Das fand ich spannend, bin 2021 für einen Monat hingereist und war sofort begeistert. Die Rahmenbedingungen passten, und ich habe schnell entschieden, dass Panama mein Ziel ist.
Du arbeitest als unabhängiger Finanzberater. Das passt irgendwie zu Panama.
Genau, ich helfe Privatpersonen, ihr Vermögen zu managen, aufzubauen und zu schützen, ohne selbst Vermögensverwaltung zu machen.
In Deinem Substack behandelst Du immer wieder makroökonomische Themen wie zuletzt Japan. Was passiert dort gerade?
Die makroökonomische Lage dort ist faszinierend: eine stark aufgeblähte Zentralbankbilanz und eine Staatsverschuldung von etwa 260 Prozent des BIP. Jahrelang galt Japan als Beispiel dafür, dass unendliche Verschuldung keine Folgen habe. Doch seit andere Zentralbanken ihre Geldpolitik geändert haben, ist der Yen massiv abgewertet – von 100 Yen pro Dollar 2021 auf bis zu 160 Yen zwischenzeitlich. Jetzt steigen die Zinsen langsam, weil die Inflation hoch ist, was durch die Abwertung und Importabhängigkeit verstärkt wird. Der Reispreis, ein Symbol für die Krise, ist in einem Jahr um fast 100 Prozent gestiegen. Japan kann die Zinsen nicht stark anheben, da die Refinanzierung der Schulden zu teuer würde. Es gibt nur schwierige Entscheidungen: Entweder die Inflation weiterlaufen lassen oder die Refinanzierungskosten in die Höhe treiben.
Japan gilt als Labor für Geldpolitik. Welche Konsequenzen könnte das für Europa oder die USA haben?
Japan ist ein Vorbote. Die demografische Krise – Japan hat die älteste Bevölkerung der Welt, gefolgt von Europa – verschärft die Schuldenlast, da das Wirtschaftswachstum schwächelt. Man wird versuchen, die Schmerzen auf verschiedene Schultern zu verteilen, etwa durch höhere Steuern oder niedrigere Staatsausgaben. Doch die Inflation wird ein Problem bleiben, und die Politik könnte versuchen, durch Eingriffe wie Verbrauchssteuersenkungen gegenzusteuern, was aber kaum noch möglich ist. Das zeigt, was auch andere Länder erwartet, wenn die Schuldenlast und demografische Probleme zusammenkommen.
Welche Konsequenzen hat das für Anleger? Investierst du jetzt etwa in Gold oder andere Hard Assets?
Eine strukturell höhere Inflation über die nächsten 5 bis 20 Jahre ist wahrscheinlich, besonders durch den demografischen Wandel und die Geldpolitik. Das ist bullisch für Gold, Bitcoin und teilweise Aktien, aber schlecht für Sparer. Allerdings muss man den Einfluss auf Wirtschaftswachstum und andere Anlageklassen wie Immobilien bedenken, die durch Bevölkerungsschwund leiden könnten.
Den hohen Verschuldungsgrad westlicher Volkswirtschaften hat man lange ignoriert. Seit einigen Monaten aber wird das Thema immer brisanter.
In der westlichen Welt, besonders in Japan, Europa und den USA, sind die Staatsschulden enorm. Höhere Zinsen verschärfen das Problem. Ich glaube, Europa wird den japanischen Weg gehen und die Zinsen niedrig halten, um die Krise erträglich zu machen, was aber langfristig die Inflation antreibt.
Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang oft fällt, ist Kapitalverkehrskontrollen. Der Investor Swen Lorenz sagte kürzlich im Interview mit BlingBling, dass er diese erwartet. Wie siehst Du das?
Kapitalverkehrskontrollen sind eine reale Gefahr, besonders in Europa. In der Vergangenheit gab es sie schon, und angesichts hoher Staatsausgaben und demografischer Probleme könnten Staaten versuchen, Vermögen durch Steuern oder Einschränkungen zu sichern. Beispielsweise hat England nach einer Steuererhöhung einen Rückgang der Kapitalertragssteuern erlebt, weil Vermögende ihr Geld schnell ins Ausland schaffen. Der digitale Euro könnte ebenfalls Kontrollen erleichtern, etwa durch Haltefristen, wie es in offiziellen Dokumenten angedeutet wird. In den nächsten 5 bis 10 Jahren halte ich das für wahrscheinlich.
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