"Wir haben viel mehr gesoffen"
Investoren-Legende Marc Faber spricht über Asien, die Bürokratisierung westlicher Demokratien und den Krieg in der Ukraine.
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Marc Faber ist ein klassischer Libertärer. Er hat eine Grundabneigung gegen alles, was mit Staat und Regierungen zu tun hat. Seit Jahrzehnten, sagt er eigentlich genau das, was Bitcoiner seit kurzem auch kritisieren: Weil die internationalen Notenbanken immer mehr Geld in Umlauf bringen, steigen Sachwerte.
Marc Faber ist auch bekannt als Dr. Doom. Das liegt daran, dass er schon mehrere Crashs korrekt vorhergesagt hat. Beim Börsencrash 1987, beim Ende des Japan-Booms 1990 und der Asien-Krise 1997, nämlich lag er richtig. Beim Platzen der Dotcom-Blase war er zwei Jahre zu früh dran - was er einmal als „schwarzen Fleck seiner Karriere“ bezeichnete. Heute gibt er den Boom, Doom, Gloom-Report heraus.
Faber lebt in einer Fantasie-Villa in Chiang Mai, im Norden Thailands, die 2003 errichten ließ. 1976, nach dem Tod Mao Zedongs, ging er davon aus, dass es eine Art Konterrevolution geben würde, die mit dem Diktator abrechnet. Mao-Bildnisse würden dann sehr selten und teuer werden. Er lag falsch. Dafür aber stehen heute in seiner Villa neben einer riesigen Buddha-Statue überall Mao-Memorabilien herum.
Faber nimmt kein Blatt vor dem Mund. Das schriftliche Interview ist geglättet und um einige Formulierungen gekürzt, die nicht gerade “political correct” sind. Zahlende Abonnenten bekommen nicht nur das ganze schriftliche Interview, sondern auch die Audio-Datei als Pdocast.
Marc Faber, Du bist als Dr. Doom bekannt. Ich erinnere mich noch gut an Deine Prognose vom Oktober 2021 erinnern: Auf die Corona-Maßnahmen würde ein Krieg folgen. Wie siehst Du die aktuelle geopolitische Situation?
Ich weiß nicht, ob meine Prognosen so besonders gut sind. Aber es ist doch offensichtlich, dass die USA immer wieder einen Krieg suchen - auch wenn sie diese oft verlieren. Putin kann man allerlei vorwerfen, aber er hat Recht gehabt mit seiner Aussage, dass die Ukraine neutral bleiben soll. Das war meiner Meinung nach eine vernünftige Bedingung. Aber nein, die Amerikaner mussten immer weiter provozieren - dazu kam die Dummheit, die Nordstream2-Pipelines zu zerstören. Die Medien erzählen dem Volk, es seien die Russen gewesen. Es scheint, dass es nicht um die Ukraine geht, sondern um die Zerstörung Russlands, um an die Rohstoffe zu kommen. Der Krieg wird auf furchtbare Weise immer weiter ausgedehnt. Das macht alles gefährlicher und kann zu einer Explosion führen. Natürlich warnt Putin davor: Wenn westliche Staaten Russland angreifen, ist das ein offener Krieg.
Hinzu kommt, dass Biden in schlechter gesundheitlicher Verfassung ist. Befinden sich die USA allerdings offiziell im Krieg, müssen keine Wahlen stattfinden. Das wäre eine Möglichkeit für die Demokraten an der Macht zu bleiben.
Das klingt so, als müsste man alles verkaufen und in Dein Lieblings-Asset, Gold, investieren.
Sieht man sich Langfrist-Charts an, ist die Börse immer gestiegen - egal ob Erster oder Zweiter Weltkrieg. Der Grund ist, weil immer weiter Geld gedruckt wird. Nun heißt es, man habe die Zinsen erhöht. Das ist richtig, aber die Liquidität ist deswegen nicht knapp. Sonst hätten wir keine Höchsstände an den Märkten, eine höhere Volatilität und die Spannen zwischen Obligationen mit niedriger und hoher Qualität wären höher.
Sehen wir vor den US-Wahlen noch mal mehr Liquidität?
Die Wahlen werden meiner Ansicht nach steigende Zinsen verhindern. Die offiziellen Wirtschaftszahlen deuten eher daraufhin, dass der Konsum nicht besonders gut ist. Durch das Haushaltsdefizit kommen Billionen Dollar zusätzlich in den Markt und werden in Form von Subventionen und Beiträgen verteilt. Das hat natürlich temporär stimulierende Effekte. Der Preis dafür ist eine steigende Verschuldung. In Deutschland ist es nicht viel anders. Und so gesehen findet bereits jetzt eine Verarmung breiter Schichten statt. Der Lebensstandards des Durchschnittsbürgers fällt. Die Inflation der vergangenen Jahre lag je nach Haushalt bei 20 Prozent. Aber die Löhne sind nicht so weit gestiegen. Hinzu kommen versteckte Steuern in Form von höheren Transportkosten.
In den vergangenen Monaten hat besonders die chinesische Zentralbank Gold gekauft. Ist das der Beginn der oft zitierten “De-Dollarisierung” des Finanzsystems?
Wenn der Westen ständig Länder sanktioniert, weil er dessen Regierungsform nicht mag, ist der Trend zur Dedollarisierung nur natürlich. Als Regierungschef oder Milliardär wären die USA das letzte Land, in dem ich mein Geld anlegen würde. Das Ziel der Vereinigten Staaten war doch zum Beispiel offensichtlich: Deutschland sollte wirtschaftlich zerstört werden. Ebenso ist ihnen die Schweizer Neutralität ein Dorn im Auge. Zudem würde das Geld dann nicht mehr in die Schweiz, sondern nach Delaware fließen.
Es gab eine Zeit zwischen 2000 und 2020, in der die Welt zusammenwuchs. Wann ist diese Zeit zu Ende gegangen? Mit Donald Trump, der 2018 einen Handelskrieg gegen China startete?
Trump ist ein impulsiv handelnder Mensch - aber auch erst gesteuert von Leuten im Hintergrund. Wer genau das ist, weiß ich auch nicht.
Das würde zumindest auch erklären, weshalb die Demokraten nochmals mit einem offensichtlich senilen Kandidaten ins Rennen gehen.
Richtig, der ist kontrollierbar. Aber Trump am Ende auch - er ist leicht erpressbar, weil er so viel Dummheiten gemacht hat in seinem Leben.
Was hältst Du von Robert J. Kennedy?
Ich habe eine relativ hohe Meinung von ihm und er ist ein intelligenter Mensch. Leider kommt er von den Demokraten und ist ein Interventionist. Ich habe eine schlechte Meinung von allen Regierungen dieser Tage. Sie sind zu groß und bürokratisiert. Vor rund 100 Jahren betrugen die Staatsausgeben von Frankreich, Großbritannien der USA rund zehn Prozent des Bruttosozialprodukts. Zehn Prozent nahm man ein in Form von Steuern und diese zehn Prozent gab man aus. In der westlichen Welt liegt dieser Prozentsatz heute bei mehr als 50 Prozent. Wer sammelt dieses Geld ein? Was für Leute sitzen dort? Inkompetente und arrogante Idioten, die nichts wissen, aber ständig Maßnahmen erlassen. Das Volk wehrt sich dagegen nicht. Unglaublich, dass sich während Covid so viele Leute einsperren und impfen ließen. Aber gut, das ist mittlerweile passé. Die Demokratie hat eine Bürokratie herangezüchtet, in der niemand mehr verantwortlich ist. Kritiker werden heute mit Steuerprüfungen gefügig gemacht.
Sowohl Gold als auch Silber sind in den vergangenen Wochen stark gestiegen. Ist das das monetäre “Endgame”?
Kurzfristig ist das schwer zu prognostizieren. Offensichtlich sind beide Metalle jetzt nach oben ausgebrochen. Ob das der Beginn eines längerfristigen Trends ist, wissen wir noch nicht. Ich gehe davon aus, dass wir in der westlichen Welt nicht mehr viel Optionen haben. Eine Möglichkeit wäre, die Steuern stark zu erhöhen. Aber das sind unpopuläre Entscheidungen, und diese Politiker werden vermutlich abgewählt. Die zweite Möglichkeit wäre, die Staatsausgaben wesentlich zu reduzieren.
Das ist das, was Milei in Argentinien gerade macht.
Richtig, aber noch ist fraglich, ob er damit erfolgreich sein wird. Die dritte Möglichkeit ist, die Schulden einfach nicht zu bezahlen. Auch das ist schwierig, weil unter anderem Pensionskassen und Sozialversicherungen viele Staatsanleihen haben, die dann wertlos wären. Die letzte Option ist eine Entschuldung durch Geldentwertung. Die Inflation ist eine Steuer, aber sie fällt kurzfristig niemanden auf. Wir stehen am Beginn einer dauerhaften Geldexpansion. Denn wer mit Inflation versucht die Wirtschaft anzukurbeln, musst ständig die Intensität der Eingriffe erhöhen. Das endet immer in einem Debakel, aber kann länger funktionieren, als man es für möglich hält. Schauen Sie die Türkei an: Dort sind die Inflationsraten seit Jahren im hohen zweistelligen Bereich.
Als ich dort gelebt habe, konnte ich miterleben, wie die Mittelschicht ausgehöhlt wurde. Den Reichen aber ging es nicht schlechter.
Es kommt zu einer Konzentration eines Reichtums.
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